Bewegtes Leben
89-Jähriger ist Abenteurer & Sportler durch und durch

- Brigitte und Ferdinand Kohlberger sind die vermutlich aktivsten und fittesten Über-80-Jährigen in Freistadt.
- Foto: Privat
- hochgeladen von Elisabeth Klein
Ferdinand Kohlberger blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück. Der knapp 90-Jährige ist fitter und aktiver als viele 40-Jährige. Redakteurin Elisabeth Klein erzählte der Freistädter von einigen seiner abenteuerlichen Reisen. Um diese und all seine beeindruckenden Geschichten festzuhalten, bräuchte es eigentlich ein Buch, mit mindestens zwei Bänden.
FREISTADT. Bei Kaffee und Keksen berichtet Ferdinand Kohlberger von seinem Leben. Der Grund für den Besuch: ein Porträt über den beeindruckend fitten Senior für die bevorstehende "GesundheitsRundSchau". "Ich weiß ja gar nicht, was ich Ihnen sagen soll", sagt der 89-Jährige anfänglich. Wenig später sprudeln die Geschichten nur so aus Kohlberger raus. Er erinnert sich an die kleinsten Details und untermauert seine Erinnerungen mit vielen Fotos. Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend in und nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem jedoch von zahlreichen abenteuerlichen Reisen im hohen Alter.

- Viele Mitbringsel und Souvenirs erinnern an die zahlreichen Abenteuer und Reisen des Ferdinand Kohlberger.
- Foto: BRS / Klein
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Abenteuerlust im Alter so richtig entfacht
"Ich war immer schon sportlich und aktiv, jedoch standen lange Zeit Arbeit, Hausbau und die Familie im Fokus", so Kohlberger. In der Pension lebte er schließlich sein Fernweh richtig aus. Seine Expeditionen forderten ihn körperlich und geistig, hielten ihn fit. So gut wie immer mit auf seinen Reisen dabei: seine Kamera, mit der er unter anderem einen Wolf und einen Bären aus nächster Nähe filmte und fotografierte. Unternommen hat er seine Reisen alleine, großteils über "Weltweitwandern" mit Sitz in Graz. Wenig überraschend war er dabei meistens der älteste Teilnehmer.
Vom Nordkap zum Polarkreis mit dem Hundeschlitten
Kohlbergers Reisen führten ihn um die halbe Welt. Insgesamt bestieg er elf 5.000er. Mit 70 Jahren war er mit einer kleinen Gruppe eine Woche lang mit Schlittenhunden vom Polarkreis zum Nordkap unterwegs. "Ich musste früher anreisen, da ich bis dahin keine Ahnung von Schlittenhunden und Schlittenfahren hatte", so Kohlberger, der es immer genoss, auf sich selbst angewiesen zu sein. Mit sechs Huskies legte er dann insgesamt 800 Kilometer zurück, weite Teile davon auch zu Fuß. Noch heute weiß er alle Kommandos und alle Namen seiner Schlittenhunde.

- Ferdinand Kohlberger beim Hundeschliten-Rennen vom Polarkreis zum Nordkap.
- Foto: Ferdinand Kohlberger
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Den "heiligsten Berg der Welt" umrundet
Mit 73 reiste er nach Chile, mit 74 Jahren umrundete er den "Kailash", den heiligen Berg der Buddhisten in Tibet. Dabei legte er 52 Kilometer in 6,5 Stunden in einer Höhe von 5.000 Metern zurück. Geschlafen wurde - wie so oft - in einem leichten Zelt, das er im Rucksack mittrug. Auch in Lappland im Jahr 1975 war Kohlberger 300 Kilometer und acht Tage lang mit einem 25-Kilo-Rucksack auf Tourenskiern unterwegs.

- Ferdinand Kohlberger 1975 in Lappland.
- Foto: Ferdinand Kohlberger
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"Er hatte immer wenig Gepäck mit und kam mit nichts heim. Seine Unterhosen trug er eine ganze Woche und vergrub sie dann"
erzählt Brigitte Kohlberger, die für eine seiner ersten Reisen dicke Wollfäustlinge strickte, die ihn heute noch bei vielen Ausflügen begleiten. "Damals gab es auch noch keine so gute Ausrüstung, er hatte oft nur einen dünnen Anorak an", erinnert sich die 83-Jährige. 1996 durchquerte Kohlberger zum zweiten Mal die Sahara, wo er fast von einer tödlichen Viper gebissen worden wäre. Mit 75 reiste er in die Mongolei. Den internationalen Koasalauf (ein Langlaufwettbewerb über 50 Kilometer in Tirol) bewältigte er unter anderem 2002, im Alter von 69 Jahren.

- Vor drei Jahren, im Alter von 87 Jahren machte Kohlberger einen Tandem-Fallschirmsprung. Ein Geburtstagsgeschenk seiner Frau Brigitte.
- Foto: BRS / Klein
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Eine Woche auf einer einsamen Insel
Mit 66 Jahren erfüllte sich Kohlberger einen besonderen, aber auch sehr riskanten Wunsch: Nach vier Wochen in Kanada ließ er sich eine Woche lang auf einer unbewohnten Insel auf den "Queen Charlotte Islands" zwischen Kanada und Alaska aussetzen.
"Ich hatte nichts mit außer einen Regenumhang, einen Kompass, einen kleinen Kocher und ein paar Packerlsuppen. Ich kämpfte mich zum anderen Ende der Insel durch, wo sich mir ein beeindruckender Blick auf Alaska bieten sollte. Als ich dann dort war, konnte ich durch den dichten Nebel keine zehn Meter weit sehen. Da war ich nach all den Strapazen dann schon richtig sauer."
Während der Abenteurer regelmäßig quer durch die Welt pilgerte, machte sich seine Frau zuhause oft große Sorgen: "Das war damals ja nicht so wie heute, dass man schnell anruft oder eine SMS schreibt. Ich habe teils wochenlang nichts von ihm gehört." Aber es war schier unmöglich, ihren Mann zu halten: "Seine Reisen machten ihn einfach enorm glücklich."

- Mongolei im Jahr 2007.
- Foto: Ferdinand Kohlberger
- hochgeladen von Elisabeth Klein
Mit Freude und Stolz zeigt Kohlberger, der "Mühlviertler", wie er auf seine Reisen häufig von den anderen genannt wurde, die vielen Fotos und Erinnerungen an seine Reisen: Ein Stück Baumrinde, ein mongolisches Würfelspiel oder ein Stück Lavagestein, das ihm ein Vulkan in Chile vor die Füße "spuckte". Zahlreiche Fotos und Erinnerungen zieren das Zuhause des Ehepaars.

- Ferdinand Kohlberger in Chile, 2005.
- Foto: Ferdinand Kohlberger
- hochgeladen von Elisabeth Klein
"Wir backen jetzt kleinere Brötchen"
Ferdinand und Brigitte Kohlberger waren schon immer sportlich, sehr aktiv und gerne in der Natur. "Wir hielten Tanzkurse, nahmen stets am Senioren-Tanzen teil, auch jetzt noch, und organisierten Nordic-Walking-Kurse. Meine Frau war 25 Jahre lang Vorturnerin. Wir waren zudem gerne wandern und bergsteigen", erzählt Kohlberger, der 40 Jahre lang für die Krankenkasse in Freistadt und Linz tätig war. Auch jetzt sind sie fast täglich draußen unterwegs, gerne mit dem Hund ihres Sohnes.
"Ich fahr jetzt nicht mehr Ski und langlaufe auch nicht mehr, aber ich gehe noch Schneeschuhwandern und jeden Dienstag leite ich eine Nordic-Walking-Gruppe. Start und Ziel ist beim Hallenbad. Wir gehen immer zwei Stunden. Wir backen jetzt halt etwas kleinere Brötchen, aber sind immer noch sehr aktiv"
erzählt der achtfache Urgroßvater. Kürzlich wurde sein jüngstes Urenkerl getauft - auf den Namen Ferdinand.
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