Interview

Appell der Bezirkshauptfrau: "Bitte gehen Sie impfen!"

FREISTADT. Ab Ende Oktober ging es in Sachen Corona-Pandemie rund – auch im Bezirk Freistadt. Wir haben uns wenige Tage vor Weihnachten mit Bezirkshauptfrau Andrea Außerweger über Ausreisekontrollen, Impfquoten und Demonstrationen unterhalten.

Frau Außerweger, wie haben Sie und Ihre Behörde den Beginn der vierten Welle erlebt?
Als die 7-Tages-Inzidenz auf mehr als 500 stieg, trat im Bezirk Freistadt mit 29. Oktober eine Ausreise-Testpflicht in Kraft. Wir waren mit dieser Maßnahme nach Braunau der zweite Bezirk in Oberösterreich. Weil die Menschen bei der Ausreise einen negativen Test vorweisen mussten, haben wir das Testangebot rasch verstärkt. Wir haben die Öffnungszeiten in Bad Zell ausgeweitet, eine zweite Linie in Freistadt eingerichtet und ein weiteres Angebot in Pregarten geschaffen.

Die Zahlen sind aber trotzdem weiterhin dramatisch angestiegen.
Das stimmt leider. Wir hatten Anfang November etwa 140 Neuinfektionen pro Tag. Der Höhepunkt im negativen Sinn war am 23. November mit 225 Neuinfektionen erreicht.

Waren Sie froh, als schließlich der Lockdown verhängt wurde?
Absolut! Ich habe den Lockdown herbeigesehnt, denn ohne diese Maßnahme wären die Zahlen explodiert. Weder die Krankenhäuser noch das Rote Kreuz noch die Bezirkshauptmannschaften wären dann ohne anderweitige Hilfe ausgekommen.

Wie hat sich der Lockdown ausgewirkt?
Nach zwei Wochen war eine spürbare Entspannung bemerkbar. Die Fälle gingen auf 80 zurück, momentan haben wir etwa 25 Neuinfektionen pro Tag. Der Lockdown hat sich also sehr positiv ausgewirkt.

Sie sind immer bemüht, die Menschen zum Impfen zu bewegen. Wie erfolgreich sind Sie dabei?
Ehrlich gesagt haben wir im Bezirk Freistadt, was das Impfen angeht, noch sehr viel Luft nach oben. Ich möchte aber die positiven Beispiele wie Leopoldschlag herausstreichen. Die Gemeinde liegt im Bezirks-Ranking an erster Stelle, was unter anderem auf das Engagement des dortigen Gemeindearztes zurückzuführen ist.

Welche Rolle spielen die Bürgermeister in der Pandemie?
Eine sehr große und ich muss sagen: Unsere Bürgermeister sind alle sehr engagiert – sowohl was die Planung von Pop-up-Impfungen als auch das Schaffen von niederschwelligen Angeboten betrifft. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

Impfgegner hielten vor dem Klinikum Freistadt eine dubiose Versammlung ab. Haben Sie den Veranstalter ausfindig machen können?
Nein, noch nicht. Ich möchte klarstellen, dass diese Demonstration nicht angemeldet war. Wir haben aber im Vorfeld Wind davon bekommen und die Polizei hingeschickt, um eine Eskalation zu vermeiden.

Was halten Sie generell von derartigen Veranstaltungen?
Nichts – und für den Ort der Demonstration habe ich absolut kein Verständnis. Wo man genau weiß, dass das Gesundheitspersonal in dieser Zeit Übermenschliches leistet, um Menschenleben zu retten.

Jetzt kommt die Impfpflicht – was sagen Sie dazu?
Offenbar sind die bisherigen Informationen zu wenig durchgedrungen. Die Impfpflicht ist das letzte Mittel, das der Staat sieht, um aus der Pandemie zu kommen. Auch ich bin dieser Meinung, daher mein Appell: Bitte gehen Sie impfen! Die Impfung ist ein Sicherheitsnetz, das sehr viele schwere Erkrankungen abfangen kann.