Wirtschaftskammer Freistadt
"Arbeitszeitverkürzung gefährdet Wohlstand und Pensionen"
BEZIRK FREISTADT. Die gewerblichen Betriebe im Bezirk Freistadt beschäftigten mit Ende Juli 2023 rund 11.500 Mitarbeiter. Das sind um etwa sechs Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie. Damit liegt der Bezirk Freistadt deutlich über dem oberösterreichischen Durchschnitt, der nur um zwei Prozent gestiegen ist.
Arbeitszeit sinkt von allein
„Obwohl die regionale Wirtschaft deutlich mehr Menschen beschäftigt als 2019, fehlen hier Arbeitskräfte. Warum? Weil alle im Schnitt immer weniger arbeiten“, sagt Christian Naderer, Bezirksobmann der Wirtschaftskammer Freistadt. Laut Statistik Austria ist die tatsächlich geleistete Wochenarbeitszeit in Österreich durchschnittlich um anderthalb Stunden kürzer als 2019 und um fünf Stunden kürzer als vor 20 Jahren. Die Arbeitszeit sinkt also von allein. „Eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung – etwa auf 32 Wochenstunden – würde den Arbeitskräftemangel noch weiter verschärfen. Ein Eingriff von außen ist also unnötig, ja sogar schädlich“, betont Naderer.
32-Stunden-Korsett passt nicht
Charakteristisch für die Wirtschaft im Bezirk Freistadt sind kleine und mittelständische Familienunternehmen. „Die Erfahrung gerade in unseren Betrieben zeigt: Jobs oder Arbeitszeit lassen sich nicht nach Belieben auf mehr Köpfe umverteilen. Ein 32-Stunden-Korsett für alle passt da nicht“, kritisiert Naderer. “Unsere Forderung an die Politik lautet daher nicht: Redet weiter über die Verkürzung der Arbeitszeit! Sondern vielmehr fordern wir: Tut etwas für die Entlastung des Faktors Arbeit. Wer mehr arbeiten will, soll davon spürbar mehr Einkommen haben“, sagt Naderer.
Immer weniger Erwerbstätige
Das Arbeitsvolumen ist Basis für Wohlstand und Pensionsfinanzierung. „Die Erwerbstätigen finanzieren einerseits ihren eigenen Lebensstandard, andererseits im Umlageverfahren die aktuellen Pensionen und mit ihren Steuern das Bildungs-, Gesundheits- und Pflegesystem“, sagt Dietmar Wolfsegger, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Freistadt. Die Zahlen der Pensionen und Pflegebedürftigen steigen rasant, die Zahl der Erwerbspersonen sinkt. „Eine Verkürzung der Arbeitszeit – beispielsweise beim Gesundheitspersonal – ohne neue Arbeitskräfte würde die Situation auch in unserem Bezirk deutlich belasten“, warnt Wolfsegger.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.