Auch digital wird getrauert

Andrea Obermüller | Foto: Privat
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BEZIRK FREISTADT. Der tragische Tod von Bürgermeister Christian Jachs im August hat gezeigt: Immer mehr Menschen verleihen auch via Internet ihrer Trauer Ausdruck. Wer aus zeitlichen oder räumlichen Gründen keine Gelegenheit hatte, sich ins Kondolzenbuch am Stadtamt einzutragen, schrieb auf die Seite der Traueranzeige des Bestattungsunternehmens Obermüller. 85 Menschen schrieben dort berührende Zeilen, 234 entzündeten digital und symbolisch eine Gedenkkerze. Andrea Obermüller: „Die Möglichkeit, sich daheim in aller Ruhe in ein Kondolenzbuch eintragen zu können, wird sehr positiv bewertet.“ Was allerdings vielen Hinterbliebenen Sorgen macht, ist der digitale Nachlass. Fast jeder hinterlässt im World Wide Web Spuren. Als digitaler Nachlass werden jene Daten bezeichnet, die nach dem Tod eines Users im Internet weiter bestehen. Dazu zählen Profile in sozialen Netzwerken wie Blogs, Facebook oder Twitter, aber auch E-Mail-Konten, Partnervermittlungsbörsen, Mitgliedschaften bei kostenpflichtigen Multimediadiensten wie Netflix und nicht zuletzt Online-Banking oder Konten bei Online-Bezahldiensten. Der Umgang damit stellt Hinterbliebene vor große Herausforderungen, da sie in der Regel weder wissen, wo der Verstorbene im Internet aktiv war, noch welche Zugangsdaten und Passwörter für die Online-Aktivitäten benutzt worden sind. Andrea Obermüller: „Wir als Bestatter können jetzt auch das Ausforschen dieser digitalen Spuren übernehmen!“ (sieh Info-Box unten).
Besonders wichtig ist den Trauernden, dass die Erinnerung an die Verabschiedung nicht verloren gehen soll. „Seit etwa einem Jahr mache ich daher ein kostenloses Gedenkbuch mit Fotos von der Aufbahrung und allen Einträgen ins elektronische Kondolenzbuch“, so die Neumarkter Bestatterin.

Digitaler Nachlass

Auf der Homepage Saferinternet.at-Broschürenservice kann man sich kostenlos wichtige Infos herunterladen. Auch der Wiener Verein hat in Zusammenarbeit mit Bestattern eine Möglichkeit gefunden, den Angehörigen bei der Suche von Spuren im Internet zu helfen. Dieses Service geht in den nächsten Tagen in Betrieb.

Sternenkinder

Die Engels- oder Sternenkinder, die bei der Geburt unter 500 Gramm wiegen, wurden früher einfach irgendwo beigesetzt. Darunter haben besonders die schwer geprüften Eltern gelitten.Jetzt dürfen diese Kinder endlich beerdigt werden und bekommen ihr eigenes Platzerl im Familiengrab am Friedhof oder auch im Garten der Familie, wenn es sich um eine Urnenbestattung handelt.

Letzte Ruhestätte unter Bäumen bei der Burg Clam

BEZIRK. Bei den Begräbnissen gibt es zwei Trends: Urnenbestattungen und individuelle Gestaltung der Trauerfeiern.

Worauf legen die Hinterbliebenen besonderen Wert?

Andrea Obermüller:

Bereits jeder Zweite in meinem Zuständigkeitsbereich entscheidet sich für ein Urnenbegräbnis. Totenbilder, Parten, Trauerfeiern und sogar Aufbahrungen werden immer individueller. So wurde ein Aufbahrungsraum für einen Jäger wie ein Wald gestaltet.

Es haben aber nicht alle Menschen ein Naheverhältnis zur Kirche ...
Ich glaube, dass es bei kirchlichen Begräbnissen auch um vorhandene Rituale gehen soll. Hier eignet sich vor allem das vorabendliche Gebet für eigene Ideen. Bei Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, ist die Nachfrage nach Trauerrednern sehr groß. Diese gestalten eine Feier ganz nach den Wünschen der Angehörigen.

Offenbar spielt die Natur eine große Rolle?

Seit kurzem gibt es bei der Burg Clam im Bezirk Perg die Möglichkeit von Baumbestattungen. Zwei Interessenten fahren demnächst hin, um sich einen Baum auszusuchen.


Kommentar von Elisabeth Hostinar:

Facebook-Anfragen ins Jenseits

Der Tod eines Menschen hinterlässt nicht nur eine große Lücke, sondern macht leider oft Probleme. Manchmal verirren sich Briefe oder Rechnungen an Verstorbene, was die Angehörigen zurecht als pietätlos empfinden. Gar nicht zu reden von nicht vorhandenen oder einseitig verfassten Testamenten. Der Streit ums Vermögen hat schon viele Familien entzweit oder in jahrelange Gerichtsverfahren gestürzt. Besonders kurios: Wer sich nach langer Zeit via Internet bei Bekannten meldet und sich wundert, warum er keine Rückantwort bekommt, sollte bedenken: Der Betreffende könnte verstorben sein, und die Angehörigen haben es verabsäumt, den Account zu löschen. Der Grund: Passwörter sind nicht bekannt. Daher der Appell an Internet-User: Eine Mappe mit Zugangsdaten ist genauso wichtig wie ein ordentliches Testament!

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Foto: Cityfoto
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