Diagnose Krebs verändert alles
Seit zehn Jahren hat die Krebshilfe Oberösterreich eine Beratungsstelle in Freistadt.
FREISTADT. Die Anfänge der Krebshilfe in Österreich reichen zwar bis in die Kaiserzeit, bis ins Jahr 1910, zurück, doch mussten die Menschen am Land lange Zeit in die Städte, um eine profunde Beratung in Anspruch zu nehmen. Seit zehn Jahren gibt es in Freistadt eine Krebsberatungsstelle. Ebenso lang dabei ist der Psychotherapeut Harald Schierer. „Es war das Bestreben von Peter Flink, dem Geschäftsführer der Krebshilfe in Oberösterreich, flächendeckend regionale Beratungsstellen einzurichten“, sagt Schierer. Die Beratungsstelle bieten für Betroffene und Angehörige sowohl eine psychologische als auch eine sachliche Betreuung in sozialrechtlichen Fragen – beides kostenlos und anonym. In speziellen Fällen werden auch Ärzte für die Einholung von Zweitmeinungen vermittelt.
„Die Menschen brauchen jemanden, mit dem sie über ihre Ängste, Befürchtungen und Vorstellungen sprechen können, um sich besser zurechtzufinden“, so Schierer. Schließlich ist die Diagnose Krebs eine massive Veränderung im Leben, die viele Fragen und den Bedarf einer Neuorientierung mit sich bringt. „Bei so einem Einschnitt ins Leben stellen sich sehr viele Fragen“, sagt Schierer. Die Diagnose trifft die meisten sehr plötzlich, wobei es dann sehr schnell geht: also die genauen Untersuchungen und der Beginn der Behandlung. „Das Leben erhält in vielen Fällen einen völlig anderen Wert, ist nicht mehr so selbstverständlich,“ weiß Schierer. Oft ist die leibliche Existenz bedroht, was in Unbehagen und Unsicherheit mündet, und nicht selten in Depression. Viele Patienten erleben ein Abrücken von Bekannten, spüren Distanz, Scheu oder Überreaktion. Dabei kann die Beratung helfen, eine neue Lebensqualität zu finden und psychologischen Folgen entgegenzuwirken. „Es kommen mehr Angehörige als Betroffene zur Beratung, und generell mehr Frauen als Männer“, berichtet Schierer. Dies zeige, wie sehr eine Krebserkrankung auch Auswirkungen auf die gesamte Familie hat und daher auch das Familiensystem in die Beratung miteinbezogen werden sollte.
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