Freistadts Bezirksjägermeister Gerhard Pömer
"Ein Viertel aller Wildunfälle wird nicht gemeldet"

- Warnwesten mit der Aufschrift „Achtung Wildunfall“ sollen Autofahrer zum Langsamfahren animieren.
- Foto: Pömer
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Mehr als 300 Wildunfälle gibt es pro Jahr alleine im Bezirk Freistadt. "Ein Viertel davon wird nicht gemeldet", erzählt Bezirksjägermeister Gerhard Pömer. Gerade jetzt in den Herbstmonaten appelliert er an alle Verkehrsteilnehmer, achtsam und defensiv zu fahren und Wildunfälle unbedingt sofort bei der Polizei oder dem zuständigen Jäger zu melden.
BEZIRK FREISTADT. In Gemeinden wie Lasberg und St. Oswald ist die Zahl der Wildunfälle besonders hoch. "Das hängt mir der Lage der Bundesstraße zusammen", erklärt Gerhard Pömer aus Waldburg, der seit mehr als 20 Jahren Bezirksjägermeister ist. "Im Frühjahr wechseln vor allem die Böcke, die Revierkämpfe austragen. Im Herbst sind es meist Geiße und Kitze auf der Suche nach Äsungsplätzen in der Sonne."
Vollbremsung gerechtfertigt
Wer wegen eines Tieres bremst, riskiert im Falle eines Auffahrunfalls ein Mitverschulden. Bei einem Zusammenstoß mit einem Wildschwein, Reh oder Hirsch rechtfertigt die Gefahr für den Menschen jedoch eine Vollbremsung. "Trifft man mit 50 km/h auf einen 20 Kilo schweren Rehbock, wirkt eine halbe Tonne auf Fahrzeug und Fahrer, bei 100 km/h beträgt die Aufprallwucht bereits zwei Tonnen", warnt der 74-Jährige. Nicht selten ende ein Wildunfall mit einem Totalschaden am Fahrzeug.
Während Dämmerung bremsbereit fahren
"Wildunfälle passieren meistens in der Dunkelheit. Deshalb ersuchen wir die Autofahrer in den Frühlings- und Herbstmonaten besonders in der Morgen- und Abenddämmerung defensiv zu fahren", erklärt Pömer. Vor allen an Straßen mit dem Verkehrszeichen "Vorsicht Wildwechsel" sei bremsbereites, langsames Fahren und das Einhalten von genügend Abstand besonders wichtig. Ist ein Wildtier auf der Fahrbahn, sollte man nach Möglichkeit bremsen und nicht ausweichen. "Wildtiere sind Rudeltiere und selten alleine unterwegs. Achten Sie deshalb auch auf weitere Artgenossen entlang der Straße", empfiehlt Pömer.
Richtiges Verhalten bei Wildunfällen
Jeder vierte Wildunfall wird nicht gemeldet. Hinter dieser Zahl vermutet Pömer vor allem eines: Bequemlichkeit. Unfallwild wird oft Tage später auf Grund von Verwesungsgeruch gefunden. Viele Tiere leiden stunden- oder tagelang, bevor sie ihren Verletzungen erliegen. Dass ein Tier eine Unfall überlebt, sei die große Außnahme. Aus rechtlicher Sicht müssen Wildunfälle beim jeweiligen Jagdausübenden, dem Jagdleiter oder der Polizei gemeldet werden. Dazu kommt: Ist man gegen Wildunfälle versichert, übernimmt die Versicherung den Schaden nur, wenn eine Bestätigung der Polizei vorhanden ist. "Wir ersuchen die Lenker, uns sofort zu kontaktieren und Straße, Kilometerzahl und Fahrtrichtung bekanntzugeben, sodass wir das Tier rasch finden und erlösen können", appelliert Pömer an alle Verkehrsteilnehmer und betont zugleich: "Die Zusammenarbeit zwischen Jägern und der Polizei funktioniert im Bezirk Freistadt wirklich hervorragend, egal ob Tag oder Nacht."
Neue Warnwesten sollen Jäger schützen
Einen Appell richtet Pömer nicht nur an zukünftige Unfalllenker, sondern auch an alle Verkehrsteilnehmer, die zu einem solchen dazukommen: „Bitte fahren Sie langsam an der Unfallstelle vorbei! Ich bin seit 52 Jahren Jäger und habe schon hunderte Rehe gesucht, meistens mit meinem Hund. Den traue ich mir mittlerweile jedoch gar nicht mehr von der Leine zu lassen, aus Angst, dass ihn jemand anfährt.“ Um für die Sicherheit der Jäger im Bezirk zu sorgen, hat Pömer nun Warnwesten mit der Aufschrift „Achtung Wildunfall“ an alle Weidmänner verteilt. Zusätzlich stellen die meisten Jäger Warndreiecke auf und schalten die Warnblinkanlage an.
Unfallwild nicht für Verzehr geeignet
Immer wieder komme es vor, dass Wildunfälle nicht nur nicht gemeldet werden, sondern angefahrene Rehe oder Hasen auch einfach im Kofferraum des Unfallfahrzeuges verschwinden. „Das ist nicht nur bedauerlich, sondern auch unklug“, betont Pömer. Wer verletzte oder getötete Wildtiere mitnimmt, macht sich des Wilddiebstahls strafbar. In fast allen Fällen ist das Fleisch außerdem nicht mehr zum Verzehr geeignet. „Verkehrsopferwild ist für uns Jäger kein Lebensmittel, da die Tiere unter Stress- und Krafteinwirkung ums Leben kamen,“ erklärt Pömer. Deshalb bringen die Jäger die toten Wildtiere immer zur Tierkörperverwertung.
Zur Sache
• Im Bezirk Freistadt gibt es etwa 300 Wildunfälle pro Jahr.
• Die meisten Unfälle passieren in Lasberg und St. Oswald.
• Jeder vierte Wildunfall wird nicht gemeldet.
Was tun, wenn Sie einen Wildunfall verursachen?
• Sofort dem Jäger oder der Polizei melden, auch wenn das Tier weiterläuft
• Straße, Kilometerzahl und Fahrtrichtung bekannt geben
• Am Unfallort warten
• Verletzte oder tote Tiere nicht berühren
Was tun, wenn Sie zu einem Wildunfall hinzukommen?
Fahren Sie langsam und achtsam an der Unfallstelle vorbei, um Einsatzkräfte und Jäger nicht zu gefährden.
Wie kann ich Wildunfälle vermeiden?
• Achten Sie auf das Verkehrsschild „Achtung Wildwechsel“!
• Fahren Sie während der Dämmerung langsam und defensiv!


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