Manuel Kubicka
Freistädter (35) erforscht den Weltraum

Manuel Kubicka war maßgeblich an der Entwicklung eines Nanosatelliten in Zusammenarbeit mit der ESA beteiligt. | Foto: Privat
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  • Manuel Kubicka war maßgeblich an der Entwicklung eines Nanosatelliten in Zusammenarbeit mit der ESA beteiligt.
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Der gebürtige Freistädter Manuel Kubicka arbeitet seit vier Jahren als Weltraumforscher in Graz. Er war maßgeblich an der Entwicklung eines Nanosatelliten in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) beteiligt, der nun seit fast zwei Jahren im Weltraum getestet wird. Die BezirksRundschau Freistadt hat den 35-jährigen begeisterten Parkour-Sportler zum Interview getroffen.

Herr Kubicka, Sie sind Weltraumforscher. Wie kam es zu dieser seltenen Berufswahl?
Nach Abschluss der HTL für Elektronik und technische Informatik in Linz Leonding arbeitete ich einige Jahre in der Netzwerkabteilung der OÖ Ferngas. Danach absolvierte ich das Bachelorstudium für Elektrotechnik und Toningenieurwesen in Graz. Ich wollte mich jedoch mehr dem Thema Physik widmen und habe mich deshalb als einer von nur etwa 15 Studenten pro Jahr für das Masterstudium "Space Sciences and Earth from Space" an der Technischen Universität Graz bzw. Karl-Franzens-Universität in Graz, der Weltraumhauptstadt Österreichs, entschieden. Derzeit habe ich im Zuge meines Doktorstudiums eine Forschungsposition inne. 

Im Zuge dieser Forschungsposition haben Sie einen Nanosatelliten entwickelt und testen diesen gerade im Weltraum. Was ist und was kann so ein Nanosatellit?
Der Satellit fällt in die Kategorie der sogenannten "CubeSats" und ist mit zehn mal 34 Zentimetern etwas größer als ein Milchkarton. Dazu kommen ausklappbare Solarpaneele, um genügend Strom zu erzeugen. "OPS-SAT" trägt den Beinamen "SpaceLab" und ist somit ein kleines Labor im Weltraum. Wie in jedem Labor werden auch auf OPS-SAT Experimente ausgeführt, um neue Technologien zu erforschen und vorhandene zu verbessern bzw. zu vereinfachen. Das SpaceLab bietet Firmen und Universitäten, aber auch privaten Forscher die Möglichkeit, Ideen direkt im Weltraum auszuprobieren, ohne dafür einen eigenen Satelliten entwickeln zu müssen. Das spart einerseits eine Menge Zeit und Geld, aber das Wichtigste ist, dass sich die Forscher an neue Ideen heranwagen, die ansonsten nur schwer umzusetzen wären.

Satelliten sind von unserer modernen Welt kaum wegzudenken. Warum?
Niemand würde gern auf sein Navi verzichten oder auf den Wetterbericht. Aber natürlich gibt es auch noch eine Menge anderer wichtiger Bereiche, in denen Satelliten zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel bei der Telekommunikation, beim Klimaschutz und auch beim Katastrophenschutz. Stück für Stück werden solche Aufgaben heutzutage von immer kleineren Satelliten bewältigt. OPS-SAT soll helfen, diese Entwicklung zu beschleunigen und sozusagen jedem die Möglichkeit bieten, eigene Ideen zu verwirklichen.

Was war bei der Entwicklung des Satelliten genau Ihre Aufgabe? Und woran arbeiten Sie jetzt, wo der "OPS-SAT" in der Umlaufbahn ist?
Da wir ein sehr kleines Team sind, war jeder von uns an beinahe allen Aufgaben irgendwie beteiligt. Ich hatte das Glück, den Satelliten dann aus seinen Einzelteilen zusammenbauen und testen zu dürfen. Es blieb allerdings spannend, da wir bis zum letzten Moment noch Adaptierungen vornehmen mussten, bevor wir dann mitten in der Nacht das Go für den Start bekommen haben. Gemeinsam mit einem meiner Kollegen brachten wir den Satelliten dann nach Kourou in Französisch Guayana, wo sich der Europäische Weltraumbahnhof befindet. Dort wurde der Satellit in eine Sojus-Rakete integriert, die am 18. Dezember 2019 startete. Mitverfolgt haben wir den Start dann im Kontrollzentrum der ESA in Darmstadt, was natürlich sehr aufregend war. Man weiß ja nicht, ob alles gut geht, der Satellit sich tatsächlich einschaltet und Kontakt mit dem Kontrollzentrum aufnimmt. Nach einigem Kopfzerbrechen und vielen nervenaufreibend Stunden haben wir dann das erste Signal erhalten. Es hat dann eine ganze Weile gedauert und noch einmal viele Nerven gekostet, bis alles so weit unter Kontrolle war. Nachdem alles überprüft war, haben wir den Satelliten für Experimente frei gegeben.

Was ist das Spannende für Sie an Ihrer Arbeit?
Ich war schon immer ein kleiner Tüftler. Das Erstellen von Testplänen, Überwachen, Analysieren, Prognostizieren, Finden und Lösen von Problemen und Schwierigkeiten, zum Teil bevor sie überhaupt auftauchen, taugt mir einfach. 

Sind Sie noch öfter in Ihrer alten Heimat?
Neben meinem Hauptwohnsitz in Graz habe ich noch eine Wohnung in Freistadt und bin sehr gerne und etwa ein- bis zweimal im Monat hier, wo ich meiner Leidenschaft, dem Parkour-Sport nachgehe, zum Beispiel im Thurytal oder im Stadtpark.

Das heißt, Sie haben nicht nur einen seltenen Beruf, sondern auch ein seltenes Hobby? Was genau ist Parkour und was bedeutet der Sport für Sie?
Parkour ist ein wichtiger Ausgleich für mich. Mein Bruder hat mich 2008 auf die damals noch relativ unbekannte Sportart gebracht. Wir haben uns dann oft mit einer Gruppe in Linz getroffen, von der ich viel gelernt habe. Der Sport kommt eigentlich aus Nordfrankreich und adaptiert das Training von Fortbewegungstechniken über Hindernisse aus einem nicht militärischen Gedanken. Es geht darum, Hindernisse schnell und effizient zu überwinden, sie zum Vorankommen zu nutzen und sich nicht durch die Umgebung einschränken zu lassen, sondern sie in die Bewegung zu integrieren. Ursprünglich ging es darum, die Grenzen des urbanen Raums zu brechen, jedoch lässt sich der Sport auch in der Natur hervorragend ausüben. Der Sport ist sehr vielfältig und vielseitig. Es lassen sich verschiedene Techniken und Kombinationen einsetzen, bei denen man vor allem ein gutes Körpergefühl braucht, um die Hindernisse verletzungsfrei zu überwinden. Es geht dabei aber auch viel ums Tüfteln, die Selbsteinschätzung und auch die Selbstüberwindung.

Um so gut zu sein wie Sie, muss man sicherlich viel trainieren, oder? Haben Sie auch schon an Wettbewerben teilgenommen?
Es gab Zeiten, da hab ich bis zu 40 Trainingsstunden pro Woche absolviert. So intensiv betreibe ich den Sport aktuell nicht mehr. An einem direkten Wettbewerb in Parkour habe ich noch nie teilgenommen, was auch sehr im Einklang mit der wettbewerbslosen Philosophie des Sports steht. Viel mehr war und ist es das Entdecken der einzigartigen Bewegungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel eben im Thurytal und in der Freistädter Altstadt, die man so sonst nirgends wo findet, das mich so gereizt hat. Das Schöne an Parkour ist nämlich die Community, das Miteinander und die Kombination von Kraft, Balance und Fitness, bei der jeder seinen individuellen Style entwickelt und seine eigenen Vorlieben ausleben kann.

Sie planen auch einen Parkour-Workshop in Freistadt?
Ja genau. Ich plane, im Herbst einen Parkour-Workshop anzubieten, um zu zeigen, was das Schöne und Besondere an diesem Sport ist und dass er – entgegen der allgemeinen Annahme – auch für Kinder und ältere Personen geeignet ist. Den genauen Zeitpunkt dazu kann ich derzeit leider noch nicht sagen, da ich derzeit sehr mit dem Abschluss meiner Dissertation beschäftigt bin. Ich hoffe aber, Ende Oktober Zeit zu finden.

Danke für das Gespräch!

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