Gesellschaftsproblem
Gewalt an Frauen hat im Bezirk Freistadt stark zugenommen

Wenn eine Frau Opfer von Gewalt wird, soll sie unbedingt Hilfe in Anspruch nehmen – zum Beispiel bei "Babsi" in Freistadt. | Foto: panthermedia/sdecoret
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  • Wenn eine Frau Opfer von Gewalt wird, soll sie unbedingt Hilfe in Anspruch nehmen – zum Beispiel bei "Babsi" in Freistadt.
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Das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich und die Frauenberatungsstelle Babsi betreuten allein im vorigen Jahr knapp 100 Betroffene im Bezirk Freistadt.

BEZIRK FREISTADT. Österreich liegt europaweit im Spitzenfeld, was Femizide betrifft. Allein im heurigen Jahr wurden bis Ende Februar schon sieben Frauen von gewalttätigen Männern ermordet. 2023 waren es laut des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser 26, im Jahr davor sogar 39. "Um die Morde zu verhindern, reicht es nicht, die Frauen zu schützen, da muss auch mit den Männern und potenziellen Tätern gearbeitet werden, vor allem an deren Rollenverständnis", sagt die Juristin Sylvia Klaffenböck vom Gewaltschutzzentrum Oberösterreich. Diese Einrichtung kooperiert schon seit 24 Jahren mit der Frauenberatungsstelle Babsi in Freistadt. Gemeinsam wurden im vorigen Jahr 98 Frauen im Bezirk Freistadt betreut, die von Gewalt betroffen sind. "Das ist eine Steigerung von 36 Prozent zum Jahr davor", sagt Babsi-Geschäftsleiterin Christine Lasinger. Insgesamt sprach die Polizei im Vorjahr 60 Betretungs- und Annäherungsverbote aus – auch hier ist ein gravierendes Plus von 25 Prozent festzustellen.

Ehefrau als Eigentum

Klaffenböck betont, dass es nicht reiche, wenn allein die Fraueneinrichtungen aufgrund der erschreckenden Statistik aufschreien. Auch die Männer, die sich dem althergebrachten Rollenbild verwehren, müssten sich zu Wort melden. "Es ist noch nicht allzu lange her, da glich der Status der Ehefrau rechtlich eher dem des Eigentums", sagt Klaffenböck. "In diesem Konstrukt sind viele Männer stecken geblieben. Gleichberechtigung und Gleichstellung nehmen sie als Gefahr wahr. Dabei ist das Patriarchat alles andere als eine Erfolgsgeschichte, wenn man einen Blick auf die Welt wirft."

Mehr Engagement von Männern

Auch Lasinger fordert mehr Engagement von den Männern: "Ich wünsche mir, dass sie eine aktive Rolle im Kampf gegen Gewalt an Frauen einnehmen und als Verbündete für Gleichberechtigung und gegen die Sexualisierung der Frau eintreten." Dafür die notwenigen Rahmenbedingungen zu schaffen, sei die Aufgabe der Politik. Präventionsarbeit müsse, so Lasinger, schon im Kindergarten und in der Schule beginnen. Sie sieht hier in erster Linie das Bildungsministerium gefordert.

Vertraulich, kostenlos und anonym

Wenn eine Frau Gewalt ausgesetzt ist, soll sie sich auf jeden Fall Hilfe holen. Es gibt viele Frauenberatungsstellen, die mit dem Thema vertraut sind. In der Frauenberatungsstelle Babsi bietet das Gewaltschutzzentrum OÖ dienstags und donnerstags persönliche Beratungsgespräche an. Diese sind vertraulich, kostenlos und können anonym in Anspruch genommen werden. Außerdem bietet Babsi psychologische und juristische Hilfe an.
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Zur Sache

  • In Österreich ist laut Statistik Austria jede dritte Frau ab dem 15. Lebensjahr von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb intimer Beziehungen betroffen.
  • Mehr als jede vierte Frau musste schon eine Form sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren.
  • 2023 wurden in Österreich 26 Femizide begangen, in den Jahren davor war es noch schlimmer: 2022 (39), 2021 (36), 2020 (31), 2019 (39) und 2018 (41). Heuer wurden schon sieben Femizide registriert.
  • Die Polizei verhängte im vorigen Jahr österreichweit 15.115 Betretungs- und Annäherungsverbote.
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