Prominente gegen Verschwörung
Messe Mühlviertel gerät immer mehr unter Druck

Platz für Verschwörung: Die Messe Mühlviertel stellt ihre Räumlichkeiten am 14. April dem Schweizer Daniele Ganser zur Verfügung. | Foto: BRS Freistadt
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  • Platz für Verschwörung: Die Messe Mühlviertel stellt ihre Räumlichkeiten am 14. April dem Schweizer Daniele Ganser zur Verfügung.
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Richtigstellung: In der Originalfassung dieses Artikels hieß es, dass am 30. Mai mit Ernst Wolff ein weiterer umstrittener Referent in der Messehalle Freistadt auftritt. Dessen Beiträge werden von der deutschen Bundesregierung als "verschwörungstheoretisch" und "antisemitisch" eingestuft. Von diesem Vortrag waren auf der Website menschheitsfamilie.at bereits Plakate zum Download verfügbar. Präsident Franz Kastler stellt fest, dass der Messe Mühlviertel für diese Veranstaltung KEINE Buchung vorliegt.

Prominente wehren sich mit Vehemenz dagegen, dass Freistadt zum Hotspot der Verschwörungstheoretiker wird.

FREISTADT. Die Berichterstattung der BezirksRundSchau über den Auftritt des Verschwörungstheoretikers Daniele Ganser in der Messehalle Freistadt hat für großen Wirbel gesorgt. In der Kritik steht vor allem die Messe Mühlviertel. Sie gibt dem Schweizer "Friedensforscher" am Sonntag, 14. April, eine Bühne. "Es stimmt uns besorgt, dass es in der Freistädter Messehalle zu Veranstaltungen kommt, die den rationalen Diskurs sowie das demokratische Miteinander mit substanzlosen Verschwörungserzählungen gezielt untergraben", heißt es in einem Schreiben der Plattform für Kultur und Menschlichkeit an den Vorstand der Messe Mühlviertel unter ihrem Präsidenten Franz Kastler.

Spiel mit dem Feuer

"Was hier betrieben wird, ist auf persönlicher Ebene ein Spiel mit menschlichen Ängsten und gesellschaftlich gesehen ein Spiel mit dem Feuer", heißt es in dem Brief der Plattform weiter. Als Unterzeichner treten Plattform-Sprecher Hans Käferböck aus Freistadt, die ehemalige Bezirkssprecherin der Grünen, Christiane Jogna aus Hagenberg, sowie der Gewerkschafter Klaus Pachner aus Pregarten in Erscheinung. Dieses Trio steht mit seiner Meinung längst nicht alleine da. Mittlerweile drücken weitere Prominente wie der Unternehmer Bernhard Kittel, Paul Raab (Bezirksobmann des Christlichen Lehrervereins) oder der ehemalige Freistädter Stadtpfarrer Franz Mayrhofer ihren großen Unmut aus. Sie alle wollen nicht, dass Freistadt zu einem Hotspot der Verschwörungstheoretiker wird.

Hinein in die Parallelwelt

Der Kabarettist und ehemalige Gymnasiallehrer Ernst Aigner aus Freistadt hat sich schon mehrere Videos von Daniele Ganser angesehen und angehört. Sein Fazit: "Er macht das sehr geschickt, spricht freundlich von Frieden, Achtsamkeit und Menschheitsfamilie. Man folgt ihm auch ein Stück weit, wenn er die aggressive Außenpolitik der USA kritisiert. Doch dabei bleibt es nicht." Antiamerikanismus sei für Ganser die Erklärung für alles. "Er gibt vor, nur Fragen zu stellen, lotst seine Fangemeinde aber durch Suggestivfragen und aus dem Kontext gerissenen Zitaten mitten hinein in die Parallelwelt der Verschwörungstheorien. Und schon glaubt man das, was Putins Propagandamaschinerie verbreitet."

Veranstalter ist "Antidemokrat"

Als Veranstalter des Vortrags von Ganser tritt – wie berichtet – Johann Peter Schutte in Erscheinung. Er bezeichnet die Wahl Alexander Van der Bellens zum Bundespräsidenten auf seiner Homepage als "Betrug". Für die Plattform gibt er sich damit offen als "Antidemokrat" zu erkennen.
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LESER/INNEN AM WORT
Welch friedliche Fans der selbst ernannte "Friedensforscher" Daniele Ganser tatsächlich hat, durfte die BezirksRundSchau Freistadt in den vergangenen Tagen hautnah erfahren. So wurde die Zeitung in einem Leserbrief als "Schmierblatt" bezeichnet, das "schwachsinnige Lügen" verbreite. Dem Autor wurde vorgeworfen, er sei "abgrundtief dumm", "ungebildet" und seine "Birne" müsse "ziemlich hohl" sein. In Versalien stand: "Sie gehören sofort weg von diesem Posten!" Eine weitere Leserin schrieb: "Es ist es eine Schande für Ihre Zeitung, dass Journalisten anscheinend nur mehr abschreiben und nicht mehr recherchieren können – einfach nur traurig und gefährlich noch dazu."
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FREISTADT IST NOCH NICHT VERLOREN
(Kommentar von Roland Wolf)
Die Messe Mühlviertel hat beim Staatsschutz nachgefragt. Der hatte keine Bedenken bezüglich des Auftritts von Daniele Ganser geäußert, und somit war das Thema für den Messevorstand erledigt. Die Verschwörung lässt die Kasse klingeln. Doch die Messe Mühlviertel hat darüber hinaus auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Vorträge zuzulassen, die das demokratische Miteinander untergraben und Antisemitismus schüren – das gehört gewiss nicht in dieses Repertoire. Das Engagement der Plattform für Kultur und Menschlichkeit gibt allerdings Hoffnung, dass Freistadt noch nicht verloren ist.

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