Aisfestfestspiele in der Bruckmühle
Turbulenter als in Pregarten kann Sommertheater kaum sein

- Foto: Nicolas Habichler
- hochgeladen von Roland Wolf
PREGARTEN. Turbulenter kann man sich Sommertheater kaum vorstellen. Vor allem wenn man an Johann Nestroy denkt. Beim Aistfestival in der Bruckmühle kann man in der aktuellen Sommerproduktion die Komödie „Frühere Verhältnisse“ sehen – und kommt aus dem Staunen und Lachen kaum heraus.
Neues Leben eingehaucht
Richard Maynau, Regisseur und Theaterleiter, den man getrost als wahren Nestroy-Kenner bezeichnen kann, hat mit seinem erstklassigen Bruckmühle-Ensemble einem Meisterwerk von Johann Nestroy neues Leben eingehaucht. Selten erlebt man eine Komödie, die noch dazu 160 Jahre alt ist, so modern und spritzig. Und das obwohl Maynau auf jede Modernisierung verzichtet hat. Er versteht es, das Ensemble so perfekt zu führen, dass es den typischen Nestroy-Ton genauso trifft wie sie die Situationskomik auf die Spitze treibt.
Junger Schönauer glänzt
Christoph Enzinger glänzt als Zettelträger Papp und hat viele Lacher auf seiner Seite als Hausdiener Melchior. Übrigens hat Maynau diese beiden Rollen in das Originalstück eingelegt, um dramaturgisch den nötigen Anlauf für das weitere turbulente Treiben ins Rollen zu bringen. Und da rollt es dann gewaltig. Gabriel Tober-Kastner als Scheitermann ist ein Simandl erster Klasse, er wird von seinen Gefühlen so gebeutelt, dass man mit ihm mitleiden muss. Eine Meisterleistung des jungen Schönauers, der ab nun Mitglied beim Ensemble der Bruckmühle ist.
Nestroyscher Wortwitz
Seine Frau, gespielt von Julia Beyerl, tut das Ihrige, um die früheren Verhältnissen ihres Mannes aufzudecken. Ein Kabinettstückerl erster Güte ist das Couplet, das sie im ersten Akt singt. Lukas Auberger als Anton Muffl zeigt, welche Wucht der Wortwitz von Nestroy hat. Perfekt, wie ein Meisterpianist betätigt er die Klaviatur der genialen Ausdrucksweise Nestroyschen Wortlauts und lässt darüber hinaus den heruntergekommenen Muffl aufs Höchste erstrahlen. Eine Klasse für sich ist Alexandra Kloiber. Als Peppi Amsel hat sie eine Bühnenausstrahlung, wie man sie nur selten findet. Sie lebt diese Rolle intensiv, und kann vor allem auch bei Couplets glänzen. Man ist geneigt zu sagen, die Elfriede Ott hat in Alexandra Kloiber eine mehr als würdige Nachfolgerin gefunden.
Kleines Orchester, hohes Niveau
Es ist ein Teil des Erfolgs dieses Theaterabends, dass Maynau viele Couplets aus anderen Nestroy-Stücken verwendet und diese passend den Darstellern zugeordnet hat. Vor allem das kleine Orchester unter Reinhard Prinz mit Akkordeon, Klarinette und Bass spielt diese Couplets auf hohem Niveau und geht perfekt auf die Darsteller ein. Wunderschöne Kostüme von Uli Starzer, tolle Frisuren von Elfriede Pachel und ein interessantes Bühnenbild runden das Gesamtergebnis ab. Fazit: Besser kann Sommertheater nicht sein, vom Ensemble der Bruckmühle wird man zukünftig noch viele besondere Theaterabende erleben können. Fünf Sterne.
Weitere Vorstellungen (Beginn jeweils 20 Uhr):
Samstag, 1. Juli
Sonntag, 2. Juli
Freitag, 7. Juli
Samstag, 8. Juli
Sonntag, 9. Juli
Freitag ,14. Juli
Sonntag, 16. Juli






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