Allerheiligen
Über gebackenes Brauchtum und abgeschnittene Zöpfe

- Allerheiligen-Tradition: der Goli-Striezel.
- Foto: Bräuer
- hochgeladen von Elisabeth Klein
In manchen österreichischen Gegenden kennt man ihn noch, den Brauch, dass die Patentante oder der Patenonkel den Patenkindern zu Allerheiligen einen Striezel mitbringen. Aber was haben abgeschnittene Zöpfe mit diesem traditionellen Festtags-Gebäck zu tun?
BEZIRK FREISTADT. Die Wurzeln des Allerheiligen-Striezels gehen weit zurück. Die Form des Zopfes lässt sich auf die Trauerkultur der Antike zurückführen. Die Haare der Frauen wurden schon damals zu Zöpfen geflochten. Starb jemand aus der Familie, schnitt man als Zeichen der Trauer den Haarzopf ab. Der Brauch entstand in Ägypten und wurde von den Griechen, den Römern und schließlich auch von den Germanen übernommen. Das Flechten und Knüpfen galt in vielen Kulturen als schützendes Ritual um das Böse abzuwehren. Anstatt des echten Haarzopfes ging das alte Trauerritual schließlich auf ein geflochtenes Gebäck über, das auch mit Glück, Segen, Fruchtbarkeit und Kraft in Verbindung gebracht wurde. Mancherorts legte man die Striezel zu Allerheiligen sogar auf die Gräber, um die Verstorbenen damit zu verköstigen.
Meisterhaftes Flechten
Der Allerheiligen-Striezel ist ein Zopf aus Hefeteig. Je nach Region wird dieser aus zwei oder mehreren Strängen geflochten. Die Kunst des Teigflechtens verlangt einiges an Fingerfertigkeit und Erfahrung. In Oberösterreich wurde 1929 das Beherrschen von verschiedenen Flechtarten sogar in die Meisterprüfungsordnung für die Bäcker aufgenommen. Beim Mühlviertler Naturbäcker Martin Bräuer wird der Allerheiligen-Striezel auch „Goli-Striezel“ genannt. Denn im Mühlviertel heißen die Paten „Goli" und „Ged“. Für die feinen Striezel verwendet der Bäcker mit Filialen in Reichenthal, Freistadt und Altenberg Backhefe und Mehl, das zu 100 Prozent aus Oberösterreich stammt. Damit der Teig gut aufgeht, braucht es Wärme und viel Zeit. So werden die geflochtenen Allerheiligen-Striezel so richtig flaumig. Mit Hagelzucker bestreut sind die „Zöpfe“ ein imposantes Zeugnis für österreichische Tradition und bodenständiges Handwerk.
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