Gemeinde-Finanzen machen Bürgermeistern große Sorgen
PIERBACH, PREGARTEN, WINDHAAG. „Die finanziellen Probleme für ländliche Gemeinden werden immer schwieriger zu bewältigen“, sagt Pierbachs Bürgermeister Richard Freinschlag. „Der kürzlich beschlossene Finanzausgleich kann nur der Anfang gewesen sein.“ Auch sein Windhaager Amtskollege, Erich Traxler, sieht eine bessere finanzielle Ausstattung der Gemeinden als unabdingbar, um den ländlichen Raum dauerhaft abzusichern. Denn sonst drohe Abwanderung.
Pregartens Bürgermeister Anton Scheuwimmer sieht auf die wirklich ländlichen Regionen einen massiven Bevölkerungsrückgang zukommen. „In der Region Aist werden wir nicht betroffen sein, aber das Hinterland kann die moderne Infrastruktur, die Standard ist, einfach nicht bieten.“ Man werde sich, so Scheuwimmer, langfristig die Frage stellen müssen, ob der ländliche Raum zum Wohnen geeignet sei. Und zwar mit allen Annehmlichkeiten wie Krabbelstube, Hort, Kindergarten, Schulen, Freibad, Hallenbad, Kulturangeboten, Einkaufsmöglichkeiten, Öffentlichem Verkehr. „Oder sollte der ländliche Raum wieder vermehrt der Natur und der Landwirtschaft zurückgegeben werden?“
Zurück zur Natur?
Den ländlichen Raum der Natur zurückgeben – davon können sie auf der Mühlviertler Alm ein Lied singen. Erst kürzlich beklagte Liebenaus Bürgermeister Erich Punz, dass der Waldanteil in seiner Gemeinde bereits die 70-Prozent-Marke überschritten habe. Pierbach befindet sich ebenfalls auf der Mühlviertler Alm und die Problemstellung ist ähnlich. „Wenn wir unsere Kulturlandschaft, die zum Wandern oder Sporteln so geschätzt wird, erhalten wollen, dann müssen Anpassungen erfolgen“, sagt Freinschlag. „Ansonsten droht die Verwaldung und der Verlust der gepflegten Landschaft.“
Abwanderung an der Grenze
Windhaag ist zwar nicht auf der Mühlviertler Alm situiert, aber trotzdem eine Grenzregion – und zwar zu Tschechien. „Auch wir werden in den kommenden Jahren mit Abwanderung zu kämpfen haben“, befürchtet Bürgermeister Traxler. „Für uns heißt das: Bauland anbieten, Infrastruktur bereitstellen und Nahversorgung intakt halten – sonst werden wir nicht als Wohlfühlgemeinde wahrgenommen.“ Einen Gesamtverkehrsplan fordert Pierbachs Bürgermeister Richard Freinschlag. Aber nicht nur für den Ausbau von Güterwegen oder Landstraßen, sondern vor allem für den Datenhighway. „Dort, wo es sinnvoll ist, sollte die Arbeit zu den Menschen gebracht werden und nicht umgekehrt. Dazu braucht es aber entsprechende Internetverbindungen.“
Kein Kirchturmdenken
Optimistisch stimmt alle drei befragten Bürgermeister die funktionierende Gemeinschaft auf dem Land. Jene unter der Bevölkerung genauso wie jene in der Politik. „Das Kirchturmdenken hat mittlerweile keinen Platz mehr“, sagt Freinschlag. „Es werden Erfahrungen ausgetauscht und Regionalität gelebt.“ Kooperation sei mehr als bloß ein Schlagwort.
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