Stichwahlen
Spannung in zwei Gemeinden

- hochgeladen von Roland Wolf
Stichwahlen entscheiden am Sonntag, 10. Oktober, in Freistadt und Unterweitersdorf über Bürgermeister.
FREISTADT, UNTERWEITERSDORF. Ursprünglich hatte der Titel dieser Geschichte "Spannung in drei Gemeinden" gelautet. Doch nach dem Rückzieher von Walter Kreisel in St. Oswald – siehe untenstehenden Bericht – gibt es nur mehr zwei Gemeinden, in denen der zukünftige Bürgermeister noch nicht feststeht: Freistadt und Unterweitersdorf. In Freistadt gehen Elisabeth Teufer (ÖVP) und Christian Gratzl (SPÖ) an den Start, in Unterweitersdorf duellieren sich Günther Zillner (SPÖ) und Johannes Matzinger (ÖVP). Während Unterweitersdorf schon sowohl rot als auch schwarz regiert war, wittert die SPÖ in Freistadt die Chance auf eine historische Wende, denn die Bezirkshauptstadt war bis dato konservativ dominiert.
Zuversicht bei der SPÖ
Michael Lindner, Bezirksparteichef der SPÖ, strahlt jedenfalls große Zuversicht aus: "Christian Gratzl ist ein Verbinder, ein geradliniger Politiker, der offen auf alle zugehen kann. Für ihn steht das Gemeinsame im Vordergrund. Und Günther Zillner ist ein erfahrener Kommunalpolitiker, der seit mehr als 15 Jahren in der Gemeinderatsarbeit für die Menschen in Unterweitersdorf tätig ist. Im vergangenen Jahr hat er bewiesen, dass er in schwierigen Situationen gerne Verantwortung übernimmt." Mit dem Wahlergebnis vom 26. September ist Lindner außerordentlich zufrieden. Neben den guten Ergebnissen in Gutau, Neumarkt, Sandl und Wartberg hebt er besonders Bad Zell hervor: "Der Zugewinn des jungen SPÖ-Teams von vier Mandaten ist herausragend."
"Mit Ecken und Kanten"
Für ÖVP-Bezirksparteichef Josef Naderer ist Elisabeth Teufer eine Frau mit Ecken und Kanten. "Sie weiß, was sie will oder auch, was sie nicht will – was ihr manche Kritik eingebracht hat." Aber Freistadt habe unter ihrer Führung eine gute Entwicklung genommen. In Unterweitersdorf habe die ÖVP laut Naderer eine aussichtsreiche Chance, den Bürgermeister zu stellen. "Johannes Matzinger ist ein Herausforderer, der die Arbeit einer Gemeinde nicht nur als Gemeinderat, sondern auch aus seiner beruflichen Erfahrung bestens kennt. Er hat sich über Jahre breite Anerkennung in Unterweitersdorf erarbeitet und hat das Geschick, nach einem Wechsel ein Bürgermeister für alle zu sein." Generell hätten sich die ÖVP-Ortsgruppen in der abgelaufenen Periode großartig engagiert. "Nicht überall wurden sie dafür belohnt", bedauert Naderer. "Ich bin aber überzeugt, dass der Einsatz in den Ortsgruppen deswegen nicht geringer wird und freue mich, dass die ÖVP im Bezirk selbstverständlich auch weiterhin die gestaltende Kraft sein wird."
Blue Sky über St. Oswald
Und was ist vom zukünftigen blauen Bürgermeister in St. Oswald zu erwarten? "Michael Spörker ist bei Gott kein Apparatschik und Parteisoldat – ganz im Gegenteil. Michael ist der Kontakt zu den Menschen das Wichtigste – und das spüren die Leute in St. Oswald auch", sagt FPÖ-Bezirksparteichef Peter Handlos. Der Landtagsabgeordnete ist überzeugt davon, dass der erste blaue Bürgermeister im Bezirk Freistadt seinen Job hervorragend erledigen wird. "Er ist nett, ehrlich und in der Gemeinde St. Oswald fest verwurzelt."
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"Es brennt kein Feuer mehr in mir"
ST. OSWALD. "Es brennt kein Feuer mehr in mir", sagt Walter Kreisel. Der amtierenden St. Oswalder ÖVP-Bürgermeister wird sich der Stichwahl gegen Michael Spörker (FPÖ) nicht stellen. Die Partei konnte ihn von seinem fixen Entschluss nicht mehr abbringen. Er wollte viele Projekte umsetzen und St. Oswald zu einer Vorzeigegemeinde machen, sagt Kreisel. "Doch bei vielen Projekten gibt es auch oft viele Gegner und diese haben sich summiert." Im ersten Wahlgang am 26. September hatte Kreisel 33,7 Prozent der Stimmen erhalten und war nur auf Platz zwei hinter Spörker (41,7 Prozent) gelandet. "Hätte ich die meisten Stimmen bekommen, dann wäre ich angetreten", sagt Kreisel. "Aber offenbar ist der Wunsch nach meiner Person nicht da." Der 63-Jährige ist über das Ergebnis bestürzt, blickt aber zuversichtlich in die Zukunft: "Ich habe zwar die Wahl verloren, aber dafür mehr Freizeit gewonnen." Damit ist Michael Spörker bei der Stichwahl der einzige Kandidat. Er braucht am 17. Oktober 50 Prozent plus 1 Stimme, um erster FPÖ-Bürgermeister in der Geschichte des Bezirkes Freistadt zu sein. Sollte er das nicht schaffen, würde die Wahl im Gemeinderat entschieden werden.
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(Keine) Zeit für Experimente
(Kommentar von Roland Wolf)
In Freistadt werden die letzten Kräfte für die Bürgermeister-Stichwahl zwischen Elisabeth Teufer (ÖVP) und Christian Gratzl (SPÖ) mobilisiert. Während die ÖVP – überspitzt formuliert – nicht weniger als den Untergang des Mühlviertler Abendlandes befürchtet, wittert die SPÖ eine historische Chance. Noch nie war ein Sozialdemokrat an der Spitze der Bezirkshauptstadt gestanden. Während Gratzl als Verbinder und Vermittler dargestellt wird, betont die ÖVP, wie fleißig, kompetent und weitblickend Amtsinhaberin Teufer sei. Auch Günter Lorenz, Bürgermeister der Nachbargemeinde Rainbach, mischt sich in den Freistädter Wahlkampf ein. Er sagt, es sei jetzt nicht die Zeit für Experimente. Ob und wie experimentierfreudig das mehrheitlich konservative Freistadt tatsächlich ist, wird sich am 10. Oktober zeigen.


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