Wirtschaft im Bezirk Freistadt 2021
"Man bringe die Kristallkugel"

Was das Wirtschaftsjahr 2021 dem Bezirk Freistadt bringt, weiß niemand so genau. Unternehmer und WKO zeigen sich jedoch vorsichtig optimistisch. | Foto: Manuel Gosch
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  • Was das Wirtschaftsjahr 2021 dem Bezirk Freistadt bringt, weiß niemand so genau. Unternehmer und WKO zeigen sich jedoch vorsichtig optimistisch.
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Mit Prognosen was uns aus wirtschaftlicher Sicht 2021 erwartet sind WKO-Freistadt-Obmann Christian Naderer und WKO-Leiter Dietmar Wolfsegger, Unternehmer Matthias Zwittag und der Leiter des AMS Freistadt verständlicherweise vorsichtig, wenngleich doch optimistisch. 

BEZIRK. "Wir gehen nicht von totalen Umwälzungen im Vergleich zu den letzten Wochen aus, sehen jedoch schon eher optimistisch in die Zukunft", so das WKO-Freistadt-Duo Christian Naderer und Dietmar Wolfsegger. "Wir hoffen, dass alle Geschäfte und Schulen offen bleiben. Veranstaltungen, Reisen und Freizeitaktivitäten bleiben sicher noch zeitweise eingeschränkt." Im ersten Halbjahr erwarten sie außerdem zusätzliche Einschränkungen, jedoch keine heftige dritte Welle mit hartem Lockdown. Große Hoffnung setzen sie auf den Start der Impfungen im Februar. "Wir gehen davon aus, dass wir ab Frühsommer schrittweise ein relativ normales Leben zurückgewinnen werden", sagt Naderer.

Vorteil für kleiner strukturierte Unternehmen

Eines hat sich 2020 deutlich gezeigt: Die kleinbetriebliche gewerbliche Struktur im Bezirk Freistadt bringt gerade in Krisenzeiten starke Vorteile.

"Während große Wirtschaftstanker nur mühsam ihren Kurs ändern können, agieren eigentümergeführte kleinere und mittlere Betriebe flexibel. Sie passen sich an geänderte Bedingungen an, erkennen und nutzen Nischen"

, betont Wolfsegger. Beschäftigte und Unternehmer in der Region zeigten und zeigen über weite Strecken eine hohe gegenseitige Wertschätzung und Solidarität. Das wird dem Mühlviertel auch 2021 Vorteile gegenüber anderen Regionen bescheren. 

Folgen verzögert spürbar

Auch wenn der Großteil der Unternehmer im Bezirk bisher relativ gut durch die Krise gekommen ist, so werden gewisse Branchen 2021 noch veritabel leiden, wie etwa all jene Gewerbe, die mit Veranstaltungen, Urlaub und Reisen zu tun haben. "Wir hoffen hier auf wirksame Unterstützung für diese Branchen sowie auf eine gesteigerte Reise- und Unternehmungslust nach der vielen Wochen Zuhause im Jahr 2020", sagt Wolfsegger. "2021 wird auch mehr Insolvenzen bringen als 2020, wo es großzügige Stundungen gab und Hemmnisse für Insolvenzanträge. Dort und da wird für Unternehmen, die schon bisher auf finanziell wackeligen Beinen standen, der Insolvenzantrag nicht vermieden werden können. Das Ausmaß zu schätzen, wäre jedoch unseriös." Spannend bleibt für Naderer und Wolfsegger vor allem auch die Frage, wie die angehäuften Staatsschulden reduziert werden können.

Chancen aufdecken, Digitalisierung nutzen

Die Pandemie hat Unternehmer nicht nur vor Schwierigkeiten und Herausforderungen gestellt, sondern auch viele neue Wege und Möglichkeiten aufgezeigt. Das gestärkte Bewusstsein für Regionalität und heimische Nahversorgung ist für viele eine der großen positiven Begleiterscheinungen der Krise. Die WKO Freistadt hilft mit, diese Haltung mittel- und längerfristig in der Bevölkerung hochzuhalten, beispielsweise mit der vor Kurzem präsentierten Plattform regionleben.at.
Einen großen Schub durch die Krise hat auch der heimische Online-Handel erfahren. Zahlreiche Unternehmer haben das Förderungsangebot der WKO im Bereich Digitalisierung und E-Commerce in Anspruch genommen und auch für 2021 plant die WKO Digitalisierungs-Offensiven für Wirtschaftstreibende.

"Unternehmen fahren auf Sicht"

Matthias Zwittag ist einer der beiden Geschäftsführer der Hagenberger Agentur Siwa Online, eines jener Unternehmen, das von der Corona-bedingten Digitalisierungswelle mit Sicherheit profitiert hat. "Viele Unternehmen haben gemerkt, sie kommen um das Thema Digitalisierung und E-Commerce nicht herum", berichtet Zwittag. "Wir waren in der glücklichen Situation, niemanden entlassen oder in Kurzarbeit schicken zu müssen, obwohl einige Kunden abgesprungen sind oder die Füße vorübergehend still gehalten haben. Neue Kunden sind dafür hinzugekommen."

Zu den Kunden der Hagenberger Onlineagentur zählen auch internationale Konzerne. "Wir merken deutlich, dass alle Unternehmen derzeit zwar nicht mit angezogener Handbremse fahren, aber doch auf Sicht", so Zwittag. Auch er rechnet damit, dass ab Sommer 2021 die Situation langsam aber stetig bergauf geht - ausgenommen es gäbe einen dritten Lockdown. Einen im Frühjahr 2020 häufig prophezeiten Wirtschaftscrash fürchtet er nicht. Gerade bei Kunden und Firmen im Mühlviertel beobachtet er ein "optimistisches Wurschtigkeitsgefühl": "Viele teilen die Einstellung, dass schon alles irgendwie recht werden wird und arrangieren sich mit den aktuellen Rahmenbedingungen recht gut", sagt Zwittag.

Spürbare Diskrepanz: Arbeitslosigkeit vs. Fachkräftemangel

Was die Arbeitslosenzahlen betrifft, steht der Bezirk Freistadt im OÖ-Vergleich nach wie vor gut da. Die Arbeitslosenquote für das Jahr 2020 wird voraussichtlich bei 4,4 Prozent liegen, die von OÖ bei 6,7 Prozent, österreichweit sogar bei zehn Prozent. Oberösterreichweit sind die Arbeitslosenzahlen nur in Rohrbach und Eferding niedriger als im Bezirk Freistadt. Als besonders große Herausforderung sieht Alois Rudlstorfer, Leiter des AMS Freistadt, den nach wie vor großen Widerspruch zwischen zahlreichen Arbeitssuchenden und gleichzeitig vielen offenen Stellen. "Ein Großteil der Arbeitslosen bringt einfach die von den Unternehmen geforderten bzw. gewünschten Qualifikationen nicht mit", erklärt Rudlstorfer.

"Um diesen Widerspruch aufzulösen, bieten wir Unternehmen eine Arbeitsplatznahe Qualifizierung an. Arbeitsuchende, die dem Anforderungsprofil des Unternehmens nicht ganz entsprechen werden dabei im Unternehmen, genau nach den Wünschen des Unternehmens ausgebildet. Während der Ausbildung übernimmt das AMS die Kosten des Lebensunterhaltes. Der Firma fallen also keine Lohnkosten an." 

"Es gibt im Bezirk zahlreiche Branchen, die im hohen Drehzahlbereich laufen. Fachkräfte und Lehrlinge bleiben nach wie vor in vielen Unternehmen gesucht", weiß auch Naderer. Dazu zählen vor allem das Bau- und Baunebengewerbe sowie die IT-Branche. "Mit unserer Plattform meinjob-freistadt.at helfen wir mit, dass unsere regionalen Arbeitgeber sichtbar sind und manche Noch-Auspendler umdenken."

Weiterhin vergleichsweise hohe Arbeitslosenzahlen

Auf die Frage, wie es 2021 weitergeht, würde auch Rudlstorfer am liebsten eine Kristallkugel zur Hand nehmen. Die unvorhersehbare Zukunft stellt auch das AMS vor viele Fragen und Herausforderungen: "Die wichtigsten Fragen ist aus meiner Sicht sind: Wie reagieren die Unternehmen, wenn die Kurzarbeit beendet wird? Und gibt es wieder genug Arbeit für alle Mitarbeiter oder müssen welche in die Arbeitslosigkeit geschickt werden?" Sicher ist für Rudlstorfer jedoch eines, nämlich, dass wir im neuen Jahr, in Bezug auf die Arbeitslosigkeit, mit den Folgen des heurigen Jahres beschäftigt sein werden.

"2021 werden wir es weiterhin mit für unseren Bezirk hohen, wenn nicht sogar steigenden, Arbeitslosenzahlen zu tun haben. Für Arbeitssuchende haben wir bereits ein weitreichendes Qualifizierungspaket geschnürt. Die von Land OÖ und AMS ins Leben gerufene Corona-Stiftung wird uns da ab Anfang 2021 stark unterstützen und für Arbeitsuchende ganz neue Möglichkeiten bieten."

Weiterführende Links: 

Unternehmer in der Krise "Gewinner" und "Verlierer" im Bezirk Freistadt
Neue Initiative: Plattform für regionale Lebensmittel im Bezirk Freistadt
meinjob-freistadt.at: "Pendeln muss nicht sein!"

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