Zeitreise durch Freistädter Traditionsbetrieb
Plöchl Druck feiert 130-jähriges Jubiläum
Die Freistädter Druckerei Plöchl feiert am Freitag, 8. November, um 19 Uhr, mit einem Kammermusik-Konzert ihr 130-jähriges Bestehen.
FREISTADT. Ein Spaziergang durch die 2.500 Quadratmeter großen Firmenhallen der Druckerei Plöchl gleicht einer Zeitreise: Neben Druckmaschinen mit Bleilettern, die mit einem Pedal betrieben werden, befinden sich modernste Offset- und Laserdruckmaschinen, die in Sekundenschnelle riesige Papierbögen bedrucken, sortieren und falten.
Nostalgie trifft Innovation
Im Jahr 1889 gründete Friedrich Plöchl, der Urgroßvater des heutigen Eigentümers Bernhard Plöchl, das Unternehmen. Damals jedoch als Buchbinderei und in der Freistädter Altstadt. Da es zu dieser Zeit bereits zwei Buchbinder in Freistadt gab, machte er nebenbei Landschaftsfotos, entwickelte diese in seiner eigenen kleinen Dunkelkammer und verkaufte sie als Ansichtskarten. In liebevoll aufbereiteten Schaukästen kann man noch heute die Utensilien begutachten, die Friedrich Plöchl und seine Nachkommen damals zum Fotografieren, Buchbinden und Drucken verwendet haben. Mit viel Stolz und Freude zeigt Bernhard Plöchl diese auch her, denn unter den Geräten und Maschinen befinden sich viele Raritäten. "Ich fragte mich immer, wo setze ich lieber auf Tradition und wo besser auf Innovation", berichtet der 54-Jährige. Er selbst hat keine Kinder, weshalb er aktiv auf der Suche nach einem Geschäftsführer für das Unternehmen ist, um die 130-jährige Firmengeschichte auch weiterhin fortzuführen.
Druckerei, Buchbinderei, Verlag
Die Firma Plöchl ist nicht nur Druckerei, sondern auch Verlag, Buchbinderei und bietet Grafikleistungen. Sie produzieren nahezu alles: von der Visitenkarte, über Kalender, Magazine, Kinderbücher bis hin zu Kunstbüchern für renommierte Kunstmuseen wie das Lentos und das Nordico in Linz. Ein großer Geschäftszweig ist auch der Druck von Notenbüchern und -heften. Ein wichtiger, wenn auch unsicherer Zweig für das Unternehmen, denn immer mehr Musiker würden ihre Noten von Tablets ablesen. 2012 ging der Firma bereits ein großer Musikverlag als Kunde verloren. "Damals haben wir 30 Prozent unseres Umsatzes verloren. Da wir bis heute nie verschuldet waren, haben wir es geschafft, all unsere Mitarbeiter zu halten", freut sich der Freistädter. Keine Selbstverständlichkeit denn insgesamt 1.700 Druckereien in ganz Österreich mussten in den letzten Jahren und Jahrzehnten zusperren. Ein Hauptgrund dafür sei das Internet. Heute ist die Firma Plöchl eine von nur mehr 350 Druckereien in ganz Österreich.
Umweltschutz und soziales Engagement
1972 ließ der Vater von Bernhard Plöchl, Fritz Plöchl, den heutigen Firmenstandort in der Werndlstraße errichten. Ein weiterer Meilenstein in der 130-jährigen Geschichte des Unternehmens. Im Zuge des Neubaus wurde kräftig in den Bereich Offsetdruck investiert, was die Plöchl Druck GmbH zur modernsten Druckerei Österreichs machte. Lange Zeit bildete das Unternehmen auch Lehrlinge aus. "Heute haben wir 16 Angestellte. Fast alle von ihnen sind von der Lehre weg im Unternehmen geblieben", berichtet Plöchl, der darüber nachdenkt, wieder einen Lehrling aufzunehmen. Vor einigen Jahren stellte er außerdem als einziger Betrieb in der Umgebung einen autistischen jungen Mann aus Neumarkt ein, der heute ein unverzichtbares Mitglied des Teams ist.
Neben einer guten Mischung aus Nostalgie und Innovation, Tradition und Moderne setzt Plöchl vor allem auch auf Umweltschutz. "Wir haben bereits sehr früh auf hohe Umweltstandards gesetzt. Wir verwenden ausschließlich zertifiziertes bzw. recycelbares Papier, Pflanzenölfarben anstelle von Mineralölfarbe, beziehen Ökostrom und haben eine Hackschnitzelheitzung, was für einen Gewerbebetrieb eher ungewöhnlich ist", erzählt der Unternehmer, der selbst bereits seit zwölf Jahren ein Elektro-Auto fährt.
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