Waldviertel
Zusammenleben von Mensch und Wolf mit klaren Regeln

- Der Wolf wurde 2016, nach 100 Jahren, wieder im Waldviertel nachgewiesen. Ein Rudel wurde damals am Truppenübungsplatz Allentsteig fotografiert.
- Foto: BMLVS
- hochgeladen von Bernhard Schabauer
Seit mehreren Jahren sind Wölfe wieder im Waldviertel heimisch. Während sich die einen über seine Rückkehr freuen, sind andere beunruhigt.
WALDVIERTEL. Die Diskussion um den Wolf bleibt emotional aufgeladen, nicht zuletzt durch den jüngsten Vorfall in Langschwarza vor wenigen Wochen, wo Pferde durch einen Wolf aufgeschreckt worden sein sollen. Sie brachen aus dem Stall aus, zwei von ihnen wurden wenig später von einem Zug erfasst, ein drittes Pferd ertrank in einem Teich.
"Eigentlich hält sich der Wolf vom Menschen fern, der sein größter Feind ist. Sorgen gehen aber um, wenn Wölfe in die Nähe von Siedlungsgebieten kommen, wie in Langschwarza. Landwirte haben Angst um ihre Tiere", schildert Karl A. (Nachname von der Redaktion geändert), Jäger im Bezirk Gmünd. Er selbst habe einen Rückgang des Rehbestands in seinem Revier beobachtet. "Ich war von Anfang an überzeugt, dass ein Wolf dafür verantwortlich ist. Die Bestätigung war für mich, als ich eines Abends am Hochstand saß und einen umherschweifen sah."
Herdenschutzmaßnahmen wichtig
"Wölfe meiden grundsätzlich den Kontakt zu Menschen. Begegnungen sind entsprechend selten", erklärt Hans Grundner, Forstdirektor-Stellvertreter der Abteilung Forstwirtschaft beim Land NÖ. Begegnet ein Wolf einem Menschen, zieht er sich in der Regel zurück und flieht. Wie alle Tiere können Wölfe aber aggressiv reagieren, wenn sie krank oder verletzt sind oder in die Enge getrieben werden. Nach derzeitiger Regelung dürfen Wölfe, die ein auffälliges Verhalten zeigen - sogenannte "Problemwölfe" - von der örtlichen Jägerschaft vergrämt oder auch entnommen werden.
Ganz wichtig sei, dass Wölfe nicht "angefüttert" werden. "Angelockt durch Futter können sie sich an die Anwesenheit von Menschen gewöhnen und sogar lernen, um Futter zu betteln. Eine solche Entwicklung muss unter allen Umständen verhindert werden", so Grundner. In der Region Waldviertel leben seit zumindest neun Jahren wieder Wölfe und es kommt immer wieder zu Rissen auch von landwirtschaftlichen Nutztieren. "Gerade in der Zeit der Jungenaufzucht im Frühjahr und Sommer benötigen die Wölfe verstärkt Nahrung und reißen auch Schafe", weiß Grundner. Nutztiere sollten ausreichend geschützt werden, für Herdenschutzmaßnahmen gibt es entsprechende Förderungen.
Damit eine Koexistenz von Wolf und Mensch gelinge, brauche es grundsätzlich ausreichend Ressourcen zur Abwicklung der Investitionen in den Herdenschutz und die Abwicklung von Schadensfällen, sowie objektive Berichterstattung, so Grundner.
Verhaltensregeln
- Wenn Sie einem Wolf begegnen, bleiben Sie ruhig stehen und versuchen Sie die Situation zu erfassen. Bemerkt das Tier, dass Sie es entdeckt haben, zieht es sich in der Regel zurück oder flieht.
- Wenn der Wolf nicht umgehend flieht, bewahren Sie Ruhe und machen Sie mit Ihrer Stimme auf sich aufmerksam; ziehen Sie sich langsam zurück.
- Sollte sich der Wolf wider Erwarten nähern, machen Sie sich groß und versuchen Sie ihn einzuschüchtern und zu vertreiben, zum Beispiel durch optische oder akustische Signale wie durch Anschreien oder anderen Lärm. Meistens handelt es sich dabei um neugierige, unerfahrene Jungwölfe.
- Halten Sie Ihren Hund immer unter persönlicher Kontrolle oder leinen Sie ihn an. Befindet sich Ihr Hund bereits in der Nähe des Wolfes, rufen Sie ihn zu sich, leinen Sie ihn an und ziehen Sie sich langsam und ruhig zurück. Eine Gefahr für Sie selbst besteht in diesen Situationen nicht. Die Wölfe sind an ihren domestizierten Verwandten interessiert, nicht am Hundeführer.
- Versuchen Sie auf keinen Fall, sich einem Wolf zu nähern, auch nicht, um das Tier zu fotografieren.
- Verfolgen Sie nie einen Wolf.
- Füttern Sie Wölfe niemals.
- Achten Sie darauf, dass Wölfe nicht von offen zugänglicher, potenzieller Nahrung angelockt werden. Vermeiden Sie zugängliche Futterquellen, wie im Freien aufbewahrte Abfallsäcke, Futterschüsseln für Haustiere, oder Lebensmittelreste auf Komposthaufen.
- Keinesfalls Essensreste, auch nicht in kleinen Mengen, im Wald entsorgen (zum Beispiel beim Grillen, Picknicken oder Campieren).
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