Predigt

"Seit Ostern ist alles anders"

Mit dem Corona-Virus sind derzeit auch Gottesdienste für die Öffentlichkeit ausgesetzt. Die BezirksRundschau stellt darum in dieser Zeit Predigten zur Nachlese zur Verfügung. Diese Predigt hat Dechant Johannes Blaschek verlesen.

Ostern. Jesus ist auferstanden, das Grab ist leer. In keinem Evangelium wird der Vorgang der Auferstehung genau beschrieben. Nur der nüchterne historische Befund des leeren Grabes wird erwähnt. Warum? Wie es nicht wichtig ist! Alles, was im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu zählt, ist die Reaktion der ZeugInnen: Seit sie das leerer Grab gesehen haben – seit Ostern- ist bei ihnen alles anders. „Voll Furcht und großer Freude“ waren die EntdeckerInnen des leeren Grabes der festen Überzeugung, dass nichts so bleiben muss wie es ist. Sie sind ein Beispiel dafür, dass die Botschaft des Leeren Grabes die Welt der naturwissenschaftlichen Fakten, der Statistiken und Dokumentationen hinter sich lassen kann.

Die Leere erfüllen ...
Viele Menschen empfinden derzeit ihre Situation als große Leere. Diesen Zustand vergleiche ich mit dem Entdecken des leeren Grabes. Ich kann darüber weinen und klagen, oder ich kann aufbrechen und nach dem Neuen suchen. Das ist meine Reaktion - meine Auferstehung. Die Leere des Grabes schafft Platz für Neues. Sie ist neuer Ausgangspunkt für Zukünftiges. Die Kultur des Todes ist nicht unsere Zukunft.

Zukunft hat vielmehr die lange Tradition des Handelns von Menschen, die aus gelebtem Auferstehungsglauben in der Welt etwas verändert haben. An zahlreichen guten Beispielen, gerade auch jetzt spüre ich, wie der auferstandene Christus, die Welt neu erfüllt. Die Zeiten, die leer waren von Gott, werden auf einmal von seiner Gegenwart wieder verändert.
... mit dem persönlichen Licht
Normalerweise wird in der Osternacht eindrucksvoll dargestellt, wie das Licht Gottes die Welt von neuem erfüllt. Die neue Osterkerze wird in die dunkle Kirche getragen. Wenn wir angehalten sind, allabendlich Kerzen in die Fenster zu stellen bedeutet dies unter anderem genauso, dass jeder Tag mit göttlicher Helle und Güte erfüllt ist. Das österliche Licht durchbricht die Finsternis. Es erfüllt den leeren Raum.

Wenn ich es zulasse, wird Ostern so zu einer persönlichen Lebensdynamik. Ich reagiere auf die Leere, die das Faktische in der Welt zurücklässt, mit meinem persönlichen Licht des Glaubens. Das Licht des Glaubens wird vor allem im Engagement und im Sozialen Handeln sichtbar. Da muss ich gar nicht hinausgehen, das kann im Haus, in der Familie genauso stattfinden. Viele aufmunternde, teils berührende Beispiele vernehmen wir ja tagtäglich. Mein Licht, so klein es auch sein mag, zählt. Es erfüllt etwas von der finstere Leere.
Unser Osterglaube möge gestärkt werden, wenn wir weiterhin sehen, wie die Leerstellen in der Welt mit dem persönlichen Licht der guten Menschen gefüllt werden – denn das ist Auferstehung.
Ich wünsche euch allen frohe Ostern!