Leserbrief aus Peuerbach
Geht es den Bauern wirklich so gut?

Foto: Wohlmair
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Leserbrief von Franz Wohlmair aus Peuerbach: Wohlmair, Ortsbauernobmann von Peuerbach und Steegen,  widmet sich der Frage: "Geht es den Bauern wirklich so gut?"

In den letzten Monaten kann man immer wieder in diversen Zeitungen, Online Berichten von Medien oder auch von Presseaussendungen diverser Kammern und Institutionen vernehmen, dass das Einkommen der Bauern enorm gestiegen ist, und diese dazu vermeintlich auch noch Millionen an Förderungen kassieren.
Da dies aber absolut nicht der Realität entspricht und nur durch eine Schiefstellung diverser Berechnungsmodelle argumentiert wird, möchte ich mit diesem Artikel aufklären wie es tatsächlich um die Landwirtschaft in Österreich steht.

Foto: Statistik Austria

Leider werden in der Landwirtschaft von vielen die Einnahmen des Betriebes als Einkommen bezeichnet. Die Einnahmen müssen aber dem Umsatz gleichgesetzt werden und können keinesfalls als Gewinn gesehen werden. Die Einnahmen in der Landwirtschaft sind 2022 tatsächlich gestiegen, leider haben sich aber auch die Ausgaben stark erhöht und zum Teil sogar verdreifacht. Dadurch war es für die meisten Betriebe nicht möglich, ein gutes Einkommen (im Sinne von Gewinn) zu erzielen.

"Grüner Bericht"

Eine weitere, einseitige Betrachtung liefert der oft zitierte „Grüne Bericht“. Beim Grünen Bericht wird immer das Betriebseinkommen in der Landwirtschaft bewertet. Dazu muss man wissen, dass bei Nebenerwerbslandwirten auch das Einkommen aus Dienstverhältnissen dazugerechnet wird.

Verdient also ein Landwirt 8.000 Euro pro Jahr als Nebenerwerbsbauer und hauptberuflich 40.000 Euro als Angestellter, so geht er als Landwirt mit einem Einkommen von 48.000 Euro in die Statistik des Grünen Berichts ein. Dabei ist zu erwähnen, dass in Österreich die Mehrheit (64 Prozent) der Landwirte ihren Betrieb nur mehr im Nebenerwerb betreiben (Daten: Agrarstrukturerhebung 2020). Zusätzlich werden auch noch Leistungen wie Familienbeihilfe oder Kindergeld zum Einkommen dazugerechnet.

So entsteht schnell eine Zahl, die einen falschen Eindruck erzeugt und gerne falsch interpretiert wird. Zu beachten ist auch, dass dieses angegebene Betriebseinkommen oft für mehr als nur eine Arbeitskraft angesetzt werden muss und der Wert natürlich einem Bruttoeinkommen entspricht – also vor Abzug der SV Beiträge und Steuern.

Foto: Statistik Austria

Aber wer geht über Jahre hinweg arbeiten um sich seinen zweiten - 60 h - Beruf „ Bauer“ leisten zu können? Tatsächlich ist es so, dass über die letzten 30 Jahre viele Landwirte auf Grund der Einkommenssituation ihren Betrieb aufgegeben haben und die Landwirtschaft stillgelegt haben.

Eine Folge davon ist, dass in Österreich heutzutage in vielen Bereichen die Eigenversorgung nicht mehr möglich ist und ohne Import aus Drittstaaten die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr sichergestellt werden könnte.

Die Zeit der Getreideberge und Milchseen ist längst vorbei und bei einem Versagen der Lieferketten würde dies auch sehr schnell schmerzhaft spürbar werden. Jetzt sind es Österreichs Bauern, die die Rechnung für diese Agrarpolitik präsentiert bekommen. Ich bin mir aber sicher, dass nach dem Zusammenbruch der Eigenversorgung letztendlich der Konsument und Verbraucher der Leidtragende sein wird und mit dem Ergebnis der Politik konfrontiert wird. Nicht zuletzt hängt auch die schöne gepflegte Kulturlandschaft in Österreich von den Bauern ab. Ohne Bewirtschaftung der Flächen werden viele schöne Erholungsgebiete verloren gehen.

Foto: Wohlmair

Wie kann jeder Einzelne die heimische Landwirtschaft
unterstützen?

  • Schaut beim Einkauf auf heimische Produkte. Jeder Griff ins Regal ist auch ein Produktionsauftrag an einen Bauern, der in Österreich, aber auch in Neuseeland, Brasilien, China oder Togo sein kann.
  • Der Einkauf beim Direktvermarkter ist immer eine Möglichkeit die Wertschöpfung beim Erzeuger zu lassen.
  • Unterstützt die Forderung nach der längst überfälligen Herkunftskennzeichnung.
  • Zeigt euch solidarisch mit den Landwirten, wenn es um politische Fragen geht.
  • Habt Verständnis für schwere langsame Maschinen im Straßenverkehr – diese Maschinen erzeugen eure Lebensmittel.
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Foto: Cityfoto
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