Geschichte
Ein Blick ins Archiv der Region Grieskirchen & Eferding

Die Stadt Grieskirchen im Jahr 1959 aus der Vogelperspektive. | Foto: Stadtarchiv Grieskirchen
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  • Die Stadt Grieskirchen im Jahr 1959 aus der Vogelperspektive.
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Walter Zauner und Josef Greinöcker teilen die Leidenschaft zur Geschichte. Während Zauner seit 15 Jahren als Stadtarchivar die Grieskirchner Historie aufarbeitet, gründete Greinöcker die Facebook-Gruppe "Hartkirchen in alten Ansichten" – eine Plattform zum Entdecken, Austauschen und Diskutieren. Wie sie zu ihrer Arbeit gekommen sind, woher das generelle Interesse zur Geschichte stammt und welche Ereignisse die Region prägten, erzählten sie der BezirksRundSchau.

GRIESKIRCHEN & EFERDING. Oft habe er bereits als Kind den alten Geschichten seiner Großeltern gelauscht, erinnert sich Josef Greinöcker. "Irgendwann habe ich dann aber den Überblick verloren und begonnen, sie aufzuschreiben und zu visualisieren", so der Hartkirchner. Einige Zeit später entdeckte er eine alte Geburtsurkunde der Familie. Von diesem Zeitpunkt an habe er sich immer mehr für Geschichte interessiert. "Das ist wie ein spannender Krimi: Je mehr man erfährt, desto mehr will man auch wieder wissen", meint Greinöcker. Diese Faszination teilt er mit Walter Zauner, dem Stadtarchivar in Grieskirchen. Zauner ist schon seit Jahrzehnten im kulturellen Leben der Stadt aktiv, intensiver wurde seine Tätigkeit vor knapp 15 Jahren im Hinblick auf die Landesausstellung im Jahr 2010. "Da habe ich Lunte gerochen", schmunzelt Zauner. Vor seiner Arbeit sei das Grieskirchner Stadtarchiv "ein Sammelsurium an Schachteln und Kisten" im Dachboden des Rathauses gewesen. "Die Situation bessert sich aktuell zwar, trotzdem ist das Archiv das Stiefkind in jeder Gemeinde – das wollte ich in Grieskirchen ändern", erzählt der Archivar.

Zum Leben erwecken

Während Zauner in den vergangenen Jahren mehrere Tausend Dokumente, Bilder und Daten sortierte und archivierte, bietet Greinöcker mit der Facebook-Gruppe "Hartkirchen in alten Ansichten" eine Diskussionsplattform. "Da ich schon lange in den sozialen Medien unterwegs war, hatte ich in meiner Zeit als Kulturausschussobmann die Idee für die Gruppe. Mit so einer Dynamik habe ich aber nicht gerechnet", sagt Greinöcker. Mittlerweile zählt die Gruppe 877 Mitglieder, die auf Facebook Bilder posten, Fragen stellen, Geschichten erzählen oder einfach nur darüber diskutieren, wo sich die Geschehnisse abgespielt haben und wer daran beteiligt sein könnte. Prägende Ereignisse würden so wieder zum Leben erweckt, meint Greinöcker.

Das Kriegsgefangenenlager Aschach-Hartkirchen war während der beiden Weltkriege in Betrieb. | Foto: Archiv Roland Forster
  • Das Kriegsgefangenenlager Aschach-Hartkirchen war während der beiden Weltkriege in Betrieb.
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"Da hat es gerasselt"

In Hartkirchen habe beispielsweise das Kriegsgefangenenlager Aschach-Hartkirchen während des ersten Weltkriegs das Gemeindeleben maßgeblich beeinflusst. "Das Lager war riesengroß und erstreckte sich bis nach Pupping. Italiener, Russen und Franzosen wurden darin gefangen gehalten", weiß Greinöcker. Französische Truppen seien bereits in Zeiten von Napoleon durch Hartkirchen marschiert. Davon zeugt bis heute das "Franzosenkreuz". "Es gibt die Geschichte, dass dort ein französischer Soldat einen Hartkirchner Bauern erschossen haben soll." Kriegsereignisse in den vergangenen Jahrhunderten übten auch auf Grieskirchen ihren Einfluss aus, wie Archivar Zauner erzählt. "Die Zeit der bayerischen Besatzung im Jahr 1816 und die Wiedereingliederung ins Habsburgerreich war sehr prägend. Grieskirchen war damals Grenzstadt." Die Zeit der Revolution und Gegenrevolution als auch die Bauernkriege haben ebenso ihre Spuren in der Stadt hinterlassen, erklärt Zauner. "Vor allem die Bauernkriege: Da hat es bei uns ganz schön gerasselt", schmunzelt der Grieskirchner Stadtarchivar. 

Getreideanbau beim Unterlehner in Hartkirchen, anno 1930. | Foto: Stefanie Greinöcker
  • Getreideanbau beim Unterlehner in Hartkirchen, anno 1930.
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Eine weitere Besonderheit sei auch das Grieskirchner "Behördenviertel", das in der Zeit seiner Entstehung österreichweit in dieser Form einzigartig war. Manglburg, Post, Wirtschafts-, Arbeits- und Bauernkammer sind in Grieskirchen bekanntlich an einem Ort zu finden. "Der gesamte Grund gehörter der Stadt und war vorher ein Volksfestgelände, das man regelmäßig als Veranstaltungszentrum nutzte. Hinter der heutigen Post stand beispielsweise die sogenannte 'Ferkelhalle'. Die Grieskirchner nutzen sie oft als Austragungsort. Nach und nach wurden die Flächen aber an die Bauträger verkauft", verrät Zauner.

Der Grieskirchner Stadtarchivar Walter Zauner. | Foto: vb/BRS

Stoff für Diskussion

In der heutigen Zeit hätte die stetige Umgestaltung der Stadt wesentlich zur Veränderung des Stadtbilds beigetragen. Historisch sei das deshalb für den Archivar aber noch nicht: "Ein Straßenbau ist ja zum Beispiel nicht just in dem Moment, in dem er gebaut wird zur Geschichte. Erst in 30 oder 40 Jahren wird sich zeigen, wie er sich auf die Stadt auswirkt", meint der Archivar. Für Geschichten wie diese wird Zauner aber weiterhin Platz im Archiv der Stadt schaffen. Und irgendwann werden auch sie Stoff für Diskussionen und "Aha-Erlebnisse" sein.

Zur Sache

Auf der Homepage des Digitalen Oberösterreichischen Raum-Informations-Systems – kurz "Doris" – ist seit Kurzem das Projekt "Hofnamen und Häusergeschichten" abrufbar. Das österreichweit einzigartige Projekt entstand in Zusammenarbeit des Oö. Landesarchivs und der Geoinformation des Landes. Als Ergebnis kann man auf Grundlage der "Urmappe" – eine Landkarte aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts – Hofnamen, Grundherrschaft und Daten aus dem 18. Jahrhundert für jedes Anwesen abrufen. Auf der Urmappe findet man Häuser und Höfe, die um 1830 existierten. Als Quellen wurden das Theresianische Gültbuch aus den 1750er-Jahren, das Josephinische Lagebuch aus den 1780ern und das Alte Grundbuch vom Ende des 18. Jahrhunderts ausgewertet. Weitere Informationen zur Geschichte in Oberösterreich unter doris.at/themen/geschichte

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