Hochwasser
Feuerwehren trotzen Katastrophen seit Jahrzehnten
BEZIRK EFERDING (jmi). Wenn die Wassermassen kommen: Die Einsatzkräfte riskierten bei den Hochwässern 1954, 2002 und 2013 ihr Leben um anderen zu helfen.
„Dass ein Kamerad vom Wasser mitgerissen wird und stirbt – damit rechnet man nicht“, erzählt Eferdings Bezirksfeuerwehrkommandant Thomas Pichler. Beim Hochwasser 2002 konnte sein Kollege Wolfgang Mayr von der FF Hartkirchen beim Einsatz nicht mehr gerettet werden. Das verdeutlicht: Feuerwehren riskieren bei ihren Einsätzen oftmals ihr Leben – besonders bei den Hochwasserkatastrophen 1954, 2002 und 2013.
Mahnmal an Häuswänden
Zurecht das Schlagwort „Jahrhunderthochwasser“ in den Chroniken von Feuerwehr und Gemeinden: Das Hochwasser im Juli 1954 erkennt man noch heute an zahlreichen Markierungen an den Häusern. Bei jüngeren Hochwässern wird noch immer der Pegel von 1954 als Maß für die Schwere der Situation hergangezogen. Im Eferdinger Becken wurde eine Fläche, die der dreifachen Größe des Traunsees entsprach, überflutet. 1956 richtete das Land OÖ den Katastrophenhilfsdienst für solche Fälle ein.
Per Motorboot evakuiert
Ein halbes Jahrhundert später müssen dieser Hilfsdienst und die Einsatzkräfte beim Hochwasser im Juli 2002 anpacken. Wie extrem die Situation war, zeigt sich in der Feuerwehrchronik Alkovens: Wohnungen in Höhe von 1,70 Metern sind überflutet, Bewohner werden per Motorboot evakuiert. Nicht nur die Donau, auch ihre Zuflüsse brechen in dem Jahr über die Region herein. Eine körperliche und psychische Extremsituation für die Einsatzkräfte: „Man meinte immer, die Wassermassen gehen jetzt zurück. Dann kam es zum Dammbruch in Brandstatt, bei dem wieder ein Schwall daherkommt. Für uns war es eine große Belastung. Man muss sich auch mal ausrasten, hat aber stets im Hinterkopf, dass das Wasser immer mehr wird“, schildert Adolf Aumair, Kommandant der FF Pupping, diese Extremfälle.
Todesschreie der Tiere
Vor dieser Situation stehen die Feuerwehren zehn Jahre später im Juni 2013 abermals. Nicht nur Menschen, auch Tiere sind bei den Hochwässern in Gefahr: In Alkoven werden 2013 rund 160 Personen per Zille evakuiert und mehr als 40 Tiere gerettet, schreibt Schriftführer Hermann Kollinger von der FF Alkoven in seiner Feuerwehrchronik. Eine Rettung ist aber nicht immer möglich, vor allem wenn es sich um Wild handelt: „In der Au hörte man die Rehe schreien, aber man kam ja nicht hinein. Dieser Todesschrei bei Tieren – das geht in Fleisch und Blut“, erinnert sich Aumair. Aber mit jedem Einsatz agieren die Einsatzkräfte besser: „Man lernt wirklich dazu, was in solchen Extremfällen zu tun ist. Auch die Zusammenarbeit mit Bundesheer und Rotem Kreuz funktionierte vorbildlich“, so der Kommandant.
Helfen, wo nötig
Was man nicht lernen kann: einen Kameraden bei diesen Unglücken zu verlieren – wie im Falle Mayr. „Als wir beim Hochwasser 2002 erfahren haben, dass jemand von uns verunglückt ist, haben wir sofort alles abgebrochen und den Einsatz den anderen Ortsgruppen überlassen“, sagt Pichler, der damals auch Einsatzleiter in Hartkirchen war. Betreuung für die Kameraden und Angehörigen ist in solchen Fällen der wichtigste Schritt. Aber die Arbeit muss weitergehen – natürlich, wie Pichler erklärt: „Wenn Hilfe benötigt wird, hilft jeder sofort. Erst wenn es ruhiger wird, dann denkt man darüber nach, was alles hätte passieren können.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.