Mehr Wertschätzung für heimische Produkte durch Covid-19
Lokale Direktvermarkter liegen im Trend

Direktvermarkter wie Familie Lindinger vom Puppinger Spargelhof verkaufen ihre Produkte ab Hof. Auf die aktuelle Covid-19-Situation wird mit Abhol- und Lieferservices reagiert. | Foto: Familie Lindinger
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  • Direktvermarkter wie Familie Lindinger vom Puppinger Spargelhof verkaufen ihre Produkte ab Hof. Auf die aktuelle Covid-19-Situation wird mit Abhol- und Lieferservices reagiert.
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Ob Gemüse, Fleisch, Geflügel oder Honig: Wer sich mit regionalen Lebensmitteln direkt vom Produzenten eindecken möchte, ist bei den Direktvermarktern in Eferding und Grieskirchen genau richtig. Viele Produkte stammen aus biologischer Landwirtschaft.

BEZIRK (cg). Die aktuelle Situation lässt viele Umdenken, wie der sprunghafte Anstieg der Nachfragen nach Obst und Gemüse direkt aus der Region zeigen. Durch Covid-19 ergeben sich für Direktvermarkter neue Herausforderungen. Es müssen neue Absatzwege erschlossen werden, um die Ernte vor dem Verfall zu bewahren. Das Team des Puppinger Spargels in Eferding ist seit 24 Jahren Direktvermarkter. Hier kämpft man mit der erschwerten Organisation von Erntehelfern, der verringerten Anzahl an Gastronomiekunden und einer penibleren Organisation des Ab-Hof Verkaufes. „Unser Ab-Hof Verkauf wird diese Saison wie gewohnt ab Anfang April eröffnen. Zusätzlich wird es dieses Jahr Neuerungen im Bereich der Selbstbedienung, Direktzustellung und des Verkaufes an sich geben. Wir lassen uns also definitiv nicht unterkriegen und werden innovativ handeln“, zeigt sich Rudolf Lindinger jun. kämpferisch. Täglich, sogar am Sonntag, kann hier frischer weißer und grüner Spargel direkt vom Produzenten gekauft werden. Aber auch saisonale Produkte, von frischem Obst und Gemüse über Saucen, Öl, Weine, Kräuter, Schnäpse, Nudeln, Brot und vieles mehr aus dem Eferdinger Becken, sind hier erhältlich.

„Unsere Kunden können bei uns einen kompletten Wocheneinkauf an regionalen und saisonalen Produkten zusammenzustellen.

Wir wollen durch unsere Produkte und deren Verkauf das Bewusstsein für eine regional-saisonale Ernährung in unsere Gesellschaft stärken. Gerade in schwierigen Zeiten muss die Wertschätzung der heimischen Produkte erhalten und gestärkt werden“, ergänzt Lindinger jun., der bei einer gesetzlichen Schließung des Ab-Hof-Verkauf bereits anderweitige Lösungen in petto hat.

Zahl der Direktvermarkter steigt
Laut Auskunft der Bezirksbauernkammer Eferding, Grieskirchen und Wels sind 116 Betriebe in Eferding und 115 Betriebe in Grieskirchen Direktvermarkter landwirtschaftlicher Produkte. „Davon bieten in Eferding rund 20 Prozent und in Grieskirchen circa 30 Prozent Bioprodukte an“, so Dienststellenleiter Thomas Jungreuthmayer. In Oberösterreich wuchs die Zahl der Betriebe in den letzten zehn Jahren um rund 14 Prozent an. In den Bezirken Eferding und Grieskirchen war es alleine in den vergangen drei Jahren ein Zuwachs von rund zehn Prozent pro Bezirk. Die Direktvermarktung erfolgte 2019 über diverse Absatzwege, wie etwa Wochen- und Bauernmärkte (25 Prozent), Bauernläden (11 Prozent), Belieferung der Gastronomie (21 Prozent) oder die Direktzustellung (22 Prozent). Mit 80 Prozent liegt der Ab-Hof-Verkauf an oberster Stelle.

"Die Konsumenten schätzen die Authentizität und haben Vertrauen in die Produkte durch den direkten Kontakt mit dem Produzenten", so Jungreuthmayer.

Regionale Wertschöpfung sichert Arbeitsplätze
Spannend ist die Frage, wie nachhaltig die derzeit steigende Nachfrage nach regionalen Produkten bleibt. „Es ist wichtig, das Bewusstsein zu schaffen, dass es wichtig ist, die regionale Wirtschaft zu stärken. Wenn zu Hause eingekauft wird, bleibt die Wertschöpfung in der Region und es werden Arbeitsplätze erhalten oder neue geschaffen“, betont Thomas Jungreuthmayer. Auch Ewald Mayr, Obmann der OÖ Obst- und Gemüseproduzenten und Erdäpfelbauer in Pupping, hofft auf Nachhaltigkeit bei der Nachfrage nach Produkten aus der Region. „Den Menschen wird jetzt gerade bewusst, dass Regionalität etwas wert ist. Die Landwirte arbeiten hart, um die hohe Nachfrage erfüllen zu können. Es wäre wünschenswert, wenn die Bevölkerung auch nach Covid-19 regionale Produkte beim Erzeuger einkauft, nach dem Motto: Wir haben uns auf die Bauern verlassen können, jetzt können sie sich auf uns verlassen“, so Mayr, der den Ab-Hof-Verkauf eingestellt hat und direkt den Einzelhandel beliefert.

Biogemüse und Obst aus der Region
Erdäpfeln in Selbstbedienung gibt es dagegen am Biohof von Edith und Fritz Floimayr in Hinzenbach. Hier wird ein Abholservice für frisches Gemüse aus dem eigenen Anbau, aber auch - nach Verfügbarkeit - von diversen Produkten in Bio-Qualität angeboten. „Der Verkauf auf den Bauernmärkten in Linz und Vöcklabruck sind unsere Hauptstandbeine. Die Absage des Marktes in Vöcklabruck trifft uns hart“, hofft Edith Floimayr, den Ausfall durch den Direktverkauf von Erdäpfeln, frischem Salat, Radieschen, Kraut, Karotten, Rauna etc. abfedern zu können. Bio-Qualität haben auch Weizen, Roggen, Dinkel, Nüsse und Obst, das alles im reinen Familienbetrieb auf 15 Hektar wächst.

Fleisch und Geflügel vom Biohof
Bio-Schweinefleisch kann vom Biohof Past in Meggenhofen bezogen werden. Jeweils am ersten und dritten Freitag im Monat wird hier Ab-Hof verkauft. „Wir haben im Moment mehr Vorbestellungen und auch viele Neukunden. Die Nachfrage nach unseren Produkten steigt aufgrund der Corona-Krise. Ob der Trend anhält wird sich zeigen“, blickt Romana Past gespannt in die Zukunft. „Wir züchten und mästen rund 20 Schweine.

In unserem Biobetrieb haben die Tiere von klein auf Freilauf und bekommen Biofutter, das vorwiegend aus dem hofeigenen Anbau stammt.

Geschlachtet und verarbeitet werden unsere Schweine von einem Fleischer in der Umgebung. Speck, Leberknödel und Verhackertes werden von uns selbst gemacht“, so Past weiter. Am Biohof Eribauer der Familie Weidenholzer in Taufkirchen an der Trattnach wachsen Bioweideenten und -gänse ebenfalls im Freien auf einer großen Wiese auf, ehe sie im Herbst verkauft werden. „Unabhängig von Corona ist die Nachfrage in den letzten Jahren gestiegen.

Die Menschen wollen wissen, woher ihr Essen kommt und unter welchen Bedingungen die Tiere leben

ist Elisabeth Weidenholzer überzeugt, dass der Trend zur Regionalität weiter wächst. Nach Terminvereinbarung kann hier Sauergemüse, Marmelade und Honig vom eigenen Hof gekauft werden.

Sicherheitsabstand lässt Menschen zusammenrücken
In den beiden „Frau Holle“-Bio-Läden in Bad Schallerbach und Grieskirchen werden essentielle Lebensmittel nicht ausgehen, wie Inhaberin Sigrid Kitzinger versichert: „Ich darf mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die jetzt mitarbeiten, um Lieferengpässe - auch bei den verpackungsfreien Produkten - zu vermeiden. In Situationen wie diesen kommt es einmal mehr auf die Regionalität an. Jetzt ist der direkte Kontakt zum Hersteller ein großer Vorteil.“ Um Kunden und Mitarbeiter zu schützen, wurde in beiden Filialen ein Abholservice eingerichtet, der die Verweildauer vor Ort verkürzt. Für Menschen, die zur Risikogruppe zählen, gibt es einen Lieferservice.

„Obwohl die Kunden den nötigen Abstand einhalten, sind sie sich näher als sonst. Das ist sehr schön und man spürt, dass alles ein Stück weit menschlicher und achtsamer wird.“

nennt Sigrid Kitzinger einen positiven Covid-19-Effekt. An beiden Standorten gibt es einen Regional-Bereich mit Produkten kleiner Betriebe, Bauern und Manufakturen. „ Ich hoffe sehr, dass die Nachfrage hierfür noch weiter ansteigt. Damit machen wir uns weniger abhängig von benachbarten Ländern, schaffen Arbeitsplätze in unserer Heimat und schonen zudem die Umwelt“ vertraut Kitzinger darauf, dass wir alle aus dieser Krise lernen.

Bewusstsein schaffen für Bedeutung der Regionalität
„Viele Kunden sahen wir tatsächlich zum ersten Mal bei uns im Bioladen. Die Aussage eines Kunden hat mich besonders berührt. Dieser hat gesagt, er hätte lange nicht bedacht, wie wichtig das Thema Nahversorgung und Regionalität sei. Dieses Bewusstsein war nicht selbstverständlich in Zeiten wo alles, überall und jederzeit erworben werden konnte. Jetzt aber kommt es tatsächlich auf uns Nahversorger an“, so Sigrid Kitzinger. Auch beim Biohof-Achleitner in Eferding sind alle Arbeitskräfte im Einsatz, um die sprunghaft gestiegenen Anfragen zu bearbeiten. „Alleine am Wochenende haben sich über die Homepage rund 500 Personen für die Biokiste angemeldet. Wir mussten diese leider alle verständigen, dass derzeit nur Bestandskunden beliefert werden können“, ersucht Marketingleiterin Stefanie Kleiser um Verständnis.

„Die Bevölkerung sieht jetzt, wie wichtig die Regionalität für die Versorgung ist. Bei geschlossenen Grenzen kann man sich auf lokale Partner verlassen. Es wäre wünschenswert, wenn auch nach der Krise die Wertschöpfung in der Region bleibt und die jetzige Situation zur Bewusstseinsbildung beiträgt.

Es ist auch nach Covid-19 wichtig, die Bauern, die sich auch jetzt bemühen und die Versorgung aufrecht erhalten, weiter unterstützt werden“, hofft Kleiser auf Nachhaltigkeit. Der Biohof-Achleitner unterstützt bestehende Lieferanten im Rahmen der Möglichkeit, eventuelle Ausfälle durch ausbleibende Aufträge aus der Gastronomie oder geschlossenen Wochenmärkten eine Absatzmöglichkeit über den Biomarkt oder die Biokiste zu schaffen.

Wer bietet was?
Es gibt zahlreiche Online-Plattformen, über die nach Bioläden, Ab-Hof-Angeboten, Liefer- und Abholservices der Bauern im Bezirk Eferding und Grieskirchen gesucht werden kann. Hier einige davon ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
EFERDINGER GEMÜSELUST
meinbezirk.at
GENUSSLAND Oberösterreich
HOFLADEN-BAUERNLADEN.INFO
BIO AUSTRIA

Die WIRTSCHAFTSKAMMER OBERÖSTERREICH hat eine neue Plattform installiert, die einen Überblick über Lieferdienste - nach Bezirken geordnet - bietet. „Zusammenhalten und die heimischen Betriebe unterstützen gilt in diesen schwierigen Zeiten umso mehr: Viele oberösterreichische Unternehmen haben aufgrund der Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus regionale Lieferservice-Angebote gestartet. Wir appellieren an die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher, diese regionalen Angebote zu nutzen. Damit können wir alle unsere oberösterreichischen Betriebe gezielt unterstützen und stärken zugleich die regionale Versorgung“, betonen Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. „Aber auch bei diesen Lieferservices gilt: Die Gesundheit hat oberste Priorität. Daher ersuchen wir, bei diesen Lieferungen den vorgegebenen Mindestabstand von 1 Meter einzuhalten, um eine Ansteckung zu verhindern“, unterstreichen Landeshauptmann Stelzer und Landesrat Achleitner.

„Wir möchten uns zugleich bei allen heimischen Betrieben, die diese regionalen Lieferservices anbieten, sehr herzlich bedanken. Sie erfüllen eine wichtige Aufgabe bei der Aufrechterhaltung der Versorgung der Menschen in Oberösterreich in dieser herausfordernden Situation. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen dabei ein ganz besonderes Engagement, das alles andere als selbstverständlich ist“, heben Landeshauptmann Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Achleitner hervor.

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