Neue Trends bei der letzten Ruhestätte

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Es muss nicht immer der Friedhof sein: Auch über den Tod hinaus sehnt man sich nach Alternativen.
EFERDING. Das erste private Krematorium hat nun in St. Marienkirchen/Polsenz seine Türen geöffnet. Wie es scheint, floriert die Feuerbestattung. In den Nachbarländern steht sie schon an der Tagesordnung. So gibt es in Deutschland rund 160 Krematorien, in der Schweiz 24. Auch hierzulande geht der Trend weg von der traditionellen Friedhofsbestattung.
Jeder Zweite wird verbrannt
Im Bezirk Grieskirchen wurden im letzten Jahr 45 Prozent der Toten eingeäschert, im Bezirk Eferding sogar jeder Zweite. Peter Schauer, Betriebsleiter des privaten Krematoriums Feuerbestattung OÖ in St. Marienkirchen, sieht die Gründe im sozialen Wandel: "Die Leute sind heutzutage mobiler, da bedeuten Urnen weniger Aufwand. Besonders wenn sich die Verwandten nur für eine halbe Stunde im Jahr zu Allerheiligen treffen, lohnt sich der Aufwand für ein Grab oftmals nicht."
Ökologisch und ökonomisch
Feuerbestattungen sind zwar genauso teuer wie Erdbestattungen, die Erhaltungskosten danach fallen jedoch weg. Zudem sind Einäscherungen umweltfreundlich. Das fängt schon beim Brennprozess an: Erneuerbare Energieträger sowie moderne Filteranlagen des privaten Krematoriums sollen den CO2-Ausstoß erheblich verringern. Danach wird die Urne am Friedhof beigesetzt, mit einer Sondergenehmigung auch zuhause.
Letzte Ruhestätte: Natur
Immer beliebter werden Naturfriedhöfe und Bestattungswälder. Diese sind speziell für Urnen angelegt, weisen manchmal nicht einmal ein Marterl auf. "In solchen Fällen ist der Baum der Erinnerungsort. Das kann den Angehörigen helfen, loszulassen und sich nicht an etwas Materielles wie einen Grabstein zu klammern. Durch Bestattungen in Wald und Wiese entsteht aus der Asche etwas Neues – der Kreislauf des Lebens sozusagen", erklärt Schauer. Die Phrase "Zurück zum Ursprung" bekommt so eine ganz neue Bedeutung. In St. Marienkirchen ist zudem gerade eine Naturbestattungswiese genehmigt worden. Dabei wird die Asche in einer biologisch abbaubaren Kapsel in der Erde begraben.
Gerhard Aichinger vom Bestattungsunternehmen Aichinger erklärt das Konzept: "Die Personen können den Platz selber aussuchen. Auch anonyme Beisetzungen werden wir durchführen." Die Bestattungswiese befindet sich im Naturpark Obst-Hügel-Land. Der natürliche Friedhof liegt idyllisch am Hang, mit Blick in den Ort. Ein Naturwanderweg führt zu den Grabmälern – eine Umgebung, in der sich nicht nur die Toten gern aufhalten sollen, sondern auch die Lebenden. Im Umkreis finden sich immer mehr Naturfriedhöfe wie die Baumbestattung auf dem erweiterten Stadtfriedhof in Ried im Innkreis. Dieser Trend zeigt sich bereits in ganz Österreich.
Umwandlung zum Edelstein
Wer es etwas exklusiver mag, für den gibt es vor Ort auch das Besondere: "Schmuck mit dem Fingerabdruck des Toten kommt bei den Angehörigen sehr gut an", weiß Aichinger zu erzählen. Der Bestattungsunternehmer fertigt solche Schmuckstücke seit Kurzem an: "Die Angehörigen haben den Verstorbenen so immer an der Seite. In manchen Schmuckstücken kann sogar ein bisschen Asche eingearbeitet werden."
Zudem bietet Aichinger die Umwandlung der Asche in einen Edelstein an. Das sei bisher erst einmal vorgekommen. Aichinger führt dies auf mangelndes Interesse der Angehörigen und die höheren Kosten zurück.
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