Neue Seilbahn inklusive
Doskozil präsentiert Entscheidungsbasis für Güssinger Burg-KUZ-Volksbefragung
Soll die Burg oder Kulturzentrum in Güssing als Veranstaltungsstätte ausgebaut werden? Zur Beantwortung dieser Frage bei einer Volksbefragung am 27. Juni hat Landeshauptmann Hans Peter Doskozil den Wahlberechtigten des Bezirks Güssing heute, Dienstag, die Entscheidungsgrundlagen präsentiert.
Variante Burg für bis zu 55 Millionen Euro
Die Burg-Variante ist mit 50 bis 55 Millionen Euro Kosten die finanziell aufwändigere und auch die radikalere. Im Falle eines Ja bei der Volksbefragung will die Landesregierung im Burghof ein Veranstaltungszentrum mit einem großen Kultursaal errichten, der rund 500 Sitzplätze aufweist. Davor würde eine Freilufttribüne mit rund 550 Sitzplätzen platziert. Neu errichtet würden nicht nur Nebengebäude für Kartenverkauf, WCs und Garderoben, sondern auch das Restaurant samt Terrasse.
Neue Seilbahn, neue Lifte, 250 Parkplätze
Damit im Fall des Falles eine Nutzung und Begehbarkeit auch im Winter möglich wird, soll der gesamte Burgberg umgestaltet werden. Um die Erreichbarkeit zu verbessern, würde vom Hauptplatz neben der Bezirkshauptmannschaft eine neue Standseilbahn in die Höhe führen. Ziel wäre ein neuer Parkplatz für 250 Autos, der auf halber Höhe des Burgbergs errichtet würde. Von dort würden zwei Personenlifte die Besucher in das Foyer des Veranstaltungszentrums bringen. Die Transportkapazität liegt zwischen 200 und 300 Personen pro Stunde. Der jetzige Parkplatz gegenüber dem Jakobifriedhof und der jetzige Aufzug würden dann aufgelassen.
Kulturzentrum um bis zu 25 Millionen Euro
Die Kulturzentrums-Variante würde laut aktueller Vorstudie 20 bis 25 Millionen Euro kosten. Das baulich marode Gebäude würde von Grund auf saniert, die beiden Veranstaltungssäle und die Technik auf aktuellen Stand gebracht. Neu wäre vor allem die Überdachung und damit Nutzbarmachung des jetzigen Innenhofs als Galerie. Darüber ist der Aufbau einer neuen Ausstellungsebene geplant. Restaurant, Restaurant-Terrasse und Vorplatz würden ebenfalls erneuert.
Was tun mit dem Verliererprojekt?
Falls sich die Wahlberechtigten mehrheitlich für den Ausbau des 1977 eröffneten Kulturzentrums entscheiden, würde sich das Land auf der Burg nur noch auf die notwendigen Sicherungs- und Instandhaltungsarbeiten konzentrieren, hielt Doskozil fest. Veranstaltungen würden dann dort aber nicht mehr stattfinden. Fällt die Wahl umgekehrt auf den Burg-Ausbau, würde das Kulturzentrum zwar saniert, aber nicht ausgebaut. Doskozil kann sich für diesen Fall die Nutzung als Museum vorstellen. Bei der Volksbefragung übrigens beide Varianten anzukreuzen, würde dem Stimmzettel ungültig machen, hielt der Landeshauptmann fest.
Faktor Denkmalschutz
Erhalten werden muss das Kulturzentrum auf jeden Fall. Das Bundesdenkmalamt hat nämlich ein Verfahren eingeleitet, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Doskozil geht "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass das auch passieren wird. Was die Neu- und Umbauten auf dem Burgberg betrifft, hat es laut Landesimmobiliendirektor Gerald Goger Vorgespräche mit dem Denkmalschutz gegeben, er sei zuversichtlich für "eine positive Lösung".
Keine Großveranstaltungen
Grundsätzlich sollen sowohl die Burg als auch das Kulturzentrum im Falle ihres Ausbaus für alle Arten von Veranstaltungen offenstehen. Große Bälle wie etwa Maturabälle mit über 500 Gästen würden allerdings weder dort noch da stattfinden können.
Weder Doskozil noch Bürgermeister Vinzenz Knor wollen im Vorfeld der Volksbefragung deklarieren, welche der beiden Lösungen sie persönlich bevorzugen. "Die Bevölkerung soll sich ein objektives Bild machen können", so Knor.
Informationsoffensive
Die Landesregierung plant zu diesem Zweck eine Informationsoffensive. Jeder Haushalt im Bezirk Güssing soll im Juni eine Broschüre zugeschickt bekommen, in der die Varianten A und B gegenübergestellt werden. Eine eigene Projekt-Website im Internet (www.meinburgenland.at/guessing) präsentiert Details, stellt die Planungsentwürfe dar und beantwortet Fragen der Wahlberechtigten.
Grüne für Kulturzentrums-Variante
Die burgenländischen Grünen haben ihre Präferenz schon kundgetan. Sie sprechen sich für Modernisierung des Kulturzentrums aus. "Die Burg ist ein einmaliger Veranstaltungsort und eine Tourismusattraktion, aber als Kulturzentrum nicht geeignet", hält Kultursprecher LAbg. Wolfgang Spitzmüller fest. Seine Partei befürchtet außerdem "schwere ökologische und historische Eingriffe" in den Berg, wenn Parkplätze, Seilbahnen und Aufzüge errichtet werden müssen.
"Wir brauchen ein gut erreichbares Kulturzentrum im Ort, und die Burg ist das eben genau nicht. Daher sprechen wir uns für ein modern ausgestattetes und gut ausgebautes Kulturzentrum aus", erklärt Spitzmüller, der auch vor Kostenüberschreitungen bei dem Bauvorhaben warnt.
ÖVP für beides
Die ÖVP Güssing betonte, dass die Stadt sowohl Burg als auch Kulturzentrum brauche und hinterfragen die vom Land präsentierten Finanzpläne. "Mit 50 Millionen Euro kann man locker das Kulturzentrum ausbauen und gleichzeitig auch die Burg sanieren", hielt Vizebürgermeister Alois Mondschein fest. Eine Petition der ÖVP, die diesen Standpunkt zum Ausdruck bringt, wurde von 1.200 Menschen unterschrieben.
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