Enormer Wirbel um Schuldirektionen
Zusammenlegung von Schulleitungen löst Protestwelle unter Eltern und Gemeinden aus
Dass die betroffenen 29 burgenländischen Schulleiter von ihrer Degradierung aus der Zeitung erfahren mussten, war die besondere Pointe. Aber die Zusammenlegung von Schuldirektionen ab September sorgt auch so für jede Menge Widerstand in den Schulen und Gemeinden. Es gibt Protestbriefe, Petitionen, Elternversammlungen und Unterschriftenaktionen.
Online-Petition
Die Kritik bündelt eine Online-Petition, die Johannes Hofbauer, Personalvertreter und Lehrer an der Volksschule Deutsch Tschantschendorf, organisiert hat. Bisher über 400 Unterzeichner fordern von Landeshauptmann Hans Niessl, die "unnützen" Zusammenlegungen zurückzunehmen.
"Aus pädagogischer Sicht sind sie wertlos", so Hofbauer. "Eine Direktorin, die drei Schulen leiten und selbst noch unterrichten muss, kann Schulen weder sinnvoll verwalten noch pädagogisch gestalten."
Vier Schulen auf einmal
Besonders krass fällt die Zusammenlegung im Raum Jennersdorf aus. Die Jennersdorfer Volksschuldirektorin Anita Hammerl muss künftig gleich vier Schulen leiten, nämlich zu ihrer eigenen auch noch Grieselstein, Henndorf und Maria Bild.
"Der Qualitätsverlust an unseren Schulen ist vorprogrammiert", heißt es in einem Protestbrief der drei betroffenen Elternvereine an Landesschulratspräsident Gerhard Resch.
Protestbrief
Die Gemeinde Burgauberg-Neudauberg spricht in einem Protestbrief an Hans Niessl (SPÖ) und Franz Steindl (ÖVP) von einem "Tiefpunkt im Umgang mit Partnern und Untergebenen".
In Eltendorf hält es der Elternverein für nicht nachvollziehbar, dass die Schuldirektion mit jener in Heiligenkreuz und nicht mit der Partnerschule Königsdorf fusioniert wird.
Gemeinderäte sammeln Unterschriften
Besonders auf der Palme ist man in der Großgemeinde Tobaj. Dort wurden erst vor wenigen Jahren die Volksschulen Punitz und Tobaj geschlossen und dafür die Schule in Deutsch Tschantschendorf ausgebaut. Die wird künftig an St. Michael angegliedert.
"Die Gemeinderäte aller Parteien gehen jetzt von Haus zu Haus und sammeln Protestunterschriften", berichtet Bgm. Manfred Kertelics. "Wir haben bei uns auch die Besonderheit, dass zehn Asylantenkinder und Jugendliche aus einem Kinderheim die Schule besuchen. Wie soll da ein Direktor von außen über zehn Ecken alles koordinieren?"
Resch bleibt dabei
Landesschulratspräsident Gerhard Resch gerät ob seiner Entscheidung zunehmend unter Druck, hält aber daran fest. "Ziel ist es, Einheiten ab acht Schulklassen zu bekommen, die von einem vom Unterricht freigestellten Direktor geleitet werden. Der Direktor soll sich der Verwaltung widmen, die Lehrer dem Unterricht", erklärt Resch.
Fixiert kann die Zusammenlegung der Direktionen erst ab August werden. "Ich hoffe aber, dass sich an der Liste nichts mehr ändert", so Resch.
Dass die Zusammenlegung der Direktionen eine Vorstufe zur Schließung von Kleinschulen sein könnte, verneint Resch. "Eine Schließung ist Sache der Gemeinden", betont er.
Skepsis gegenüber Kleinschulen
Er macht aber auch kein Hehl aus seiner Skepsis gegenüber kleinen Volksschulen. "Pädagogisch ist es besser, wenn alle Kinder einer Schulstufe in einer eigenen Klasse sitzen statt in einer gemeinsamen Klasse."
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