Bundesheer
Neuer Güssinger Bataillonskommandant Luipersbeck im Interview
Christian Luipersbeck, der neue Kommandant des in Güssing stationierten Jägerbataillons 19, wurde bei einem Festakt in der Montecuccoli-Kaserne angelobt. Im Interview steht er Frage und Antwort.
MEINBEZIRK.AT: Wo sehen Sie Ihre wichtigsten Aufgaben für die kommenden Monate?
LUIPERSBECK: Unser Kalender ist dicht durchgeplant. Grob gesprochen umfassen unsere Aufgaben die Ausbildung eigener und fremder Kontingente, die Milizvorbereitung und die Vorbereitung auf Auslandseinsätze. Dazu kommen Ende Juni die Militärweltmeisterschaften im Fallschirmspringen in Güssing und Punitz.
Wieviele Soldaten erhalten in Güssing ihre Grundausbildung?
In Summe sind es pro Jahr zwischen 500 und 600. Das nächste Vollkontingent, das im Juli einrückt, wird vollständig ausgebildet. Bei Fremdkontingenten wird in Güssing nur die Basisausbildung übernommen.
Welche Rolle spielt die Vorbereitung auf Auslandseinsätze?
Die Kaderpräsenzeinheit ist eine Profikompanie und umfasst derzeit 90 Mann. Sie steht in permanenter Ausbildung und Einsatzvorbereitung. Unlängst ist die Kompanie aus dem Kosovo zurückgekommen, und ein Zug hält sich bereits wieder für einen Bosnien-Einsatz bereit. Eine weitere Kompanie ist derzeit im Assistenzeinsatz an der burgenländischen Grenze.
Im Bundesheer gibt es die Tendenz, Kasernen wieder versorgungsautark zu machen.
In den Zeiten des Kalten Krieges waren sie es - was Strom und Küche betrifft - auch, dann wurde das zurückgefahren. Jetzt geht es angesichts von Blackouts und Ukraine-Krieg wieder zurück. Für uns in Güssing heißt es, dass wir ein geeignetes Stromaggregat erhalten und wieder mehr Lebensmittelvorräte anlegen werden.
Derzeit bekommt Güssing das Essen aus der Zentralküche in Graz angeliefert. Bleibt das so?
Nach meinem Wissensstand wird an diesem österreichweiten System nicht gerüttelt, aber es wird zumindest hinterfragt. Derzeit haben wir eine Finalisierungsküche, in der die angelieferten, schockgefrorenen Speisen aufbereitet werden. Um wieder selber zu kochen, wären ein Umbau und mehr Küchenpersonal notwendig.
Wie gut ist das Jägerbataillon 19 ausgerüstet?
Sehr gut. Österreichweit ist das nicht so. Es fehlt an modernem schweren Gerät, an der Panzerabwehr, der Luftabwehr, der Drohnenabwehr und der Drohnenaufklärung.
Hat sich im Heer durch den Ukraine-Krieg das Bedrohungsszenario für Österreich geändert?
Die Sicherheitsarchitektur Europas wurde massiv durchgerüttelt, in Österreich wird es da Diskussionen geben müssen. Wir haben die militärische Landesverteidigung und die schweren Waffen stark reduziert. In der Ausbildung wird es wieder mehr in Richtung der klassischen Landesverteidigung gehen.
Hat der Ukraine-Krieg auch in der Kaserne Güssing zu Auswirkungen geführt?
Wir haben die Alarmierungspläne überarbeitet und halten die ABC-Abwehrelemente (Anm: ABC = atomare, biologische, chemische Waffen) bereit. Die ABC-Ausbildung wurde verstärkt, da es in der Ukraine sehr viele Atomkraftwerke gibt, die bei Kriegshandlungen beschädigt werden könnten.
Wird die Miliz wieder aufgewertet?
Es wird auch hier Investitionen geben. Aber ob wieder beorderte Waffenübungen eingeführt werden, kann ich nicht beantworten. Wir bereiten in Güssing jedenfalls eine große Milizübung mit 500 Mann vor, die im Oktober in Allentsteig stattfindet.
Wie laufen die Vorbereitungen auf die Fallschirmsprung-EM Ende Juni?
Wir sind mittendrin. Wir erwarten rund 500 Besucher aus 35 bis 40 Ländern, für die eine große Zeltstadt aufgebaut wird.
Zur Person Christian Luipersbeck
Alter: 50 Jahre
Wohnort: Urbersdorf
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Dienstgrad: Oberst
Waffengattung: Jäger
Stationen im Inland: Wiener Neustadt, Neusiedl am See, Eisenstadt, Güssing
Einsätze im Ausland: Syrien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.