Volksgruppen
Seit 20 Jahren stehen im Bezirk Güssing zweisprachige Ortstafeln
Der Staatsvertrag von 1955 sichert Österreichs Volksgruppen zwar das Recht zu, in gemischtsprachigen Gebieten zweisprachige topographische Aufschriften zu haben. Trotzdem dauerte es 45 Jahre, bis dieses Recht auch in die Wirklichkeit umgesetzt wurde. Heuer vor 20 Jahren wurden in Österreich die ersten zweisprachigen Ortstafeln aufgestellt. 47 deutsch-kroatische und vier deutsch-ungarische stehen im Burgenland.
Pinkovac, Stinjaki, Nova Gora
Drei Orte davon liegen im Bezirk Güssing: Güttenbach/Pinkovac, Stinatz/Stinjaki und Neuberg/Nova Gora. "Kriterium war, dass in jenen Orten eine Tafel aufgestellt wird, in denen sich bei der Volkszählung 1991 mindestens 25 Prozent der Bevölkerung zur Volksgruppensprache bekannten", erläutert der Güttenbacher Bürgermeister Leo Radakovits, Mitglied des kroatischen Volksgruppenbeirats im Bundeskanzleramt.
Diese Regelung führte auch dazu, dass in anderen kroatischen Orten die Ortstafeln einsprachig blieben. Beispielsweise in Hackerberg, Heugraben, Eisenhüttl, Reinersdorf und Kroatisch Tschantschendorf lag der Kroaten-Anteil schon 1991 unter 25 Prozent.
Zweisprachigkeit wird sichtbarer
Die Ortstafeln waren gewissermaßen der Türöffner für die Anbringung weiterer zweisprachiger Aufschriften im öffentlichen Raum. In Güttenbach wurden im Jahr 2012 zweisprachige Straßenschilder aufgestellt. Volksschule/Osnovna škola, Kindergarten/Čuvarnica, Kulturhaus/Kulturni stan und Gemeindeamt/Občinski stan waren schon vor 2000 zweisprachig, die 2014 eröffnete Mehrzweckhalle/Dvorana za priredbe i šport folgte.
In Stinatz war bis zum Jahr 2000 alles einsprachig beschildert. "Volksschule und Kindergarten folgten 2006, das Gemeindehaus 2010, das Feuerwehrhaus/Ognjobranci 2012 und der Wasserhochbehälter 2018", blickt Bürgermeister Andreas Grandits zurück. Heuer hat der Gemeinderat beschlossen, auch zweisprachige Straßenschilder aufzustellen. Das ist für 2021 geplant, ebenso die kroatische Zusatzbezeichnungen für Mehrzweckhalle und Altstoffzentrum.
Auch in Neuberg waren bis 2000 ausschließlich deutschsprachige Aufschriften zu sehen. "Nach den Ortstafeln sind dann Gemeindehaus, Feuerwehrhaus, Volksschule und Kindergarten im Laufe der folgenden Jahre hinzugekommen", erklärt Bürgermeister Thomas Novoszel.
"Machen Sprache präsent"
Die zweisprachigen Ortstafeln, die im Burgenland anders als in Kärnten kaum zu politischen Friktionen führten, hätten sich bewährt, ist Leo Radakovits überzeugt. "Sie klären auf und machen die Sprache präsent."
Zur burgenland-kroatischen Sprachgruppe zählen übrigens auch 13 grenznahe gemischtsprachige Orte in Ungarn und vier in der Slowakei. Sie sind ebenfalls zweisprachig beschildert.
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