Güssinger Kraftwerk muss an den Neustart

Warum das technologisch einzigartige Biomasse-Kraftwerk auf einmal keine Forschungsanlage mehr sein soll, ist Reinhard Koch noch immer schleierhaft. "Hier forschen derzeit fünf Universitäten zum Thema erneuerbare Energie. Bis 2016 laufen Forschungsaufträge für das Wirtschaftsministerium", erklärt der Geschäftsführer des Kraftwerks.

Trotzdem hat das Finanzamt Oberwart dem Vorzeigeprojekt nachträglich die Auszahlung der Forschungsprämie aberkannt. 660.000 Euro macht das für die Jahre 2011 und 2012. Auch eine Berufung gegen die Streichung blieb erfolglos.

Die ohne Begründung vorgelegte Entscheidung des Finanzamts hatte fatale Folgen: Die Banken stellten Kredite in der Höhe von sechs Millionen Euro fällig. Der Mehrheitseigentümer des Kraftwerks, die Beteiligungsgesellschaft Care, musste ein Sanierungsverfahren mit Eigenverantwortung beantragen.

Stimmen die Gläubiger zu, darf der Betrieb unter Aufsicht des Masseverwalters weitermachen. Innerhalb von zwei Jahren bekommen die Gläubiger 30 Prozent ihrer Forderungen erfüllt. Spätestens Ende September muss das Geld für die Erfüllung der 30-prozentigen Quote gesichert sein.

Das Kraftwerk steht derzeit still, kann aber jederzeit wieder hochgefahren werden. "Steht es allerdings bis November, ziehen alle in Güssing tätigen Forscher ab", fürchtet Koch.

Aus Holz mach Gas

Was das Kraftwerk Güssing einzigartig macht, ist die Technologie, aus Holzgas Strom und Wärme zu erzeugen. Die Forscher arbeiten auch daran, das Gas in Treibstoff umzuwandeln.

Herzstück der Güssinger Biomasse-Forschung ist das von der TU Wien entwickelte Wirbelschicht-Dampfvergasungsverfahren. Auf dieser Basis laufen etwa Forschungsprogramme zur Erzeugung von synthetischem Erdgas und Treibstoffen oder Wasserstoff für Brennstoffzellen.

Pro Jahr werden im Kraftwerk etwa 20.000 Tonnen Holz verwendet.
Derzeit forschen hier die Technischen Universitäten Graz und Wien, die Universität für Bodenkultur, die Forschungsgesellschaft Joanneum und zwei Fachhochschulen.