EU erwies sich für Stegersbach als Tourismus-Motor
Ohne EU-Geld wäre die Erfolgsgeschichte des Thermenortes nicht möglich gewesen.
Als Österreich 1995 der EU beitrat, hatte das Burgenland nach europäischen Maßstäben den Status eines Entwicklungslandes. Weil das Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter 75 % des EU-Durchschnitts lag, ergoss sich ein Geldregen aus Brüssel. Die Ziel-1-Mittel hatten die Aufgabe, den Aufholprozess zu beschleunigen.
Burgenland im Ziel-1-Status
In der ersten Förderperiode von 1995 bis 1999 wurden rund 13 Milliarden Schilling an öffentlichen und privaten Mitteln im Burgenland investiert. Technologiezentren, Industrie- und Gewerbegebiete entstanden.
Nachdem das BIP im Burgenland rasch wuchs, sank in den Folge-Förderperioden auch der Zuschussbedarf. In der Periode 2007 bis 2013 flossen 19,3 Millionen Euro an Projekte in den Bezirken Güssing und Jennersdorf, in der bis 2020 laufenden Periode sind es 4,32 Millionen.
Auch Misserfolge
Nicht alles entwickelte sich in den 23 bisherigen Jahren wie gewünscht. Die 13,9 Millionen Euro, die etwa an das Güssinger Solarzellen-Werk Blue Chip flossen, blieben wirkungslos. Das Werk steht seit 2011 still und leer.
Fast 40 Millionen Euro
Das Gegenbeispiel bildet der Tourismus in Stegersbach. Von 1995 bis 2018 kamen insgesamt 39,75 Fördermillionen aus Brüssel, um Therme, Golfplatz und Hotels zum Durchbruch zu verhelfen.
1996 verzeichnete Stegersbach 1.059 Gästenächtigungen, etwa halb so viele wie Eberau. 2017 wurden 234.477 Übernachtungen gezählt, dazu noch 12.841 in den Nachbargemeinden Burgauberg-Neudauberg und Ollersdorf. Rund 600 Personen finden heute in den Hotels, in der Therme und auf der Golfschaukel Beschäftigung.
Vorgeschichte
Begonnen hat die Vorgeschichte in den 1970er Jahren. Im Südburgenland wurde bei Sondierungsarbeiten nach Erdöl gesucht. Öl fand man zwar keines, dafür heißes Wasser in einer Tiefe von bis zu 3.000 Meter Tiefe.
1989 gelang es dem damaligen Stegersbacher Vizebürgermeister Lorenz Radnetter nach jahrelangem Bemühen, eine Tiefenbohrung zu veranlassen. Gefunden wurden die beiden Quellen "Thermal I" und "Thermal II".
"Kumpf-Therme"
Der damalige Investor, der Bauunternehmer Robert Rogner, hatte vorrangig die Errichtung der "Golfschaukel" im Visier, eines zusammenhängenden Areals von drei Golfplätzen mit insgesamt 45 Löchern. Die Therme galt ursprünglich als "Zweitprojekt", wurde aber trotzdem 1998 eröffnet, ein Jahr nach der Golfschaukel. Maler Gottfried Kumpf machte mit seiner Gestaltung die Therme zur "Kumpf-Therme".
Das Hotel "Birdie" mit anfangs 120 Betten erwies sich bald als zu klein. 2003 und 2004 wurde seine Kapazität mehr als verdoppelt, die der Therme ebenso. Zwischenzeitlich agierte das Land Burgenland als Eigentümer, ehe es Therme, Golfschaukel und Hotel "Allegria" 2010 zu einem bis heute nicht öffentlich gemachten Kaufpreis an den Tiroler Hotelier Karl Reiter veräußerte.
Vier Großhotels
Zum "Allegria" stießen im Laufe der Jahre die Hotels Balance, Larimar und Puchas plus hinzu. Heute verfügt Stegersbach über 1.200 Gästebetten, die Umgebungsgemeinden über 160 weitere. Im Jahr 2017 wurden in Stegersbach 234.477 Nächtigungen gezählt.
Das aus 3.200 Meter Tiefe heraufströmende Wasser von "Thermal 1" wird für Therapien verwendet. Nachgewiesen sind positive Wirkungen auf Haut, Kreislauf, Gelenke, Wirbelsäule und Muskulatur.
Das Wasser der Quelle "Thermal 2" stammt aus einer Tiefe von 1.200 Metern. Es wirkt vor allem auf Gelenke, Wirbelsäule und Muskulatur.
Entwicklung der Gäste-Nächtigungen in der Gemeinde Stegersbach:
1996: 1.059
1997: 14.659
2005: 94.278
2007: 148.291
2009: 200.148
2011: 218.243
2017: 234.477
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