Ein Weg, viele Namen – Innsbrucker Straßennamen und ihre Geschichte(n)

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Sie sind oft unser Ziel, aber meist sind wir so in unseren Gedanken versunken, dass für die Beantwortung der simplen Frage „Warum heißt diese Straße eigentlich so?“ keine Zeit mehr bleibt.

In Innsbruck gibt es knapp 650 Straßen, Gassen, Wege, Promenaden, Plätze, Brücken und Parks. Diese sind nicht selten nach berühmten Persönlichkeiten benannt, aber auch nach Städten, Flüssen oder Bergen. Einige erinnern an alte Flurnamen, andere an bedeutende Ereignisse der Geschichte und führen zu zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Viele kennt man, doch Hand aufs Herz, wer weiß schon wirklich, woher die Kohlstattgasse oder das Rote Gaßl ihren Namen haben? Wo einst die Judengasse war? Und warum die Fischergasse zur Franz-Fischer-Straße wurde oder nach wem man die Scheuchenstuelgasse und die Blücherstraße benannt hat?

Im Wandel der Zeit

Die berühmte Herzog-Friedrich- Straße, seit alters her die Hauptstraße für den Verkehr von Süden und "Heimat" des Goldenen Dachls, erhielt im Laufe ihres Bestehens viele Namen. "Chramgazze" wurde im Mittelalter der nördliche Bereich bezeichnet. Als "Inntorgasse" war der westliche, in Richtung Innbrücke führende (und einst durch das Inntor abgeschlossene) Straßenabschnitt zu finden. Die zentrale Prachtstraße Innsbrucks, die seit 2010 verkehrsberuhigt zum Verweilen einlädt, ist nach Maria Theresia benannt. Die vorher als "Neustadt" oder "Vorstadt" bezeichnete Straße wurde in Erinnerung an ihre alte Bezeichnung theresianische Neustadt, und mit Rücksicht auf die abschließende Triumphpforte 1873 nach Maria-Theresia benannt.
Der Rennweg, angelegt zwischen 1728 und 1744, der als Einzugsstraße ab der Mühlauer Brücke fungiert, ist auf den Rennplatz zurückzuführen und erinnert an ritterliche Turniere, die mit "Rennen" und "Stechen" durchgeführt wurden. Der südliche Abschnitt, an der die prominentesten Bauten wie Hofkirche, Hofburg, Landestheater, Stadtsäle oder Congress liegen, wurde im Laufe der Zeit mit verschiedenen Namen versehen, die meist dem jeweiligen Zeitgeist entsprangen, darunter auch als Dollfußplatz. Nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes wurden die Straßentafeln sehr schnell ausgetauscht und der Rennweg erhielt wieder seine ursprüngliche Bezeichnung.
1180 wurde die berühmte Innbrücke erstmals urkundlich erwähnt und führte seit jeher von der Altstadt nach St. Nikolaus und kann als ältestes Wahrzeichen von Innsbruck gelten. Die Hauptstadt der Alpen verdankt der Brücke ihren Namen und ihr Wappen. Immer wieder überarbeitet, erhielt die heutige Brücke (1983 erbaut) 2007 ihre jüngste Verzierung. Nach 20 Jahren im "Exil" wurde das von Rudi Wach angefertigte Brückenkreuz doch noch am vorgesehenen Platz aufgestellt.

Zur Autorin

Wer neugierig ist und mehr über die Herkunft sowie die Bedeutung von Straßennamen in Innsbruck wissen möchte, für den schließt das neue Buch von ­Josefine Justic diese Wissenslücke. Justic arbeitete von 1970 bis 2011 im Stadtarchiv und hat selbst bis zu ihrem Ruhestand (gemeinsam mit ihrem Team) die Informationen für die neuen schokobraunen Tafeln recherchiert und ausgearbeitet. „Es war mir daher nicht nur eine Freude, sondern auch ein Anliegen, als ich die Anfrage vom Verlag bekam, dieses Buch zu verfassen“, so die Autorin. Denn hier werden viele interessante Details, die auf den Straßentafeln keinen Platz mehr hatten, präsentiert und durch intensive zusätzliche Recherchen ergänzt. Eine große Hilfe dabei waren natürlich auch die profunden Kenntnisse, die sie sich während ihrer jahrzehntelangen Tätigkeit im Stadtarchiv aufgebaut hat. Und auch all jene anderen Namen, die heute bekannte Straßen im Laufe der Zeit getragen haben, dürfen dabei nicht fehlen.

zum Buch

Josefine Justic erklärt in diesem übersichtlichen, nach Stadtteilen gegliederten und mit einem umfangreichen Register versehenen Werk Bedeutung und Herkunft aller Innsbrucker Straßennamen. Sie porträtiert kurz bedeutende Persönlichkeiten, lässt alte, vergessene oder bewusst geänderte Bezeichnungen wiederaufleben und weiß allerlei Geschichten zu erzählen, etwa vom wortgewaltigen Prediger Bruder Willram, dem Wunder am Galgenbühel oder dem Edelknaben Herzog Sigmunds und seinem legendären Roßsprung. Dazu bietet sie einen schönen Überblick über die Geschichte und das Wesen der Innsbrucker Stadtteile und gibt Einblick in den jeweiligen Zeitgeist der Straßenbenennung, der wie überall, einem stetigen Wandel unterworfen ist.

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