Die Ziegen warten schon
Unterwegs mit dem Goas-Hirten David Oberleiter

- Mit geübtem Blick beobachtet David Oberleiter seine Ziegen, die auf der Alm weiden und die Landschaft pflegen.
- Foto: Kendlbacher
- hochgeladen von Michael Kendlbacher
David Oberleiter aus Absam ist leidenschaftlicher Goas-Hirte (Ziegen-Hirte). Seit 15 Jahren betreut er mit Hingabe Dutzende Ziegen auf der Stalsins Alm in Tulfes. Die Redaktion von MeinBezirk durfte ihn einen Tag lang begleiten und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen.
TULFES. Früh am Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen über die Stalsins Alm streichen, beginnt für David Oberleiter ein neuer Tag bei seinen Ziegen. Seit mittlerweile 15 Jahren ist der gebürtige Südtiroler (Pustertal/Ahrntal), der heuer im August 82 Jahre alt wird, als sogenannter „Goas-Hirt“ im Einsatz. „Ich bin halt ein Naturmensch und habe zur Goas eine gute Beziehung. Schon in der Volksschulzeit habe ich oft auf die Tiere geschaut", erzählt Oberleiter und blickt auf die Alm, auf der sich heuer 64 Ziegen tummeln. Die Tiere stammen von verschiedenen Haltern aus der Region, die ihm während der Sommermonate (Ende Mai bis Ende September) anvertraut werden. Insgesamt betreut er je nach Jahr zwischen 50 und 100 Ziegen und das bei jeder Witterung. Ein wichtigstes Werkzeug ist dabei der Hirtenstock – sein treuer Begleiter auf den unwegsamen Hängen der Stalsins Alm.

- Die Weiten der Stalsins Alm: David Oberleiter fühlt sich hier zu Hause, als würde er „die doppelte Luft“ atmen.
- Foto: Kendlbacher
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Almpflege und Ziegenliebe
Ziegen zu betreuen klingt vielleicht anfänglich sehr romantisch, doch in Wahrheit ist es ein hartes Stück Arbeit. „Wenn man in meinem Alter noch den 'Goasn' nachlaufen kann, muss man jeden Tag Danke sagen", schmunzelt er. Jeden Tag steigt er zu seinen Schützlingen auf, schaut nach dem Rechten, prüft Zäune, kontrolliert und beobachtet das Verhalten der Tiere. Für ihn ist die Alm ein Rückzugsort, aber auch ein Ort der Verantwortung. „Man muss genau wissen, was man tut, denn die Goas ist ein sehr sensibles Tier", weiß der Hirte. Früher waren Ziegen auf den Almen eher unerwünscht, viele Bäuerinnen und Bauern sahen in ihnen eher Störenfriede als Nutztiere. Heute hat sich dieses Bild gewandelt. Die Tiere werden zunehmend für ihre wichtige Rolle in der Almpflege geschätzt. Die Ziegen auf der Stalsins Alm fressen vor allem die Sträucher, darunter Erlen, Almrosen sowie junge Triebe und Zweige. Diese Pflanzen sind für die Tiere eine willkommene Nahrungsquelle, und das trägt gleichzeitig dazu bei, das Almgelände offenzuhalten und eine artenreiche Vegetation zu fördern. „Sobald mich die Ziegen sehen, kommen sie schon im Laufschritt auf mich zu. Ganz entscheidend ist, dass dir jede Goas aus der Hand frisst. Man muss sich Zeit nehmen, weil die Tiere ganz genau spüren, ob du’s ehrlich meinst oder nicht. Wichtig ist viel Geduld, genügend Erfahrung und dass man die Tiere mag." Mit seiner ruhigen Art und einem prüfenden Blick, weiß er sofort was los ist: „Wenn das Fell glänzt, wie bei einer Kastanie, dann sind die Tiere gesund", erklärt der Experte. In den vielen Jahren gab es glücklicherweise nur wenige negative Vorfälle, doch ein besonders eindrucksvoller war, als eine Ziege, die unter einem Zirbenbaum lag, vom Blitz getroffen wurde. Mit Bären und Wölfen habe er bisher keine Probleme gehabt. „Ich denke, das liegt auch daran, dass die meisten Ziegen Hörner haben. Da sind Beutegreifer in der Regel eher vorsichtig.“
In guten Händen
Die Stalsins Alm hat es Oberleiter besonders angetan, hier findet er Ruhe und Erholung. „Immer wenn ich herkomme, habe ich das Gefühl, als atme ich die doppelte Luft", sagt er und blickt verliebt auf die weiten Almflächen. Oberleiter ist für sein Alter fit, nimmt keine Medikamente und vertraut rein auf die Heilkraft der Kräuter, die ihm die Almen bieten. So weiß er, dass das Öl vom Johanniskraut bei Brandwunden hilft und Arnika zur Desinfektion genutzt werden kann. Es ist seine spezielle Art, die viele an ihm schätzen, und für sie ist klar: Ihre Ziegen sind in guten Händen. „Ich danke den Haltern für ihr Vertrauen und der Gemeinde Tulfes dafür, dass ich die Möglichkeit habe, die Arbeit auf meine Weise ausüben kann", sagt er mit einem Augenzwinkern.
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