"Wir sorgen dafür, dass das Land Tirol läuft"

2Bilder

Bezirksblätter: Die Tiroler Arbeiterkammer kämpft verbissen um niedrigere Steuerbelastung und prangert die hohen Lebenshaltungskosten in Tirol an. Ein Kampf gegen Windmühlen?
Erwin Zangerl: "Nein. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Senkung der Lohnsteuer, die Steuerbelastung ist in höchstem Maße ungerecht verteilt. 75 Prozent der Steuer tragen derzeit die aktiven und pensionierten ArbeitnehmerInnen. Sie sind die Leistungsträger im Staat, die müssen entlastet werden, das fordern wir jetzt massiv ein."
Aber auch in Tirol ist die Arbeitslosigkeit gestiegen, die Krise scheint nicht vorbei. Kommen die Forderungen der AK Tirol zum falschen Zeitpunkt?
Zangerl: "Nein, denn eine Lohnsteuersenkung ist das Beste für die Wirtschaft. Denn nur Geld, das verdient wird, kann ausgegeben werden. Und der Verdienst der ArbeitnehmerInnen kommt der regionalen Wirtschaft zugute. Gerade die Klein- und Mittelbetriebe haben in der Krise die Wirtschaft am Laufen gehalten. Darum müssen die Arbeitnehmer entlastet werden, damit die Arbeitslosenzahlen sinken und die Wirtschaft wächst."
Seit über einem Jahr ist die schwarz-grüne Regierung im Amt, die Kritik durch Erwin Zangerl ist weniger geworden. Zufrieden mit Platter-Felipe?
Zangerl: "Ich komme manchmal aus dem Staunen nicht heraus, ich frage mich nur, wann sich dieses Staunen legt. Eine Politik der Arbeitskreisbildung, des Händereichens und des Vorsichherschiebens von Problemen hat sich noch nie bewährt. Politik ist ein zähes Bohren in harten Brettern. Das vermisse ich derzeit, denn wir haben andere Probleme als die derzeit diskutierten, nämlich Bildung, Arbeitsplätze oder die Betriebs-ansiedelungen."
Wo sehen Sie derzeit die größten Probleme für die Tiroler ArbeitnehmerInnen?
Zangerl: "Es bleibt den Menschen zu wenig für ihre harte Arbeit und der Respekt vor den ArbeitnehmerInnen sinkt zusehends. Dabei ist die Stellung der arbeitenden Menschen in der Gesellschaft enorm hoch, wir sorgen dafür, dass dieses Land läuft. Und nicht Spekulanten."
Wie könnte dem entgegengesteuert werden?
Zangerl: "Grundsätzlich wäre die Standortagentur gefordert, neue Betriebe anzusiedeln. Das würde Arbeitsplätze schaffen. Aber der geringe Erfolg rechtfertigt die Kosten dieser Einrichtung nicht. Ohne interessante Betriebe wird es nicht gehen. Neue, innovative Arbeitsplätze würde auch das Problem der Teilzeitbeschäftigung abfedern."
Wird Tirol den derzeitigen Lebensstandard halten können?
Zangerl: "Schwierige Frage, aber es muss alles getan werden, um diesen zu erhalten. Der Mittelstand muss entlastet werden, der Jugend muss die Sicherheit gegeben werden, dass es eine gute Zukunft im Land gibt."
Was würden Sie einem jungen Menschen raten? Wo sehen Sie die größten Chancen für die jungen TirolerInnen?
Zangerl: "Wer nichts im Boden hat, muss etwas in der Birne haben. Wir haben keine Bodenschätze, dadurch ist fundierte Bildung das Wichtigste für die jungen TirolerInnen. Wer bereit ist, eine gute Ausbildung zu machen, wird eine Chance haben."

Wordrap

Chance für die Jugend:
Gut, man muss sie nur nutzen
Wirtschaft ist für mich:
Unbedingt notwendig für die Gesellschaft
Standort Tirol:
Ausbaufähig
Reformbedarf:
Gewaltig
Gerechtigkeit:
Dringend anzustreben
Sommerurlaub:
Bereits im Juli

Zur Person:

Erwin Zangerl, Vorsitzender der ÖAAB-Arbeiterkammer-Fraktion und Präsident der Arbeiterkammer Tirol,
geboren am 13.01.1958
Berufslaufbahn: Start der beruflichen Laufbahn bei der Österreichischen Post, 1978 Wahl in die Personalvertretung
Politischer Werdegang:
1986 bis 2008 Obmann der Personalvertretung der Post (damals Post, Telekom und Postbus) für Tirol und Vorarlberg sowie Gewerkschaftsvorsitzender der Post- und Fernmeldebediensteten;
1986 bis 1998 Gemeinderat in Zirl;
seit 1989 Kammerrat, ab 1991 im Vorstand der Tiroler Arbeiterkammer, 2000 bis 2008 Vizepräsident der AK;
Seit 2008 Präsident der Tiroler Arbeiterkammer und Vizepräsident der Bundesarbeiterkammer;
Erwin Zangerl lebt mit seiner Frau Iris und der gemeinsamen Tochter in Zirl.

Ein vehementer Kritiker von unfairer Behandlung der Tiroler ArbeitnehmerInnen: AK-Präsident Erwin Zangerl
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.