Vermutung: Wirtepaar soll Brand selbst gelegt haben
Wegen Verdacht der Brandstiftung und des schweren Versicherungsbetrugs leitet Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren ein.
FELS AM WAGRAM / HOFSTETTEN-GRÜNAU / ST. PÖLTEN (kaze). "Gegen das Wirtepaar wurde ein Strafverfahren eingebracht", informiert Michaela Obenaus von der Staatsanwaltschaft St. Pölten.
Mitte März haben Flammen im Traditionsgasthaus "Kirchenwirt" in Fels gewütet. 124 Feuerwehrkameraden von zwölf Feuerwehren standen bei diesem Großbrand im Dauereinsatz, wobei die Florianis ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarhäuser verhindern konnten.
Nachdem die Ermittlungen der Beamten des Landeskriminalamtes abgeschlossen wurden, bestätigt Staatsanwältin Michaela Obenaus gegenüber den Tullner Bezirksblättern, dass gegen die Inhaber eine Anzeige wegen Verdacht auf Brandstiftung und schweren Versicherungsbetrug erstattet wurde.
Sirene schrillte schon 2011
Schon einmal verzeichnete die Familie einen Brand in ihrem Gasthaus – jedoch im Pielachtal, wo die Sirenen am 22. Juli 2011 heulten.
Ein Anrainer bemerkte, dass Rauch aus den beiden Rauchfängen des leer stehenden Gasthaues "Zur Bahn" schlugen. 114 Mann von sieben Feuerwehren waren im Einsatz: "Es war schnell klar, dass es sich um Brandlegung handelt – jedoch konnten keine Spuren von Brandbeschleunigern wahrgenommen werden", erinnert sich Walter Bugl, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hofstetten-Grünau an den Großbrand.
Brandserie im Pielachtal
Nur deswegen, weil das Gasthaus etwa hundert Meter entfernt lag, konnten "wir ein Übergreifen der Flammen auf die nebenliegenden Gebäude verhindern", fügt Bugl hinzu.
Ging man damals noch von einer Brandserie aus – alle drei Wochen schrillte im Pielachtal die Sirene – konnten zwei von drei Bränden schnell ausgemacht werden: Beim Großbrand bei der Firma Schagerl wurde ein technischer Defekt bei einer Kaffemaschine festgestellt und am Brand in einem landwirtschaftlichen Betrieb war ein defekter Traktor schuld. Die Ursache des Brands im Gasthaus blieb offen – von Brandstiftung wurde jedoch ausgegangen – und der Akt mit "u.T." – unbekannte Täter abgelegt.
Dass jedoch zwei Gasthäuser einer Familie abbrennen, das machte die Kriminalisten mehr als stutzig.
Abbruchbescheid ignoriert
Heute gibt es das Gasthaus in Hofstetten-Grünau nicht mehr – es wurde vor einem Jahr abgerissen und von einer Privatperson – für Wohnzwecke – gekauft, wie Bugl weiß.
Anders beim Felser "Kirchenwirt" – dem "Zentrum der Kommunikation" – wie Bürgermeister Rudolf Stiegler das Gasthaus im März (gleich nach dem Brand) bezeichnete. "Die Gemeinde hat grundsätzlich Interesse daran, dass hier etwas Sinnvolles entsteht", sagt der Orts-Chef gegenüber dem Bezirksblatt. Per Bescheid sollte das Haus bis 31. Juli abgerissen werden, das ist bisher nicht passiert. Deshalb wird sich nun die Bezirkshauptmannschaft darum kümmern (müssen): Wahrscheinlich werde eine neue Frist angesetzt, wenn dann nichts passiert, komme es zur Zwangsvollstreckung, informiert Bezirkshauptmann Andreas Riemer.
Anmerkung: Es gilt die Unschuldsvermutung – ob die Indizien für eine Verurteilung reichen, wird man sehen.
Einspruch erhoben
Die Angeklagten waren für die Bezirksblätter nicht erreichbar, sie haben jedoch Einspruch gegen die Anklage erhoben. Ob die Indizien für eine Verurteilung reichen, wird man sehen – jedenfalls gilt die Unschuldsvermutung.
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