Theaterforum Humiste feierte Premiere mit „Chaos“
Erfolgreiches Debüt für dunkle Komödie über Freundschaft und Turbulenzen

Nina Kiechl, Roswitha Matt und Julia Eiter übernehmen nicht nur die drei Hauptrollen, sondern verkörpern gekonnt ein gesamtes Ensemble.
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  • Nina Kiechl, Roswitha Matt und Julia Eiter übernehmen nicht nur die drei Hauptrollen, sondern verkörpern gekonnt ein gesamtes Ensemble.
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IMST(alra). Das Theaterforum Humiste feierte am 18. Mai Premiere vor vollem Haus. Zu sehen gibt es aktuell „Chaos“, ein Stück des finnischen Regisseurs Mika Myllyaho. Die Handlung dreht sich um drei Frauen, deren Leben mal mehr, mal weniger aus den Fugen gerät. Und auch um ihre Freundschaft, die zwischen Harmonie und Wirrwarr mancher Zerreißprobe standhalten muss. Bis 16. Juni gibt es Gelegenheit, das Ensemble unter der Regie von Madeleine Weiler in zahlreichen Spielterminen in der Stadtbühne Imst zu sehen.

Turbulente Zeiten

Das Stück greift mehrere Monate aus der Lebensgeschichte dreier Frauen heraus, die in Freundschaft miteinander verbunden sind. Therapeutin Julia, mit Nina Kiechl besetzt, tut sich schwer, Beruf und Privates abzugrenzen, folglich lässt sie sich auf eine Beziehung mit einem Patienten ein. Julia Eiter verkörpert Emma. Sie ist Julias Schwester und Journalistin und kämpft mit Eheproblemen und letztlich auch um das Sorgerecht für Tochter Steffi. Roswitha Matt spielt Sofia, eine Lehrerin zwischen Frustration und Motivation – sie sieht sich mit der Schließung ihrer Schule konfrontiert. Bei gemeinsamen Treffen erzählen und verheimlichen sich die Freundinnen, was ihre Welt gerade bewegt. Teils sind diese Bewegungen heftig und die Gemütslagen der unterschiedlichen Charaktere geraten dadurch ins Schwanken. Veränderung als neue Konstante und zunehmender Kontrollverlust über Beziehung, Arbeit und letztendlich sich selbst, machen Julia, Emma und Sofia zu schaffen. Leise Monologe und brachiale Ausbrüche wechseln sich ab. Wechseln müssen die Darstellerinnen auch ihre Charaktere und das gleich mehrfach – jede übernimmt in nahtlosem Übergang gleich fünf bis sechs Nebenrollen. Roswitha Matt etwa schlüpft geschmeidig in männliche Rollen und fremde Dialekte – sehr zur Freude des Publikums. Zwischen dem Chaos erheben sich auch nachdenkliche Passagen.

„Es gibt zwei Welten. In der harmonischen befinden sich Liebe, Vertrautheit, Wohlbefinden, daneben existiert immer auch eine chaotische. Dort liegen alle Schwächen, Ängste, Kindheitstraumata und allerlei unverarbeitete Dinge begraben. Und gerade wenn man es am wenigsten nötig hat, fangen diese zwei Welten an, ineinander zu verschmelzen. Und es entsteht Chaos,”

erklärt Therapeutin Julia tiefsinnig.

Alltagsdilemma und Galgenhumor

„Chaos“ wird als dunkle Komödie umschrieben. Wie viel Dunkelheit oder wie viel Komödie sich zwischen Emotion und Eskalation tatsächlich abspielt, lässt sich wohl nicht pauschal abgrenzen und zuordnen. Die Lacher sind weit gestreut durch Szenen der Absurdität, der Ironie und auch der Empathie Mit dem Satz „Daraufhin ereignete sich folgende Handlungskette“ bereiten die drei Frauen das Publikum auf ihre Erzählungen und Erlebnisse ein. Insgesamt zeichnet sich der Alltag für die Protagonistinnen als Herausforderung ab – wobei sie sich wohl auch selbst als beachtliche Hürde im Wege zu stehen scheinen. Sich zu behaupten, durchzukämpfen, der Gesellschaft und sich selbst gerecht zu werden, gerät zum Balanceakt. Ihre Freundschaft hält einiges aus und bewährt sich – es gibt Ratschläge und auch Streit, da und dort zu viel Ego – letztendlich aber immer wieder Gemeinsames und Verbindendes.

Gelungener Spielstart

Die Premiere war erfreulicherweise trotz Reise- und Pfingstwochenende sehr gut besucht, das Publikum zeigte sich angetan vom abwechslungsreichen Spiel und der bewegten Lebenssituationen dreier Frauen. „Chaos“ mischt Ernsthaftigkeit und Komik und verweist dabei auch auf den Wert einer stabilen Freundschaft in turbulenten Zeiten.

Zum Autor:
Der 1966 geborene Mika Myllyaho ist einer der führenden Regisseure Finnlands. Er inszeniert klassische Stücke und zeitgenössische Dramen. „Chaos“ (Kaaos, 2008) ist Teil einer Trilogie, der ebenfalls „Panik“ (Paniikki, 2005) und „Harmonie“ (Harmonia, 2009) angehören. Inhaltlich beschreiben die Werke den Kampf des Einzelnen gegen die gesellschaftlichen Anforderungen. Die Trilogie wurde in viele Sprachen übersetzt – Myllyaho zählt dadurch zu einem der meistübersetzten und international anerkannten finnischen Dramatiker.

Was: Theaterforum Humiste „Chaos“

Wann: Premiere Samstag, 18. Mai 2024, 20 Uhr, Matinee Sonntag, 2. Juni 2024, 10 Uhr, weitere Termine: 24., 25., 26., 30. Mai, 8.,9.,14.,15.,16. Juni, Freitag, Samstag jeweils um 20 Uhr, Sonntag um 18 Uhr

Wo: Stadtbühne Imst

Kartenreservierung unter: www.humiste.at oder www.stadtbuehne.at und 0664 6360646

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