Werner Schreyer ist neuer SOS-Kinderdorfleiter

SOS-Kinderdorfleiter Werner Schreyer | Foto: Wenzel

Führungswechsel im SOS-Kinderdorf Imst: Werner Schreyer ist Nachfolger von Sebastian Wildbichler, der jetzt tirolweit die Einrichtungen von SOS-Kinderdorf leitet. Der Unterländer Schreyer ist seit 1986 für SOS-Kinderdorf tätig.

BEZIRKSBLATT IMST: Wer oder was hat Sie motiviert, diese neue Aufgabe zu übernehmen?

Werner Schreyer: SOS-Kinderdorf hat mir ein Angebot gemacht. Ich habe es gerne angenommen, weil ich in einem Lebensabschnitt bin, in dem mir diese berufliche Aufgabe liegt. Vor fünf Jahren hätte ich das Angebot noch abgelehnt.

BB: Was haben Sie vorher gemacht?

Schreyer: Beruflich bin ich vielseitig Psychotherapeut, Lehrer und Buchhändler. Mein Einstieg bei SOS-Kinderdorf war 1986. Zunächst habe ich die Nachbetreuung von entwachsenen Kinderdorf-Kindern gemacht, die nicht so schnell Fuß fassen konnten. Es waren teils schwierige Fälle. 1992 habe ich die erste Kinderdorf-Beratungsstelle KIST gegründet. Die Frage war, müssen wir so lange warten, bis ein Kind reif für das Kinderdorf ist, oder kann man auch präventiv etwas tun? 2003 erhielt SOS-Kinderdorf den Auftrag, die Ambulante Familienarbeit in Tirol (AFT) aufzubauen. Ich wurde mit der Leitung der AFA betraut.

BB: Was sind Ihre ersten Eindrücke vom SOS-Kinderdorf Imst?

Schreyer: Die alltäglichen Dinge im Dorf funktionieren sehr gut, mein Vorgänger und das Team haben beste Arbeit geleistet. Die Häuser sind traditionell und modern zugleich, wir nutzen auch Solarenergie.

BB: Früher war es ein Problem, genügend Kinderdorfmütter zu finden. Die Mütter mussten unverheiratet sein. Wie sieht es heute aus?

Schreyer: Derzeit haben wir ausreichend Mütter. Aber der Beruf der Kinderdorfmutter wird immer gefragt sein. Die Mütter dürfen heute ja verheiratet sein. Wir haben zwar noch kein verheiratetes Paar, das im Kinderdorf lebt, aber zwei in Ausbildung stehende Mütter streben das an. Wobei es sicher schwierig wäre, beide anzustellen. In der Praxis wird es so sein, dass der Partner außerhalb des Dorfes arbeiten geht.

BB: Gibt es auch schon Kinderdorfväter?

Schreyer: Das Frauenmonopol ist gefallen, es gibt in Europa bereits einige Kinderdorfväter. Bei uns in Imst noch nicht. Aber möglich wäre es.

BB: Warum kommt ein Kind ins Kinderdorf?

Schreyer: Der Grund für diese Maßnahme wird sehr gut überprüft, von Juristen, von der Jugendwohlfahrt und von den Gerichten. Das Kinderdorf ist ein dauerhaftes Beziehungsangebot. Die Kinderdorfmutter gibt dem Kind das, was es vorher nicht gehabt hat. Jeder Fall ist individuell zu beurteilen. Nur so viel: Die Kinder kommen aus einer Lebenssituation, die sich voraussichtlich nicht ändert.

BB: SOS-Kinderdorf ist eine private Sozialeinrichtung. Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Schreyer: Die Finanzierung unseres Dorfes steht auf soliden Beinen. Früher waren im Budget etwa zwei Drittel Spenden und ein Drittel öffentliche Gelder. Jetzt geht der Schlüssel in Richtung 50:50. Seit zwei Jahren stellen wir einen Rückgang bei den Spenden fest. Andererseits hat SOS-Kinderdorf viele Aufgaben übernommen hat, die es früher nicht gab. Wir betreuen Flüchtlingskinder, die ihre Eltern verloren haben. Oder: Für unsere Krisen-WG zahlt das Land zu niedrige Tagessätze. Da müssen wir einiges drauflegen.

BB: Haben Sie sich ein besonderes Ziel gesetzt?

Schreyer: Ich will, dass unser Dorf weiterhin mit Leben erfüllt ist. Bewährte Strukturen sollen erhalten bleiben. Aber ich strebe weitere Integration nach außen an, also mehr Öffnung in Richtung Imst und Region. (hwe)

SOS-Kinderdorf Imst
SOS-Kinderdorf ist eine private, unabhängige Sozialeinrichtung für Kinder und Jugendliche. Hermann Gmeiner hat das weltweit erste SOS-Kinderdorf 1951 in Imst/Sonnberg eröffnet. Es gibt 21 Häuser, 18 sind mit Kinderleben erfüllt. In zwölf Häusern wohnen Kinder, die von Kinderdorfmüttern betreut werden. In vier Häusern leben Kinderwohngruppen. Im Haus Espenau befindet sich die Krisen-Wohngemeinschaft. Im integrativen Kindergarten werden je zur Hälfte Kinderdorfkinder und externe Kinder aus der Region betreut.

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