TschirgArt Jazzfestival Imst 2019 – zwei Highlights an einem Abend
Al Di Meola Trio und Special guest Kinga Glyk lieferten fulminanten Auftritt

- hochgeladen von Alexandra Rangger
IMST(alra). Imst dürfte Al Di Meola mittlerweile recht vertraut erscheinen, zum dritten Mal gastierte der 63-jährige Gitarrenvirtuose beim TschirgArt Jazzfestival. Aktuell befindet sich der Musiker auf Welttour und eine seiner Stationen war am 10. Mai der Glenthof. Dort stellte der Superstar vor 400 Fans sein neues Album „Opus" vor.
Al Di Meola ist ein Ausnahmegitarrist von Weltformat mit einer Karriere, die über 40 Jahre Bestand hat. Seine fantastischen technischen Fertigkeiten, sein Hochgeschwindigkeitsspiel inszeniert und fusioniert er im vielfältigen Stilmix, der sich wohl am treffendsten unter dem Begriff Weltmusik vereinen lässt. Die Einflüsse lateinamerikanischer und spanischer Folklore prägen sein Spiel seit den Anfängen unverkennbar.
Neues Glück – neue Musik
Mit den Stücken aus seiner jüngsten Produktion „Opus" markiert Al Di Meola laut eigener Beschreibung eine neue Ära in seinem Leben. Erstmals habe er Musik in einer Phase geschrieben, die er als glücklich bezeichnet. Nicht unwesentlich dürfte das junge Familienglück mit Töchterchen Ava zu dieser positiven Gemütsstimmung beitragen. Al Di Meola erzählte, dass er sein Leben neu gestartet hat und stolz ließ er das Imster Publikum wissen: „ It´s the most amazing thing being a Dad again." Die Fans konnten sich vom akustischen Beweis dieses Glücks auf jeden Fall ausführlich überzeugen.
Perfektion im Dreierpack
Der Ausnahmegitarrist bot in der Trioformation mit dem grandiosen Kemuel Roig am Piano, der 2015 bereits Arturo Sandoval beim Festival begleitete und einem starken Fausto Beccalossi am Akkordeon einen erlesenen Abend, der abseits vom bekannt rasanten Spiel des Meisters, auch leise und zarte Klänge bereithielt. Akustische Impressionen aus Marokko lieferte das Trio, das seit Juli 2018 in dieser Formation spielt, mit Kompositionen, die während einer Woche Aufenthalt beim marokkanischen Festival Mawazine entstanden sind. Melancholisch schön und virtuos breiteten sich Stücke wie „Ava´s Dream Sequence Lullaby" und „Frozen in Time", das der Musiker um 5 Uhr morgens geschrieben hat aus. Klar und pur erklangen die Kompositionen, die komplexen Dramaturgien folgten, sich teils ekstatisch aufbauten und im einmaligen Zusammenspiel der drei Musiker glänzten. Bereits bekannte Songs, wie „Turquoise" fügten sich in die gelungene Programmauswahl perfekt ein. Kemuel Roig und Fausto Beccalossi füllten den großzügigen Raum, der das Trio zum gleichwertig aufgestellten Ensemble machte, auf allerhöchstem Niveau und mit viel Gefühl aus. Augenkontakt, spontane Improvisation und spürbar spontane instrumentale Dialoge bezeugten die Spielfreude der hervorragenden Musiker und erfreuten das Publikum. Ausflüge in das Repertoire von Astor Piazolla bestachen durch das eindrückliche Spiel von Fausto Beccalossi. Aber auch Lennon-McCartney Parts, wie „Norwegian wood" fühlten sich in Al Di Meolas Gitarrensound gehüllt nach einer innovativen Verschmelzung an, die den legendären pilzköpfigen Protagonisten gerecht wurde.
Das Publikum ließ sich von der rasanten Saitenakrobatik manch komplexer Stücke, die Al Di Meola fast beiläufig und selbstverständlich aus dem Handgelenk schoss ebenso mitreißen wie von weich klingenden und sehr bewusst erspürten Melodien, die in fließenden Übergängen und anmutigen Harmonien mündeten. Die erwartete Pflicht erfüllte sich im ewigen Hit „Mediterranean Sundance" und für eine Zugabenrunde nahm der Superstar der Gitarrenwelt in gewohnter Ruhe nochmals seinen Platz auf der Glenthofbühne ein.
Das Fazit des Abends lautete: Das Glück steht dem Gitarrenmeister gut! Das Glück klingt in diesem Fall auch gut und geteilt mit den Fans wirkt es gleich doppelt. Al Di Meola bedankte sich mit einem: „ I love playing in Im(sch)t" und erhielt viel Applaus und großen Zuspruch vom verwöhnten Festivalpublikum.
Kinga Glyk – Bassgenauer Auftritt
Als geglückt muss auf jeden Fall auch die Auswahl des "special guest" bezeichnet werden – mit Kinga Glyk, einer 22-jährigen Bassistin aus Polen, die seit geraumer Zeit die Jazzwelt mit coolness und großem Talent aufmischt war der Einstieg in den Abend hervorragend besetzt. Die junge Musikerin zählt zu den gefeierten Youtube Stars dieser Tage. Ihre Videos, darunter auch starke Coverversionen, wie Eric Claptons „Tears in Heaven", verbuchen jede Menge Klicks und eilen den Live-Konzerten effektiv voraus. Auch beim Auftritt in Imst wurde klar, dass ihr die internationale Aufmerksamkeit zurecht zuteil wird. Begleitet wurde die junge Musikerin von Paweł Tomaszewski am Piano
und David Haynes an den drums. Drei, die sich gefunden haben – passgenau und doch unverkrampft hörte sich das Trio voll und homogen an. Geschmeidig ließ die Musikerin ihre Finger über die Saiten gleiten und holte aus dem Bass einen besonders melodischen Klang hervor. Atemberaubend locker lieferte sie im temporeichen Solo ab, prägnant, aber stets mit Feingefühl bearbeitete sie das Instrument in den kraftvollen Sequenzen und verlieh ihm Ecken und Kanten. Kinga Glyk gibt ihrem Spiel eine sehr individuelle und bewusst ausgeführte Geste. Die Tochter eines Musikers ließ keinen Zweifel daran, dass sie mit ihrem Instrument trotz der jungen Jahre bereits eine gut gereifte Beziehung pflegt. Ihre Verehrung für den ewigen Bassgott Jaco Pastorius brachte sie versiert zu Gehör, mit eigenen Stücken wie „Hope" untermauerte sie ambitioniert die Ernsthaftigkeit ihres Weges, den immerhin schon drei CD-Produktionen pflastern. Kinga Glyk beeindruckte die Konzertbesucher und ließ in Imst überrascht aufhorchen – sehr sympathisch, sehr unprätentiös bewies sie eine große Portion Talent und die Gabe dieses Talent stark von Funk, Soul bis Jazz einzusetzen.
Der ArtClub Imst hat mit dem Al Di Meola Trio und mit Kinga Glyk einen absolut gelungenen Abend programmiert, der die erwartete Qualität eines legendären Musikers erneut bewies und die Stärke eines jungen und aufstrebenden Talentes besonders anspruchsvoll vorführte.
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