Drei Alpinisten wollen das Unmögliche wagen - Höhenklettern in der Todeszone

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ÖTZTAL (pc). Die Masherbrum-Nordostwand gilt in Bergsteigerkreisen als eines der ganz großen ungelösten Probleme. Viele sprechen sogar davon, dass es schlicht unmöglich ist, die mehr als 3.000 Meter hohe, überwiegend vereiste Wand des 7.825 Meter hohen Bergriesen zu erklettern.

Szene hält den Atem an
Neben den rein alpinen Problemen wie Steinschlag, Lawinen und Wetterkapriolen ist es auch die große Höhe von über 7.000 Metern, die das Klettern in der Todeszone zu einer schier außerirdischen Qual machen wird. Top-Kletterer David Lama, erst jüngst mit der verfilmten Rotpunkt-Besteigung der Cerro-Torre-Wand zu großer Bekanntheit auch außerhalb der Alpinistenszene gelangt, hat nun mit Hansjörg Auer und Peter Ortner zwei kongeniale Partner gefunden, um diese für "Normalsterbliche" undenkbare Aufgabe ernsthaft anzugehen. Hansjörg Auer hat exklusiv mit den BEZIRKSBLÄTTERN über das Unternehmen gesprochen, das – so es gelingt – in die Geschichtsbücher eingehen wird. "Uns ist durchaus bewusst, dass wir uns hier in absolut lebensgefährliche Situationen bringen. Vor allem im unteren Teil der Wand ist die Lawinen- und Steinschlaggefahr eklatant. Obwohl in einem gewissen Maße unvernünftig, reizt uns doch die Gratwanderung zwischen Leidenschaft und Vernunft, und wir vertrauen nicht zuletzt auf unsere Fähigkeit, den 'Berg zu lesen'. Eine Expedition hat die Masherbrum-Wand in den vergangenen Jahren versucht und ist schon zu Beginn gescheitert. Es gibt also null Informationen für uns", verrät Auer, der schon mit mehreren alpinen Höchstleistungen Pionierarbeit vollbrachte, darunter die enorm schwierige Free-Solo-Erstbesteigung vom "Fisch" und eine kühne Erstbegehung im Karakorum im vergangenen Jahr.

Höhe spielt Schlüsselrolle
Auf die Masherbrum-Nordostwand bereiten sich die drei Ausnahme-Bergsteiger akribisch vor, neben den konditionellen und klettertechnischen Aspekten wird vor allem die Höhentauglichkeit eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb werden Auer, Lama und Ortner drei bis vier Wochen vor dem Angriff auf die Wand auf den benachbarten Broad Peak, einen Achttausender, steigen, um in rund 7.500 Metern ein Biwak aufzuschlagen. Auer sagt: "Wir werden höchstwahrscheinlich nicht auf den Gipfel des Broad Peak gehen, auch wenn er schon zum Greifen nahe ist. Um die Kräfte zu schonen, werden wir fünf Tage in der Nähe des 8.000er-Gipfels verbringen und uns dann ganz auf den Wandsturm am Masherbrum konzentrieren. Fünf Tage werden wir in der Wand verbringen, über den Normalweg haben wir den zweitägigen Abstieg geplant."

Servus-TV und Helmkameras
Mit Helmkameras und einer kleinen Handkamera wird das Abenteuer dokumentiert, auch ein Team des Red-Bull-Fernsehsenders Servus-TV wird versuchen, die spektakulären Bilder einzufangen. Die Kamerateams werden allerdings schnell an ihre Grenzen stoßen, denn dort, wo Auer, Lama und Ortner hinklettern, kann auch ein hochgerüstetes Team an Begleitern nur aus der Ferne zuschauen. Mit großen Teleobjektiven will man trotzdem versuchen, die alpine Meisterleistung für ein breites Publikum aufzubereiten. Das Training der Spitzen-Bergsteiger spielt sich nun vor allem im Kopf ab, denn: Fitness, alpinistisches Können, Moral und Höhentauglichkeit sind sowieso die Grundvoraussetzungen für einen derartigen "Höllentrip in den Himmel". Was bleibt, sind die mentalen Aspekte, die Auer und Co. aus dem Rest der Alpinistenwelt hervorheben.

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