Imster Überprüfungsausschuss
Ein Fest, eine Rechnung – und viele Fragen

Rund 1000 Menschen feierten im Juni das vereinsbasierte, städtisch finanzierte Stadtplatzfest. Kritisch beäugt wird nun die Rechnung einer Firma, die zwei neu gewählte Gemeinderatsmitglieder beschäftigt. | Foto: Archiv/Perktold
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  • Rund 1000 Menschen feierten im Juni das vereinsbasierte, städtisch finanzierte Stadtplatzfest. Kritisch beäugt wird nun die Rechnung einer Firma, die zwei neu gewählte Gemeinderatsmitglieder beschäftigt.
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Der Überprüfungsausschuss nimmt das Stadtplatzfest unter die Lupe – und dabei besonders die Rechnung einer Firma, wie's scheint.

IMST. Das Bier ist getrunken, das Schnitzel längst gegessen – und so scheint das Stadtplatzfest im vergangenen Juni eigentlich ein alter Hut zu sein. Ist es aber nicht, zumindest nicht für den Imster Überprüfungsausschuss. Denn wie die Spatzen insgeheim von den Dächern pfeifen, hat das Kontrollgremium des Gemeinderats das mit 25.000 Euro budgetierte Fest mit Vereinsbeteiligung auf Herz und Nieren geprüft.

Der Anlass dafür mag die Kostenüberschreitung von 7.000 Euro gewesen sein. Pikanter scheint aber, dass eine einzelne Firma rund zwei Drittel der letztlichen Gesamtkosten in Rechnung stellt – und obendrein noch zwei amtierende Gemeinderäte der Liste „Inser Darhuam“ beschäftigt: Darunter Elias Fink als Mitglied des Organisationskomitees und Musiker samt Band am Festabend.

Auf geregelten Wegen

Kein Iota über die Lippen kommt Ausschussobfrau Erna Mujagic: Zumindest nicht, bis das Protokoll erstellt und alles seinen korrekten Weg gegangen ist, bittet sie um Verständnis. In Zurückhaltung übt sich auch der restliche Ausschuss. Auf Anfrage lässt Gemeinderat Fatih Inel aber schon durchblicken, dass die Sache „durchaus dubios“ scheint: „Das war der Tenor in der Sitzung. Als korrekt hat das niemand empfunden.“ Unterstellen wolle er nichts, aber durchaus anzweifeln, ob's die erstmalige Gesamtbegleitung des Festes in Konzeption und Umsetzung überhaupt gebraucht hat. „Das hätte ich eher als Ausschussarbeit gesehen“, so Inel, der manche Kostenstellen auch als „recht hoch verrechnet“ sieht.

Gemessen an der Besucherzahl, war das Stadtplatzfest als frühsommerliche Alternative zum Herbstfest ein voller Erfolg. Ob jener auf rechten Dingen fußt, will der Überprüfungsausschuss will nun feststellen. | Foto: Archiv/Perktold
  • Gemessen an der Besucherzahl, war das Stadtplatzfest als frühsommerliche Alternative zum Herbstfest ein voller Erfolg. Ob jener auf rechten Dingen fußt, will der Überprüfungsausschuss will nun feststellen.
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„Ich find's nicht in Ordnung“, argwöhnt ebenso Ausschussmitglied Christian Gasser und sieht Fink im Spannungsfeld zwischen politischer Verantwortung und privatem Arbeitsverhältnis. „Anlasten“ möchte er Fink aber (noch) nichts: Derselbe könnte es ja „vielleicht einfach nur blauäugig“ gesehen haben.

Gut gemeint, Lektion gelernt

„Ein schlechtes Bild für die Stadt“ sei's dennoch, sagt Gasser. Rund eine Stunde lang befragt, räumt Elias Fink durchaus ein, dass die Optik „nach außen“ schief scheinen könnte – zumindest ohne „Zusatzinformationen“. Elementar dabei wirkt die Beteuerung, dass der Auftrag schon vor seiner Kandidatur für den Gemeinderat in vollständigem Umfang unter Dach und Fach gewesen sei, sagt Fink.

Als Angestellter einer nicht in, aber nahe Imst angesiedelten Werbe- und Medienagentur sei er zuvor mit einem Angebot auf die Stadt zugekommen, um die Alternative zum traditionellen Herbstfest auf eine „andere, stadtwürdige Qualitätsstufe“ zu heben – mit einem Ansprechpartner für Stadt und Vereine, der von Bühnentechnik bis Moderation alles organisiert und den Gesamtumfang auf einer Rechnung „sauber“ abbildet. Provisionen oder ähnliches hätte es nicht gegeben, sagt Fink, und auch keine Gewinnbeteiligung, nur eine Abgeltung des Zeitaufwands am Festtag. Die bezifferte Höhe der Gage für ihn und seine Mitmusiker wirkt jedenfalls recht branchenüblich – und „in Summe war der Auftrag nicht gerade profitabel“, unterstreicht Fink: Letztlich sei das Tun rund ums Fest eben aufwändiger gewesen als gedacht.

Ob das alles städtische Ausschüsse erledigen hätten können, wisse er nicht. „Damals hab' ich mir solche Fragen nicht gestellt“, sagt Fink. Mit seinem Einzug in den Gemeinderat hätte er gegenüber Verantwortlichen jedenfalls „Bedenken“ geäußert, ob die Sache nun ein „Problem“ darstellen könnte. „Da habe ich die Bestätigung bekommen, dass es so nicht gesehen wird.“

Verschleiern hätte er nichts gewollt. Wär's aber vielleicht weiser gewesen, den Auftrag nach der Wahl auch offen mit dem ganzen Gemeinderat, mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren? „Das ist sicher eine Kritik, der ich mich stellen muss. Im Nachhinein ist man natürlich immer g'scheiter“, sagt Fink, der seine Lehren gezogen zu haben scheint: „Wenn das so für Aufsehen sorgt, werde ich mich bei städtischen Veranstaltungen künftig zur Gänze raushalten.“ Das Stadtfest im kommenden Jahr beispielsweise werde so organisatorisch und musikalisch ohne ihn stattfinden, sagt Fink, der im Sinne seines Brotberufs auch nichts mehr anbieten werde.

Wo war die Ausschreibung?

Als „g’schickter“, weil's „künftig schon eine Befangenheit“ wäre, erachtet das Gemeinderat Norbert Praxmarer, der das Fest seit Jahren mitorganisiert. Die kritische Sicht auf die Fink-Mitarbeit sei „verständlich“, die Sache selbst „zwiespältig, aber vertretbar“.

Die Auftragserteilung vor der Wahl bestätigt Praxmarer aber – ebenso wie Bürgermeister Stefan Weirather, der die Rechnung abgezeichnet hat: Wie jede Rechnung „und das sind pro Tag etwa 120.000 Euro“, sagt der Stadtchef. Im Detail involviert in die Planungen sei er nicht gewesen: Wenn's bei fixiertem Budget jemand organisiert, lasse er „frei arbeiten“ ohne Notwendigkeit ständiger Rückfragen, so Weirather: Geklärt gehöre aber jede Kostenüberschreitung, während die Fink-Beteiligung sich so oder so sehen ließe.

Keine Antwort
parat hat der Stadtchef (wie alle anderen) auf die Frage, ob's eine Ausschreibung, ein Einholen von Gegenangeboten gegeben hat. Angesprochene Musikschaffende scheinen jedenfalls nichts gewusst zu haben, während eine unternehmerische Stichprobe in der Stadt ebenso angibt, nicht gefragt worden zu sein. Ja, das letzte Bier scheint da beim Stadtplatzfest zwar getrunken, der Fisch aber nicht gegessen. Zumindest nicht für den Überprüfungsausschuss.

Rund 1000 Menschen feierten im Juni das vereinsbasierte, städtisch finanzierte Stadtplatzfest. Kritisch beäugt wird nun die Rechnung einer Firma, die zwei neu gewählte Gemeinderatsmitglieder beschäftigt. | Foto: Archiv/Perktold
Gemessen an der Besucherzahl, war das Stadtplatzfest als frühsommerliche Alternative zum Herbstfest ein voller Erfolg. Ob jener auf rechten Dingen fußt, will der Überprüfungsausschuss will nun feststellen. | Foto: Archiv/Perktold
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