BB-Serie zu den psychosozialen Brennpunkten in unserer Gesellschaft
Miteinander statt Gegeneinander

Bei Trennungen gilt es, im Sinner der Kinder die Balance zu halten. | Foto: Foto: Pixabay
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  • Bei Trennungen gilt es, im Sinner der Kinder die Balance zu halten.
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Die BEZIRKSBLÄTTER Imst starten eine Serie, in denen gemeinsam mit Experten aus sozialen und psychologischen Bereichen verschiedenste Themen aufbereitet werden. Von der Gewalt in der Familie, bis hin zur Männerberatung, von Ehekrisen bis zu psychischen Problemen, Süchten und mehr soll dabei berichtet werden.

IMST. Nach vielen Jahren, einem Probieren nach dem anderen, kommt man doch dann irgendwann zum Entschluss: „Es geht nicht mehr.“ Ein schmerzhafter Trennungsprozess für beide, ob für Frau oder Mann, beginnt. Menschen verarbeiten ihre Kränkungen und Verletzungen unterschiedlich. Für beide steht nun eine enorme emotionale Herausforderung an. Aber auch für die gemeinsamen Kinder wird es nicht einfach, auch sie leiden unter der Trennung und müssen oftmals auch für die Kränkungen der Eltern herhalten.

Was tun bei Trennungen?

Trennen tut weh, für alle Beteiligten. Vorwürfe folgen Kränkungen, bis hin zu Gerichtsverhandlungen, ein Teufelskreis, aus dem beide oftmals schwer herauskommen. Wer gibt nach, wer ist der Verlierer. Der Konflikt wird auf die Kinderebene verlagert, indem es um die „Besuchsrechte“ geht. Doch zu häufig geht es aber um die Kränkung der Eltern, deren Ablehnung sowie dem gegenseitigen Hass und die Verlierer sind die Kinder. Ein mitunter langjähriger konfliktreicher sowie schmerzhafter Trennungsprozess zum Leidwesen der Kinder. Kinder wollen beide Eltern zu gleichen teilen haben und sie haben auch ihr Recht darauf. Hierzu sollte es eigentlich keine Diskussion geben. Erwachsene sollten ihre Konflikte und Kränkungen auf der Erwachsenenebene austragen und die Kinder außen vor lassen. Sollten! Doch die Realität zeigt leider ein anderes Bild.

Der Loyalitätskonflikt

In den strittigen Trennungen befinden sich Kinder in einem enormen Loyalitätskonflikt, sie erfahren Abwertungen des anderen Elternteils, subtil und nicht direkt. Sie fühlen sich gezwungen sich zu positionieren, den Eltern fällt dies oftmals nicht auf, aber die Kinder leiden psychisch sehr unter diesem Umstand. Im gegenseitigen Kampf der Eltern wird dabei auf eines vergessen, dass durch die permanente Ablehnung eines Elternteils kommt es bei den Kindern zu einer gestörten Selbst- und Fremdwahrnehmung, das bedeutet, dass die eigene Identität nicht in einem gesunden Maß ausgebildet werden kann. Bemerkbar macht sich dies durch ein auffälliges Verhalten, Schulleistungen nehmen ab, der Selbstwert leidet darunter, Aggressionen versus Zurückgezogenheit (Depression und soziale Ängste), bis hin zu Essstörungen, Süchten, posttraumatischen Belastungsstörungen sowie psychosomatischen Erkrankungen, welche sich auch im Erwachsenenalter manifestieren können. Nehmen jedoch beide früh genug Hilfe in Anspruch, kann ein neuer Umgang mit der Kränkung erfahrbar werden und es gelingt dadurch ein Miteinander statt ein Gegeneinander.

Neu: Männerberatung Oberland

Unter diesem Motto wurde am 17. September 2020 eine Beratungsstelle für Männer im Oberland im Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs ins Leben gerufen. Die Beratungsstelle wird vom Verein Frauen helfen Frauen finanziert und in Kooperation mit dem Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs organisiert. Frau Dr. Sabine Sandbichler hat in ihrer Funktion als psychosoziale Beraterin bei Frauen helfen Frauen immer wieder die Anfrage erhalten, ob Männer und männliche Jugendliche eine solche Beratung in Anspruch nehmen können. Dabei ging es nicht nur um Themen zur Trennung, sondern auch um alltägliche Herausforderungen, die nicht mehr allein bewältigbar wurden. Neben den Angeboten der Psychotherapie sowie den Mannsbildern fehlen weitere kostenlose niederschwellige Angebote für Männer. Mit der Männerberatung Oberland wollen wir ein weiteres kostenloses Angebot für Männer schaffen, um ein mehr an Miteinander in den schwierigen Herausforderungen des Lebens zu erreichen.
Nicht nur die Trennung stellt eine enorme Herausforderung dar, sondern auch berufliche und familiäre Problemstellungen sowie enormen emotionalen Herausforderungen belasten nicht nur Frauen, sondern auch Männer zu gleichen Teilen. Auch Männer plagen Sorgen, stellen sich Fragen, auf die sie keine Antwort finden und oftmals fehlt auch eine entsprechende Anlaufstelle bzw. vielmehr ist es schwierig einen freien Platz zu finden. Die Männerberatung Oberland bietet psychologische, psychotherapeutische, soziale und juristische Hilfe, sowie ein breitgefächertes Informationsangebot zu allen möglichen Themen, die Männer heutzutage genauso betreffen wie Frauen. Dabei kann es sich um Themen handeln wie
• Beziehungs- und Trennungskonflikte
• Schwierigkeiten in der Partnerschaft
• Erziehungsprobleme, Konflikte mit den eigenen Kindern
• Vaterschaft, Probleme rund um die Vaterschaft
• Lebenskrisen, Sinnsuche
• Lebensmodelle, Lebensplanung
• Sexualität, Homosexualität und Coming out
• Konfliktverständnis, Mobbing
• Stress – Umgang mit privatem und beruflichem Stress
• Beruf und Familie
• Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder in der Schule
• Suche nah dem Mann sein
• Partnersuche, Kontaktschwierigkeiten
• Todesfall in der Familie
• Umgang mit Erkrankung von Angehörigen
• Umgang mit der eigenen Erkrankung
• Unfallgeschehen
• Gewalt, Auseinandersetzung mit der eigenen Gewalttätigkeit
• Opfererfahrung als Jugendlicher oder Erwachsener
• Sucht
• Missbrauch
• Einsamkeit und Isolation
• Betreuung von pflegebedürftigen Menschen / alten Menschen
• Depression
• Angst
• …
Die Männerberatung Oberland wird von einer Frau betreut. Klingt vielleicht etwas sonderbar, ist es aber nicht. Gewohnt sind wir, dass in den Männerberatungsstellen eigentlich Männer von Männern beraten werden. Doch in der jahrelangen Praxiserfahrung von Frau Dr. Sandbichler, aber auch in der Literatur immer wieder zu finden, suchen Männer oftmals mehr Frauen auf, um ihre Probleme zu bearbeiten. Dies war ein Grund, weshalb die Männerberatungsstelle Oberland mit einer Frau besetzt wurde. Immer mehr Männer zeigen Interesse an einem neuen Männer-Selbst-Verständnis und scheuen sich nicht Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um aus der eigenen Sackgasse zu entfliehen und ein neues Männer-Selbst-Bewusstsein zu entwickeln.
Frau Karin Stecher steht jeden Freitagnachmittag nach Terminvereinbarung, derzeit noch in Telfs, für die Männerberatung zur Verfügung.
Terminvereinbarung unter: Praxis für Psychotherapie Dr. Sabine Sandbichler 05412/94101; Frauen helfen Frauen; SGS Sozial- und Gesundheitssprengel Telfs
Angebot von Frauen helfen Frauen: Ich für mich „Selbstwert-Kompetenz-Training“ für Mädchen und Jungs von 10 bis 15 Jahren: Psychosoziale Beratung für Frauen und Männer.

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