"Nacht über Imst"-Museum im Ballhaus zeigt umfassendes Zeitdokument

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IMST(alra).Als nicht leicht, bezeichnete GR Kulturreferentin Sandra Friedl-Dablander die Entscheidung, für die Ausstellung „Nacht über Imst“ und doch
entschloss man sich diesem Thema im Rahmen einer objektiven Betrachtungsweise gerecht zu werden. 75 Jahre nach dem Einmarsch der NS-Truppen, die Ereignisse aus diesen Tagen in der Stadt Imst und die damit verbundenen, in einer schrecklichen Exzessnacht eskalierenden, Auswirkungen des Naziregimes, als historisches Ereignis zu betrachten. Wertfrei ohne Zuweisungen, jedoch mit starkem Wunsch nach Bewusstseinsbildung, zu reflektieren.
Mag. Rainer Hofmann, Historiker, der die Ausstellung im Ballhaus kuratierte, betonte dass es keinesfalls um das Aufzeigen von Schuld und Sühne geht, sondern vielmehr um die Würdigung des Gedenkjahres und die Verbreitung
von Informationen, die als Erklärungsansatz für die Entstehung eines derartigen Gewaltumbruches verantwortlich sind.
In einem umfassenden Zeitdokument von 83 Fotos, 11 Plakaten, 1 Holzrelief, 50 Dokumenten und Relikten, sowie mittels eines Filmes, wird Einblick auf ein, vom Naziregime geprägtes Imst gegeben, die erläuternden Texte zu den Fotos wurden von Mag. Astrid Schuchter verfasst.
Mag. Hofmann verwies auf die deutliche Sprache des Bildmaterials, das dem Geschehenen mehr Ausdruck verleiht, als Worte es können.
Thematisch in verschiedene Schwerpunkte gegliedert, spannt sich der Bogen von der Gründung der NS-Bewegung bis zur Polarisierung der Lager, von der Illegalisierung der NSDAP bis zum Machtwechsel von „Schwarz“ zu „Braun“, sowie von Volksabstimmung und Propaganda. Daraus resultierte, dass die Gleichschaltungspolitik alle Lebensbereiche durchflutete und die Militarisierung der Gesellschaft vollzogen wurde. Interessantes Detail, auch
die Auflösung des Imster Museumsvereins wurde dokumentiert.
Die weiteren Folgen der Gleichschaltung zeigten sich in der massiven Verfolgung, die in Imst einen besonders dramatischen Verlauf, in den Ereignissen vom 26.April 1938, in der sogenannten Exzessnacht nahm. Die Gegner der politischen Zustände, die nach einem Monat Haft entlassen wurden, wurden in dieser Nacht verschmäht und gepeinigt, und von einem selbsternannten Volksgericht durch die Stadt getrieben.
Manfred Thurner las aus Quellentexten vor, die eine Ahnung auf die körperliche und seelische Pein der Opfer zuließen.
Mit dieser Gesamtschau im Museum im Ballhaus, die neben der in der österreichischen Nationalbibliothek gezeigten, die einzige dieser Art in Österreich ist, soll nach Wunsch der Initiatoren, vor allem das Sichtbarmachen von Intoleranz und deren massiven Auswirkungen, signalisiert werden.
Die Ausstellung zeigt den tragischen Verlauf historischer Ereignisse, damit verbunden die unmittelbaren Auswirkungen dieser Ereignisse auf Imst, und appelliert mit Nachdruck für die tiefe Verankerung der Menschenwürde und Menschenachtung, als gesellschaftlichen Auftrag der von einer Generation an die nächste erteilt werden muss.
Die Ausstellung ist noch bis 25.Mai zu sehen, Di, Do, Fr 14-18 Uhr, Sa 9-12 Uhr,
sowie für Gruppen jederzeit nach Vereinbarung unter 05412/64927

Folgendes Rahmenprogramm ist zum Schwerpunkt „Nacht über Imst“ geplant:

Freitag 19.April 19.30 Uhr, Zeitzeugen u. Zeitzeuginnen erinnern sich an damals, Annemarie Regensburger moderiert.

Freitag 3.Mai 19.30 Uhr, Ein Abend der Widerständigkeiten, mit den Imster Autorinnen Annemarie Regensburger, Angelika Polak-Pollhammer u. dem Tiroler Autor Christoph W. Bauer, der aus seinem soeben erschienenen Buch „Die zweite Fremde“ lesen wird.

Donnerstag 16.Mai 19.30 Uhr, „Die drei Kühe“ von Egon Erwin Kisch,
Buchvorstellung von Joachim Gatterer, der die Bauerngeschichte zwischen Tirol und Spanien neu herausgegeben hat. Kisch veröffentlichte 1938 die Geschichte des jungen Tiroler Kleinbauern Max Bair, der seinen verschuldeten Hof aufgegeben hatte und nach Spanien ging, um für die Republik zu kämpfen.

Alle Veranstaltungen, bei freiem Eintritt, im Museum am Ballhaus, Ballgasse 1, 6460 Imst.

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