Stromproduzenten auf dem Kriegspfad

Verpuffte Energie? PV-Anlagen-Besitzer wollen attraktivere Förderungen.
  • Verpuffte Energie? PV-Anlagen-Besitzer wollen attraktivere Förderungen.
  • hochgeladen von Stephan Zangerle

IMST (sz). „Für all jene, die bereits eine Photovoltaikanlage angeschafft haben oder dies vorhaben, ist heute ein schwarzer Tag“, meldete sich vergangene Woche Andrea Haslwanter-Schneider (Liste Fritz, Anm.) zu Wort und spricht damit die Kürzungen der Photovoltaikförderungen an. Auch in Imst herrscht bei den PV-Anlage-Besitzern Regenwetter.

Förderung reduziert
Konnten sie bisher ihren produzierten, aber nicht verbrauchten Strom um 15 Cent „verkaufen“ (ins Netz einspeisen), erhalten die Stromproduzenten künftig neun Cent für die überproduzierte Energie. Als unwirtschaftlich und eine Niederlage für die Energiewende in Tirol sieht Ökozentrum-Obmann Gottfried Mair diese Vorgangsweise: „Es kann doch nicht sein, dass wir den Ausbau der Solarenergie ausgerechnet jetzt mit solchen Mitteln abwürgen, wo die PV preiswerter geworden ist. Auf diese Art kann keine PV-Anlage wirtschaftlich betrieben werden und wird für den Betreiber zunehmend unattraktiv“, erklärt Mair und fordert in einer Petition an LH Günther Platter und BM Reinhold Mitterlehner verbesserte Antragsmodalitäten, bessere Förderungen, die Ausdehnung des Förderzeitraums sowie die Einflussnahme auf Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU, Anm.) bezüglich fairerer Tarifgestaltung.

Schwankungen
Brisant wird die ohnehin gereizte Situation nämlich dann, wenn die Einspeistarife zu schwanken beginnen. Wer seinen Strom künftig nicht mehr über die Stadtwerke beziehen und den Anbieter wechseln will, läuft Gefahr, für den von ihm produzierten Strom lediglich noch 3,7 Cent/kWh zu erhalten. „Wohne ich in Innsbruck, erhalte ich bei der TIWAG die neun Cent, wohne ich aber in Imst, wo ich automatisch im Netz der Imster Stadtwerke bin, bekomme ich nur noch einen Bruchteil davon“, weiß ein Betroffener. Und weiter: „Es muss von Kufstein bis Landeck egal sein, bei welchem Stromanbieter ich bin. Der Strom muss zu den gleichen Konditionen abgegolten werden können“, sehen die Betroffenen Handlungsbedarf bei der Politik. Mair: „Der Unmut der Bürger ist zu verstehen, hier hat die Stromlobby die Macht und die Politik im Würgegriff.“

Stadtwerke im Visier
Auch die Imster Stadtwerke selbst sind im Zuge dieser Diskussion ins Kreuzfeuer geraten. Während beispielsweise die TIWAG den Stromverbrauch über das ganze Jahr berechnet, wird bei den Stadtwerken viertelstündlich abgerechnet. Für die PV-Besitzer ergibt sich dadurch ein Nachteil. „Bildlich gesprochen: Im Netz der TIWAG kann ich meinen produzierten, aber nicht gebrauchten Strom ansparen und im Winter wiederverwenden. Bei den Stadtwerken verkaufe ich ihn um neun Cent und muss ihn bei Bedarf aber wieder (um ca. 15 Cent) zurückkaufen, und das, obwohl man über das ganze Jahr gerechnet selbst genug produzieren würde“, so die Argumentation.

"Förderung gibt es noch"
Mit Bgm. LA Stefan Weirather wurden bereits erste konstruktive Gespräche geführt. Die Problematik wurde in einer Ausschusssitzung behandelt, es wurde zugesagt, an einer raschen und guten Lösung zu arbeiten. Die Vorwürfe an die Stadtwerke weist Stadtwerke-Chef Thomas Huber zurück und betont: "Wir bezahlen für den eingespeisten Strom neun Cent. Der Strom, der aus unserem Netz bezogen wird, kostet sechs Cent, das heißt, es gibt nach wie vor eine Förderung für Photovoltaikbesitzer, aber seit heuer nicht mehr so viel."
Die beklagten 15 Cent erklären sich bei näherem Hinschauen dadurch, dass bei Strombezug eines beliebigen Stromanbieters zusätzlich Durchlaufkosten wie bspw. Netzgebühren etc. anfallen (diese werden österreichweit verordnet, Anm.). Huber erklärt: "Man muss klar unterscheiden zwischen Strom- und Netzkosten. Mit der Förderung des Öko-Stroms mit 15 Cent konnten die Netzkosten für die Betreiber bislang gänzlich gedeckt werden. Diese Förderung wurde nun auf neun Cent reduziert." Auch leitet der Stadtwerke-Chef die vorherrschenden Umstände auf eine "schlechte Kommunikation" zurück: "In der Erwartung, dass die Förderbeiträge gleich bleiben, haben viele nun gebaut. Nur wurden diese Tarife immer nur auf ein Jahr angeboten. Wie auch bei anderen Institutionen werden Tarifanpassungen und -änderungen vorgenommen."

Lösung in Sicht
Huber, der selbst im Gemeindeausschuss sitzt, verrät: "Es gibt große Bemühungen, um die Situation für die PV-Anlagen-Besitzer zu verbessern. Ich möchte dem Ausschuss nicht vorgreifen, aber eine Lösung ist in Sicht."

Stammtisch
Aus gegebenen Anlass veranstaltet das Ökozentrum am Donnerstag, den 13. Februar um 19.30 Uhr im Gasthof Sonne in Imst einen Stammstisch, zu dem alle Interessierte eingeladen sind. Dieser soll einerseits dem Erfahrungs- und Informationsaustausch dienen und andererseits ein Thema als Input liefern.
Ablauf:
- Impulsreferat zu Strom-speichern, Termin für Exkursion
- Tarife ab 2014 für Anlagen unter und über 5kWpeak - Wie wird ab-/gegengerechnet?
- Stromanbieter wechseln wird immer wichter
- Unmut gegenüber Politik? Petition an die Politik?
- Allfälliges, Wichtiges ...

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