"Zivildiener sind unverzichtbar"

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Die aktuelle Debatte rund um die Abschaffung der Wehrpflicht sorgt für große Aufregung nicht nur beim Militär sondern vor allem im Sozialbereich. Das "Sozialjahr" stößt auf große Skepsis.

IMST. Schwierige Zeiten zeichnen das Bild von sozialen Organisationen, allem voran das Österreichische Rote Kreuz. Die Verhandlungen für eine akzeptable Lösung in der Causa "Notarzt" halten weiter an und haben sich inzwischen zu einem regelrechten Gefecht zwischen dem Roten Kreuz und der Sozialversicherungsanstalt "TGKK" entwickelt. Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Hinzu kommt jetzt die aktuelle Debatte, ausgehend von Verteidigungsminister Norbert Darabos, über die Abschaffung der Wehrpflicht und die Einführung eines "freiwilligen Jahres". Dass sich diese Überlegung nicht nur auf den Militärdienst auswirkt ist klar. "Das fängt schon bei der sinnwidrigen Formulierung an. Wenn jemand auf ein Jahr befristet angestellt wird, ist von einem freiwilligen Jahr keine Rede. Mittlerweile wurde es auf ein sogenanntes "Sozialjahr" getauft", erklärt GF des Roten Kreuz Imst Thomas Köll. "Tatsache ist, dass die wir uns momentan in einer sehr schwierigen Phase befinden", legt Köll die Karten auf den Tisch. "Besonders schwierig sind die Übergangsphasen. Jetzt, mitten in der Hochsaison, rüsten Zivis ab und neue kommen hinzu. Diese sind aber sechs Wochen in Ausbildung und somit fehlt uns wichtiges Personal. Da kommen die Freiwilligen ins Spiel. Diese aber für Untertags zu gewinnen ist schwer", so der ehemalige Zivildiener. Auch Bezirksleiter Günther Kugler meint: "Zivis sind unverzichtbar. Das Rote Kreuz im Bezirk setzt sich aus drei gleichgroßen Säulen zusammen: Hauptamtliche, Zivildiener und Freiwillige. Wenn eine Säule wegfällt wird es schwierig".

Für Soziallandesrat Gerhard Reheis ist vor allem eines wichtig: "Mir ist wichtig, dass die Blaulichtorganisationen, aber auch die Altersheime etc. weiterhin das notwendige Personal bekommen. Ob diese Mitarbeiter Zivildiener heißen oder irgendwie anders, ist nicht entscheidend", so Reheis. Den Vorschlag von Minister Hundstorfer, ein freiwilliges Jahr mit Bezahlung von rund 1.300 Euro Brutto kann sich Reheis jedoch vorstellen. Auch hier herrscht Skepsis von Seiten des Roten Kreuzes Imst. "Derzeit haben wir knapp 30 Zivildiener im Einsatz, die zu rund 80 Prozent im Einsatz sind. Wenn diese durch "Angestellte" ersetzt werden, müssten nur für den Bezirk Imst rund 40 qualifizierte Leute gefunden werden. Das ist nicht so einfach", zeigt sich der ebenfalls ehemalige Zivildiener Kugler misstrauisch. Neben den Alternativplänen zum Präsenzdienst gibt es noch einen wesentlichen Aspekt für die Helfer. "Beinahe alle Ortsstellenleiter im Bezirk kommen aus dem Zivildienst. Viele finden den Zugang zum Roten Kreuz über den Zivildienst", so Kugler. Dies untermauert Köll: "Seit dem ersten Zivi im Bezirk (1975) haben rund 1000 den Dienst bei der Rettung gemacht. Von diesen 1000 sind heute über 200 im aktiven Dienst". Beim dem vorgeschlagenen Modell von Minister Hundstorfer sieht Kugler keine personellen Bedenken, aber "wer soll das bezahlen? Zudem wären die Verträge befristet. Es ist nicht gewährleistet, dass wir immer Leute finden". Zur Qualitätsfrage meint Kugler: "Wenn die Zivis fallen und Hauptamtliche angestellt werden, wird die Qualität deswegen nicht besser". "Jetzt und auch dann wird es wieder die freiwilligen und ehrenamtlichen Mitarbeiter treffen", fügt Köll abschließend hinzu.

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