Landwirtschaftskammer
"Wir sind uns unserer Vorbildwirkung bewusst"
Bei ihrer heurigen Bezirksrunde stellt die Landwirtschaftskammer die Herausforderungen des Klimawandels für die bäuerlichen Betriebe in den Mittelpunkt.
STAMS. Landwirtschaftliche Betriebe wie jener der Familie Mader in Stams stehen in der heutigen Zeit vor besonderen Herausforderungen: Nicht nur, dass trotz gleichbleibend hoher Produktionskosten der Milchpreis derzeit wieder fällt, müssen die Bauern mit Ernteausfällen durch den Klimawandel kämpfen.
Der im Vollerwerb geführte Betrieb im Weiler Windfang setzt auf mehrere Standbeine, um rentabel zu wirtschaften: Elf Muttersauen und 40 Ferkel werden am Hof gehalten, übrigens ganz ohne Kastenstand und Vollspaltenböden und teilweise auf der Alm. Die 18 Milchkühe und ihre Kälber kommen, sobald es die Witterung zulässt, auf die Weide. „Das ist bei uns von Anfang Mai bis Mitte Oktober. Gerade im Herbst hat sich die Weidesaison verlängert, was mit den länger milden Temperaturen zusammenhängt", erklärt Landwirt Alois Mader.
Auswirkungen des Klimawandels
Den Klimawandel spürt die Familie aber auch bei der Obsternte, wie Mader erzählt: „Unsere letzte gute Ernte hatten wir 2018. Seitdem hatten wir jedes Jahr Ausfälle durch Spätfrost. Auch heuer wäre der Ansatz super gewesen, aber der Frost hat den Großteil der Blüten beschädigt. Dazu hat es auch noch Hagel gegeben, sodass die verbliebenen Früchte auch nicht perfekt sind.“
Dass der Klimawandel bereits heute Auswirkungen auf unsere Umwelt hat, dürfte nach den jüngsten Ereignissen wohl jeder begriffen haben, nimmt Bezirksobmann Andreas Gstrein Bezug auf die Sturmschäden vom 18. Juli: „Leider hat es unsere Waldbauern hart getroffen – allein im Ötztal haben wir rund 70.000 Festmeter Schadholz liegen. Die Aufarbeitung muss jetzt rasch passieren, damit nicht durch den Borkenkäfer noch weitere Schäden entstehen. Danach geht es an die Wiederaufforstung, damit die Gemeinden auch in Zukunft vor Muren bzw. Lawinen oder Steinschlag geschützt sind. Standortangepasste Pflanzen zu verwenden, ist Gebot der Stunde.“
Anpassungsmaßnahmen
Die Landwirte würden bereits auf die Folgen des Klimawandels reagieren, berichtet Vizepräsidentin Helga Brunschmid. So würden Anpassungsmaßnahmen auf die Verlängerung der Vegetationszeit auf der Alm umgesetzt und klimafitte Sorten im Grünland angebaut werden. Diskussionen über den Umgang mit Großraubtieren würden dagegen die Bauern zusätzlich zu den bereits bestehenden Problemen unnötig belasten, so Brunschmid. Außerdem seien die Verbraucher stärker gefordert, die regionale Landwirtschaft zu unterstützen. "Es hat schon wehgetan, zu sehen, dass die Konsumenten durch die Teuerung zu den Eigenmarken gewechselt sind", sieht Brunschmid hier Nachholbedarf.
Bezogen auf den Klimawandel sei die hiesige, nachhaltig produzierende Landwirtschaft kein Verursacher, sondern im Gegenteil Teil der Lösung, betont Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger: „Die standortangepasste Bewirtschaftung unserer Flächen leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Auch in Sachen Klimaeffizienz sind unsere Bäuerinnen und Bauern gut unterwegs – in den letzten Jahren konnten die Treibhausgasemissionen gerechnet auf die Produktionseinheit deutlich reduziert werden und über 80 Prozent der Betriebe beteiligen sich am ÖPUL und somit an emissionsmindernden, kohlenstoffspeichernden landwirtschaftlichen Maßnahmen."
Überlegungen, Ackerflächen aus der Produktion herauszunehmen und zu renaturieren, hält er für den falschen Ansatz. Das würde das Land abhängiger vom Import machen und dadurch zu steigender Produktion von Treibhausgasen führen. Stattdessen müsse der Verbrauch der wertvollen Ressource Grund und Boden endlich gestoppt werden, so der Präsident.Passend zum Jahresschwerpunkt vergibt die Landwirtschaftskammer Tirol in Kooperation mit dem Klimabündnis Tirol heuer erstmals einen Klima- und Energiepreis! Der Preis soll jene Betriebe vor den Vorhang holen, die in diesem Bereich besonders großen Einsatz zeigen. Die Bewerbungsfrist endet am 30. August.
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