Kunstrestaurierung
Angewandte eröffnet neue Schau "Conservator at work"
Bei einem Museumsbesuch bleibt die Arbeit von Restauratorinnen und Restauratoren oftmals verborgen. Doch ohne sie könnten keine Kunstwerke bestaunt werden. Um ihre Arbeit zu veranschaulichen, hat die Universität für angewandte Kunst die Ausstellung "Conservator at work" in der alten Postsparkasse organisiert. Der Eintritt ist frei.
WIEN/INNERE STADT. Vom Naturhistorischen bis zum Römer Museum: Wien ist die Stadt der Kultur. Doch viele bedenken nicht, wieviel Arbeit hinter der Aufbereitung und dem Erhalt der ausgestellten Kunstwerke steckt. Dafür braucht es Restauratorinnen und Restauratoren. Sie sind dafür zuständig, Kunst- und Kulturgut bestmöglich zu erhalten und gegebenenfalls Schäden zu beseitigen.
Die neue Ausstellung "Conservator at work" in der alten Postsparkasse (1., Georg-Coch-Platz 2) soll einen spannenden Einblick in die Kunstrestaurierung gewähren. Organisiert wird sie von der Universität für Angewandte Kunst, die im Wiener Jargon salopp auch als "die Angewandte" bezeichnet wird.
Schau-Restaurierungen durch Studierende
Seit 24 Jahren gibt es hier das Institut für Restaurierung und Konservierung, das von der Universitätsprofessorin Gabriela Krist geleitet wird. Sie hat die neue Schau initiiert. "Es ist eine Gemeinschaftsausstellung des Instituts, wo die Studierenden genauso mitwirken wie das ganze Team", erklärt Krist. Das wird sofort klar: In der Ausstellung, die auf zwei große Räume aufgeteilt ist, sind nämlich nicht nur Kunstobjekte ausgestellt, sondern mittendrin sitzen auch Studierende, die seelenruhig an ihren Projekten arbeiten.
Diese sogenannten Schau-Restaurierungen sollen den Besucherinnen und Besuchern die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren noch näher bringen. Der Unterschied zwischen Restaurieren und Konservieren wird anhand von Objekten gezeigt. Auch welche Rolle die Naturwissenschaften, beispielsweise chemische Untersuchungen, für die Restaurierung spielen, wird thematisiert.
Fünf Jahre Studium
Von Gemälden über Wandmalerei bis hin zu Textilien: Das Gebiet der Kunstrestaurierung ist breitgefächert. Fünf Jahre lang dauert das Diplomstudium "Konservierung und Restaurierung", das auf Objekte, Gemälde, Stein und Textil spezialisiert ist, an der Angewandten.
Die Studentin Judit Flamich befindet sich gerade im zweiten Studienjahr. Sie arbeitet im Rahmen der Schau an einem Holzrahmen, der aus dem 20. Jahrhundert stammt. Was ihr am meisten am Restaurieren gefällt? "Dass man an den Objekten selbst arbeiten darf und die Kunst und die Kultur dermaßen nahe miterleben kann, finde ich fantastisch. Auch dass wir das kulturelle Erbe in Österreich erhalten dürfen", erzählt Flamich begeistert.
Klimawandel als Herausforderung
Neben Theorie und Praxis setzt sich das Studium an der Angewandten auch vermehrt mit aktuellen Entwicklungen in der Restaurierung auseinander, etwa den Auswirkungen der Klimakrise auf das Kulturerbe. Denn Naturkatastrophen wie Erdbeben oder extreme Wetterereignisse würden auch oft Kulturgüter in Mitleidenschaft ziehen.
Generell habe sich das Studium der Restaurierung und Konservierung seit seiner Gründung stark verändert und die Anforderungen an Restauratorinnen und Restauratoren seien gestiegen. "Auch das wollen wir mit dieser Ausstellung zeigen. Als ich mit dem Studium begonnen habe, war zum Beispiel die präventive Restaurierung gar kein Thema. Heute müssen sich die Restauratorinnen und Restauratoren mit präventiven Parametern wie dem Klima, dem Licht, dem Insektenmonitoring beschäftigen", schildert Krist.
Von Nepal bis Albanien
Auch international ist das Institut für Restaurierung und Konservierung tätig: So gab es etwa bereits Einsätze in der Mongolei, Indien und Albanien. 2015 reiste ein Restauratoren- und Restauratorinnen-Team nach Nepal, das von einem verheerenden Erdbeben erschüttert wurde, um den "Patan Durbar Square" zu retten. Der Königspalast im Kathmandutal zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 2019 gibt es am Institut zudem einen UNESCO-Lehrstuhl für den Erhalt von Kulturgut bei Welterbestätten.
Die internationale Arbeit des Instituts wird auch in der Ausstellung dargestellt: "In unseren Film- und Buchecken wird näher auf unsere internationale Arbeit eingegangen. Diese internationalen Programme sind mir sehr wichtig, weil da auch die Studierenden mitwirken können. Nach einem internationalen Einsatz, etwa in Nepal, kommen die Studierenden nicht nur professionell gestärkt zurück, sondern man sieht auch, dass sie gewachsen sind", meint die Institutsleiterin.
Im Auftrag von Museen
Ob zeitgenössische Kunst, klassische Ölgemälde oder Goldschmiedearbeiten: In der Ausstellung werden verschiedenste Kunstobjekte ausgestellt. Diese erhält die Angewandte von verschiedenen Museen sowie kirchlichen und kulturhistorischen Einrichtungen. "Wir arbeiten für alle Museen in Österreich, vom Kunsthistorischen bis zum Tiroler Landesmuseum. Die stellen uns Objekte zur Verfügung, die im Rahmen des Unterrichts mit unseren Studierenden bearbeitet werden. Da geht es mitunter auch um komplizierte Fragen. Oft braucht es auch eine naturwissenschaftliche Untersuchung, bevor überhaupt Hand angelegt werden kann", so Krist.
Die Ausstellung kann bis zum 23. November im "Angewandte Interdisciplinary Lab" am Georg-Coch-Platz 2 besucht werden. Der Eintritt ist frei. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 13 bis 18 Uhr, donnerstags von 13 bis 20 Uhr. Führungen durch Mitarbeitende und Studierende werden ebenso angeboten. Weitere Infos findest du hier.
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