Kriminalität
Gewalt gegen ältere Frauen
Soziologieprofessor Josef Hörl klärt darüber auf, dass Gewalt gegen ältere Frauen viele Formen haben kann.
WIEN. Am 25. November starten die 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. „Eine von fünf“ heißt eine interdisziplinäre Ringvorlesung zum Thema "(Un-)Sichtbare Gewalt gegen ältere Frauen", die dazu in der Volksanwaltschaft in der Inneren Stadt veranstaltet wird. Josef Hörl, emeritierter Universitätsprofessor für Soziologie an der Universität Wien, ist einer der Vortragenden.
"Viele ältere Frauen sind von Gewaltverbrechen betroffen", erklärt Hörl. "Jedes Jahr werden 24 Prozent aller Frauen über 60 Jahre Opfer von Gewalt. Die körperliche Gewalt mache dabei aber nur einen Bruchteil aus. Der Löwenanteil ist psychische Gewalt wie Drohungen oder Beschimpfungen." Darunter würden etwa Sätze wie "Du kommst ins Heim!" oder "Wir lassen dich entmündigen!" fallen.
Auch Haustiere sind Druckmittel
Oft werde damit gedroht, dem Haustier etwas anzutun, "was sehr grausam ist, weil es dadurch zu großem seelischen Schmerz kommt." Aber auch die finanzielle Erpressung und Ausbeutung älterer Frauen seien weit verbreitet, etwa durch Kinder oder Enkelkinder. "Von Straßenkriminalität durch Unbekannte sind Ältere aber weniger betroffen, weil sie generell vorsichtiger sind", so Hörl.
"Werden sie jedoch Opfer von Gewalttaten, sind die Folgen wegen ihrer Gebrechlichkeit allerdings häufig schwerer. Gerade in Pflegesituationen verhalten sich ältere Menschen oft unerwartet, also etwa depressiv oder aggressiv." In der Folge könne es aufgrund von Überforderung zu Gewalt seitens der Pflegepersonen kommen. "In Pflegesituationen zu Hause spielt auch die körperliche Vernachlässigung eine große Rolle, nämlich als Druckmittel."
Gewalt kommt überall vor
Im Heim- oder Spitalsbereich sei Gewalt gegen ältere Frauen zwar seltener, weil es dort professionelle Kontrollen gebe, "trotzdem kommt Gewalt vor, weil heute fast überall Personalnot herrscht, aus der sich Überlastung und Zeitnot ergeben."
Im Spital seien Formen der psychischen Gewalt nur sehr schwer nachweisbar, darunter fällt zum Beispiel grobe Unfreundlichkeit: "Das ist deshalb oft nur schwer nachweisbar, weil vielfach Zeugen fehlen. Noch dazu sind die Patienten häufig selber dement oder anderweitig beeinträchtigt." Das Phänomen der Gewalt im Alter komme aber nicht nur in Österreich vor: "Das gibt es überall auf der Welt."
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