Reportage: So geht es den Fiaker-Pferden bei der Hitze
Die bz-Wiener Bezirkszeitung war mit Amtstierärzten der MA60 (Veterinärdienste und Tierschutz) im ersten Bezirk unterwegs. Sie überprüfen täglich, wie es den Fiaker-Pferden geht, sobald die Temperatur über 30 Grad Celsius steigt.
INNERE STADT. Es ist 13 Uhr und die Temperatur beträgt 36 Grad im Schatten als ich am Michaelerplatz eintreffe. Es herrscht reges Treiben, Fiaker und Touristen prägen das Stadtbild. Den Touristen ist die Hitze offensichtlich egal, denn fleißig machen sie vom Angebot der Fiaker gebrauch und alle paar Minuten fährt ein Gespann vom Standplatz ab. Aber wie geht es den Pferden bei diesen hohen Temperaturen?
Unterwegs mit Amtstierärzten
Heute möchte ich das genau wissen und treffe deshalb die Amtstierärzte der MA60 Dr. Wolfgang Pichler und Dr. Harald Wenzl. Ich begleite sie bei der Kontrolle der Fiakerpferde auf den Standplätzen, welche täglich stattfindet wenn das Thermometer auf über 30 Grad steigt. Die Aufgabe der Mediziner ist es, die Pferde stichprobenartig zu überprüfen um so ihre gesundheitliche Verfassung und die Einhaltung des österreichischen Tierschutzgesetzes zu kontrollieren. Durch die tägliche Routine sind sie am Standplatz wohl bekannt und werden von den Fiakern freundlich begrüßt.
Stichprobenartige Kontrolle der Pferde
Das erste Gespann wird inspiziert. Zu Beginn lesen die Ärzte den Chip aus, welcher jedem Fiakerpferd implantiert ist um es eindeutig identifizieren zu können. Auch der Fiaker selber muss sich ausweisen und den Ärzten das Fahrtenbuch aushändigen. Der Körper des Pferdes wird auf eventuelle Scheuerstellen untersucht, welche ein unsachgemäß angelegtes Geschirr verursachen kann. Dann werden die Hufe inspiziert. Was mich überrascht ist, dass laut der Doktoren die Tiere aufgrund ihres guten Anpassungsvermögens die Arbeit auch bei hohen Temperaturen gut ertragen. Nur bei schlechter Tagesverfassung kann die Hitze zum Problem werden. Eine ungewöhnlich hohe Atemfrequenz kann ein Anzeichen dafür sein.
Abkühlung für die Fiaker-Pferde
Ich sehe mir die Tiere genauer an und stelle fest, dass sie nicht sichtbar schwitzen. Auch jene, die in der prallen Sonne stehen sind trocken. Nass sind nur die Pferde, die gerade getränkt und mit einem Schlauch abgespritzt werden um ihnen so eine willkommene Erfrischung zu bescheren. Die Ärzte erklären mir, dass oft auch die in sich zusammengesunkene Haltung der wartenden Tiere als „leidend“ missinterpretiert wird. Tatsächlich handelt es sich hierbei um die typische Entspannungshaltung von Pferden, in der sie dösen und sogar schlafen können.
Fiaker haben Kennzeichen
Die Kontrollen gehen zügig voran, alle kontrollierten Tiere sind in guter Verfassung und können so die von den Ärzten eher als gering eingestufte Arbeitsbelastung leicht bewältigen. Ob es allerdings wirklich allen 400 in Wien zugelassenen Fiakerpferden so gut geht kann man mit stichprobenartigen Überprüfungen natürlich nicht sicherstellen. Deshalb weisen mich die Mediziner zum Abschluss auf eine gelb/schwarze Plakette hin, die an der Rückseite jedes Gespanns angebracht ist. Wenn man als Passant den Eindruck hat, dass es einem Tier schlecht geht soll man die Nummer, die auf diesem Kennzeichen vermerkt ist der MA60 melden. Diese leitet in Folge weitere Schritte zur Klärung des Sachverhaltes ein.
Ich verabschiede mich von den Medizinern und glaube heute Nachmittag ein bisschen besser verstanden zu haben was es bedeutet „eine wahre Pferdenatur“ zu haben.
Links:
* Website der MA60 (Veterinärdienste und Tierschutz)
* Österreichisches Tierschutzgesetz
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.