Abtreibungen
Schließung des "pro:woman"-Ambulatoriums sorgt für Aufruhr
45 Jahre befand sich das Ambulatorium pro:woman beim Fleischmarkt. Es hat kostenlose Abtreibungen für einkommensschwache sowie Frauen aus dem Ausland angeboten. Nun hat es seine Pforten geschlossen. Das sorgt bei Fachorganisationen für Empörung und Aufruhr. Liegt eine Versorgungslücke vor?
WIEN/INNERE STADT. Seit 1975 sind die Voraussetzungen, unter denen Schwangerschaftsabbrüche in Österreich durchgeführt werden dürfen, im Strafgesetzbuch geregelt. Seither ist es straffrei, wenn der Abbruch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft erfolgt.
Eine Institution, die dabei eine große Rolle gespielt hat, war das Ambulatorium pro:woman am Fleischmarkt 26. Kurz nach Inkrafttreten der Fristenlösung wurden hier die ersten Eingriffe durchgeführt. Im März hat das Ambulatorium seine Pforten geschlossen. Die bisherige Geschäftsführung hat sich zurückgezogen und die Non-Profit-Organisation MSI Reproductive Choices, zu deren Netzwerk das Ambulatorium gehört hat, möchte den Standort nicht mehr fortführen.
"Besonders für ungewollt Schwangere, die sich in einer sozialen oder finanziellen Notlage befanden, war pro:woman eine wichtige Anlaufstelle, die sie mit der Schließung nun verloren haben", heißt es in einem Statement mehrerer Organisationen, darunter Changes for Women und Pro Choice Austria.
Überlastete Spitäler, ein Arzt
In der privaten Tagesklinik war es Frauen aus allen Bundesländern sowie aus dem Ausland möglich, kostenlos Schwangerschaftsabbrüche in Anspruch zu nehmen. Mitfinanziert wurden die Eingriffe von der MA 40 – Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht. "Die ohnehin prekäre Versorgungslage in Wien verschlechtert sich dadurch deutlich und wird zu einer deutlichen Überlastung anderer Kliniken führen", liest man weiters in dem Statement.
Weil die öffentlichen Spitäler überlastet seien und deshalb nur wenige Termine anbieten würden, müssten viele Frauen auf das Angebot von privaten Kliniken zurückgreifen. Allerdings gibt es in Wien neben dem Gesundheitsverbund nur noch einen privaten Arzt, der mit Mitteln der MA 40 kostenlose Abbrüche für einkommensschwache Personen durchführt.
Grüne: Schließung "äußerst besorgniserregend"
Den Forderungen der Organisationen schlossen sich auch die Wiener Grünen an. Die Schließung des Ambulatoriums sei "äußerst besorgniserregend" und die Lage für ungewollt Schwangere verschlechtere sich in Wien, sie seien auf private Anbieter angewiesen.
"Die rot-pinke Wiener Stadtregierung ist gefordert, die Versorgungslücke zu schließen und das Angebot vor allem für Frauen in prekären Situationen auszubauen. Dieses Angebot ist essentiell, um Selbstbestimmung von Frauen, die ungewollt schwanger sind, zu unterstützen”, äußert sich Barbara Huemer, Gesundheitssprecherin der Grünen Wien.
Angebot soll aufgestockt werden
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bezeichnet die Schließung des Ambulatoriums indessen als "bedauerlich". Auf Anfrage lässt er wissen, dass bereits Gespräche geführt werden, um "das bestehende Angebot innerhalb und außerhalb des Wiener Gesundheitsverbundes aufzustocken". Wichtig sei jedoch auch, dass der Bund den "Schwangerschaftsabbruch endlich ganz aus dem Strafgesetzbuch streicht".
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