60 Jahre Filmmuseum
Vom Kinosterben bis zur Künstlichen Intelligenz

MeinBezirk.at hat den Direktor des Filmmuseums, Michael Loebenstein, anlässlich des Jubiläums zum Gespräch getroffen. | Foto: ÖFM/Eszter Kondor
11Bilder
  • MeinBezirk.at hat den Direktor des Filmmuseums, Michael Loebenstein, anlässlich des Jubiläums zum Gespräch getroffen.
  • Foto: ÖFM/Eszter Kondor
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

Das Wiener Filmmuseum sticht aus dem Gebäude der pompösen Albertina optisch nicht unbedingt hervor. Umso überraschender ist, was hinter der unscheinbaren Türe passiert: Das Museum betreibt ein Kino, bewahrt Sammlungen und ist eine wichtige Forschungs- und Bildungsstätte. Nun feiert man das 60-jährige Jubiläum.

WIEN/INNERE STADT. Es ist ein wichtiger Pfeiler der Wiener Filmkultur: das Filmmuseum in der Augustinerstraße 1, eingebettet im berühmten Gebäude der Albertina. Gegründet wurde es im Jahr 1964 von Peter Kronlechner und Peter Kubelka. Dieser Zeitpunkt war wohl kein Zufall, so gewannen Film und Kino damals erheblich an Bedeutung.

Das Ziel der beiden Gründer war es, in Österreich ein Zentrum für die Präsentation und Bewahrung der internationalen Filmgeschichte zu etablieren. Mittlerweile feiert das Filmmuseum bereits den 60. Geburtstag.

Das Wiener Filmmuseum befindet sich im Gebäude der Albertina. | Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • Das Wiener Filmmuseum befindet sich im Gebäude der Albertina.
  • Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

Gerade in den vergangenen fünf Jahren hätte es eine "Achterbahn der Gefühle" durchlebt, wie Michael Loebenstein, seit 2017 Direktor des Hauses, im Gespräch mit MeinBezirk.at erzählt. Allen voran – und wie so oft – wegen der Corona-Pandemie: "Wird es überhaupt so etwas wie Live-Kultur noch geben oder ist das Kinosterben endgültig eingetreten? Das waren zentrale Fragen, die wir uns gestellt haben", so der Kulturmanager.

Keine Angst vor Kinosterben?

Diese Sorgen hätten sich jedoch als unbegründet erwiesen. So seien die Leute nach der Pandemie wieder zahlreich in die Kinos gekommen, wie Loebenstein betont. Im Filmmuseum beobachtet man zuletzt, dass immer mehr jüngere Personen Gefallen an Filmvorstellungen verschiedenster Art finden. Gerade in einer Zeit, in der mobile Endgeräte und Unternehmen wie Netflix und andere Streaming-Dienste immer mehr genutzt werden, wäre es eigentlich naheliegend gewesen, dass das klassische Kino an Bedeutung verliert. "Menschen suchen aber, womöglich zur Entschleunigung, diese gewisse Echtzeit-Kultur. Das Licht geht aus, ein Film läuft linear durch, kein Websurfen dazwischen oder eine Pause", meint Loebenstein.

Weiters fänden die Leute auch immer mehr Gefallen an analogen, also digital nicht erhältlichen, Filmen. "Da sind dann Filmmuseen wie wir die richtige Anlaufstelle", so der Direktor. Schließlich setzt das Filmmuseum seit seinen Anfängen alles daran, seine Filmsammlung zu erweitern: von Klassikern des internationalen Kinos, Avantgardefilmen bis hin zu historischen Filmdokumenten und Wochenschauen. Insgesamt verfüge man mittlerweile über rund 500.000 kulturelle Objekte. Die Film- und Fotosammlungen wurden Anfang der 1980er-Jahre am Standort in Nussdorf zusammengeführt. Hier wurde auch das erste österreichische Klimadepot für Sicherheitsfilm – Farbnegativfilme müssen etwa bei Minusgraden gelagert werden – eingerichtet. Die Nitrofilme der Sammlung sind seit den 70er-Jahren in einem separaten, vollklimatisierten Lager außerhalb Wiens aufbewahrt.

Algorithmen als Chance für Filmanalyse

Auch die fortschreitende Digitalisierung hat das Filmmuseum zuletzt vor große Herausforderungen gestellt. Diesen hätte man sich jedoch gestellt. Mittlerweile forscht man, gemeinsam mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern der Technischen Universität (TU) Wien, bereits zum zweiten Mal an der Digitalisierung bestimmter Filmobjekte: "Hier schauen wir zum Beispiel, wie Algorithmen Filme lesen, wenn wir etwa alte dokumentarische Aufnahmen von Wien einspielen. Oder auch, wie uns Computer dabei helfen können, einen Überblick über diese großen Mengen an filmischen Materialien aus dem 20. Jahrhundert zu gewinnen", erläutert Loebenstein.

Im Hinterzimmer des Kinosaals wird analoges Filmmaterial händisch erlebbar gemacht. | Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • Im Hinterzimmer des Kinosaals wird analoges Filmmaterial händisch erlebbar gemacht.
  • Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

Auch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) hat im Filmmuseum Einzug gehalten. "Früher mussten Leute, die Filme analysieren wollten, sehr anstrengende Arbeit erledigen", erzählt Anna Högner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Filmmuseums im Bereich Katalog und Metadaten. Sie führt fort: "Sie mussten Sequenzprotokolle erstellen und aufschreiben, was in einem Film vorkommt (...) Mit KI kann man diese Arbeit automatisieren, was uns erlaubt, Filme wirklich sequenzgenau zu notieren und mit anderen Informationen zu verbinden."

Buntes Jubiläumsprogramm

Zelebriert wird das 60-jährige Jubiläum mit zahlreichen Programmhighlights. Die kürzlich eröffnete Ausstellung "Guckkasten" zeigt etwa die 60 Jahre Filmmuseum "im Spiegel seiner Gäste". 250 Einträge, Widmungen und Kommentare aus dem hauseigenen Gästebuch sollen die Vergangenheit des Filmmuseums emotional zusammenfassen. So schrieb hier etwa die französische Schauspielerin Jeanne Moreau nach ihrem Besuch im Jahr 1988: "Ich wünsche Ihnen ein langes Leben. Das Kino der Welt braucht es." Außerdem finden ab Mai im Lesesaal Interviews und Gespräche zu Film, Forschung und Recherche des Museums statt. Weitere Infos zum Jubiläumsprogramm findest du hier.

Eine eigene Schau soll die emotionalen Eindrücke der Gäste des Filmmuseums der letzten 60 Jahre zusammenfassen. | Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • Eine eigene Schau soll die emotionalen Eindrücke der Gäste des Filmmuseums der letzten 60 Jahre zusammenfassen.
  • Foto: Anna-Sophie Teischl/RMW
  • hochgeladen von Anna-Sophie Teischl

Bleibt die Frage zum Schluss: Wo sieht Direktor Loebenstein das Museum in den nächsten 60 Jahren? "Ich sehe uns nach wie vor relevant, weil egal, was das nächste große 'gehypte', digitale Medium sein wird, die Auseinandersetzung mit bewegtem Bild, dafür braucht es ein Bewusstsein für die Geschichte. Genau das leistet das Filmmuseum", so der Kulturmanager zum Abschluss.

Das könnte dich auch interessieren:

Spannende Einblicke in die Otto Wagner-Postsparkasse
Ein neues Museum zum Wiener Aktionismus für die City

Anzeige
Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio
6

Mediphysio
Ihre neue Wahlpraxis für Physiotherapie im 19. Bezirk

Der 19. Bezirk Wien-Döbling heißt die Physiotherapie-Wahlpraxis Mediphysio   (www.mediphysio.at), unseren neuesten Zuwachs in der lokalen Gesundheitslandschaft, herzlich willkommen. Hier erhalten Patientinnen und Patienten individuelle Behandlungen für ihr Wohlbefinden. Mediphysio zielt mit den physiotherapeutischen Leistungen darauf ab, Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit zu verbessern und geschwächte Muskeln zu stärken. Ein zentrales Anliegen ist es auch, den Patientinnen und Patienten zu...

Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien

Newsletter-Gewinnspiel
Wir verlosen einen Malkurs für 4 Personen

Wer schon immer einmal die Gelegenheit erhalten wollte, einen Malkurs zu besuchen, der sollte sich die Chance nicht entgehen lassen und sich für den Wiener Newsletter anmelden. Malen wie ein Profi? Mit unserem neuen Newsletter-Gewinnspiel haben alle Abonnenten und diejenigen, die es noch werden wollen, die Möglichkeit, einen Malkurs in der Maya Galerie Wien zu gewinnen. Maryam Mansouri ist eine bekannte iranische Malerin und Künstlerin, deren Werke bereits in verschiedenen Ländern der Welt...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio
6

Physiotherapie-Hausbesuche in Döbling
Kompetente und komfortable Physiotherapie zu Hause im 19. Bezirk

Im 19. Wiener Gemeindebezirk setzt das Unternehmen Heimphysio (www.heimphysio.at) neue Maßstäbe in der mobilen Physiotherapie für ältere Menschen. Mit dem klaren Fokus auf die Bedürfnisse Döblinger Seniorinnen und Senioren bietet Heimphysio einen maßgeschneiderten Service, der es ermöglicht, physiotherapeutische Behandlungen bequem im eigenen Zuhause in Anspruch zu nehmen." Mobilität ist besonders im Alter von entscheidender Bedeutung, da sie für den Erhalt der körperlichen als auch der...

Mediphysio im 19. Wiener Gemeindebezirk bietet qualitativ hochwertige physiotherapeutische Dienstleistungen an und kooperiert dabei mit allen Krankenkassen und Heimphysio. | Foto: Mediphysio
Neues Monat, neues Gewinnspiel. Wer sich für den Wiener Newsletter anmeldet, nimmt an der Verlosung zu einem Malkurs teil.  | Foto: Maya Galerie Wien
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Mehr Mobilität, Komfort und Lebensqualität für Seniorinnen und Senioren bietet die mobile Physiotherapie von Heimphysio. | Foto: Heimphysio

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.