Aus aktuellem Anlass
Zwei Sonderführungen zu Wiens "Hitler-Balkon"
Das Haus der Geschichte Österreich lädt zu besonderen Führungen beim sogenannten "Hitler-Balkon" am Heldenplatz. Aus aktuellem Anlass, wie es heißt - denn der Ort war erst kürzlich in einem umstrittenen FPÖ-Video zu sehen.
WIEN. Der Altan der Neuen Burg am Heldenplatz ist ohne Zweifel ein geschichtsträchtiger Ort, der auch in letzter Zeit immer wieder für Schlagzeilen sorgte. So war es zuletzt ein Video der Jugendorganisation der FPÖ, das den Balkon aus einer mehr als zweifelhaften Perspektive zeigte. Denn bekannt ist der Altan heute vor allem als jener Ort, an welchem Adolf Hitler am 15. März 1938 seine sogenannte "Anschluss-Rede" hielt.
Bewusstsein für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus an Orten wie diesen möchte das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) schon länger schaffen. Bereits seit dem Jahr 2019 sammelt das Haus der Geschichte Ideen, wie der Ort genutzt werden könnte, sollte er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Für die öffentliche Zugänglichkeit sprachen sich bisher über 100.000 Museumsbesucherinnen und -besucher aus.
Nun gibt es, wie das Museum in einer Aussendung verkündet, eine kurzfristige Programmergänzung. Denn am 7. und 14. September 2023 finden "aus aktuellem Anlass" Führungen vor Ort statt. Unter dem Titel „(K)ein Hitler-Balkon. Zu einer offenen Wunde der Zeitgeschichte" gibt Museumsdirektorin Monika Sommer persönlich Einblicke in die Geschichte des Ortes und thematisiert den Umgang mit dem Platz, der, so das hdgö, symbolisch für die lange Zeit fehlende Auseinandersetzung mit Österreichs NS-Vergangenheit steht.
Besserer Umgang mit "Täter-Orten" gefordert
Das Haus der Geschichte Österreich beschäftigt sich in seinen Ausstellungen und dem Vermittlungsprogramm laufend mit Nationalsozialismus, Antisemitismus, Demokratie sowie Rechtsstaatlichkeit. Von 3.-10. November findet etwa die „Aktionswoche gegen Antisemitismus“ statt. Im Falle des Balkons steht man schon länger für eine Kontextualisierung. Bislang ist der Altan selbst jedoch für die Öffentlichkeit unzuänglich. Das Museum Das Museum nutzt die Fläche, die direkt auf den Bereich führt, ist für ihn selbst aber nicht zuständig.
„Als Zeitgeschichte-Museum tragen wir mit unseren Mitteln laufend alles dazu bei, die Geschichte dieses Ortes zu thematisieren und darüber aufzuklären. (...) Aus dem aktuellen Anlass ist es mir ein persönliches Anliegen, kurzfristig zwei Sonderführungen zum Altan anzusetzen." so die Direktorin.
"International ist aktive Erinnerungsarbeit an vielen solcher „Täter-Orte“ gang und gäbe. Es ist mehr als wünschenswert, dass die Republik bis zum 80. Jahrestag ihrer Gründung gerade an diesem Ort ein demokratisches, rechtstaatliches Zeichen setzt und somit einer höchst problematischen Vereinnahmung entgegentritt“ meint Sommer weiters zur fehlenden Kontextualisierung des Ortes.
Die erste Sonderführung findet am 7. September 2023von 16.30 bis 18 Uhr vor dem Ausgang zum Altan im hdgö statt. Im Anschluss kann um 18 Uhr die Fokus-Führung „Demokratie in Bedrängnis“ besucht werden. Die zweite Sonderführung folgt am 14. September von 16.30 bis 18 Uhr. Details und eine Online-Anmeldemöglichkeit finden sich im hdgö-Kalender. Auch die Ideenkampagne zur Neunutzung des Ortes findet sich auf der Hompage unter heldenplatz.hdgoe.at
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