Forscherteam entdeckt neuen alpinen Urfalter

INNSBRUCK. Schmetterlinge gelten in Mitteleuropa als sehr gut untersucht. Die Entdeckung eines weltweit bisher unbekannten Urfalters kommt daher einer Sensation gleich. Der neuentdeckte, nur 7-8 mm große Micropterix gaudiella gehört zur Familie der Urfalter, der ältesten heute noch vorkommenden Gruppe von Schmetterlingen. Diese Falter existieren weitgehend unverändert seit mindestens 130 Millionen Jahren und gelten als „lebende Fossilien“. Entdeckt hat den neuen Urfalter eine Gruppe von ExpertInnen aus Österreich unter der Leitung von Mag. Dr. Peter Huemer, Kustos der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen, in enger Zusammenarbeit mit dem Naturmuseum Enrico Caffi in Bergamo.

„Mit einer solchen Entdeckung haben wir auf unserer Forschungsreise nicht gerechnet. Bislang waren lediglich sechs auf die Alpen beschränkte Urfalterarten bekannt. Die Neuentdeckung ist wirklich eine Sensation“, hebt Huemer hervor. Der Lepidopterologe, der in seiner Tätigkeit bereits auf zahlreiche Neuentdeckungen zurückblicken kann, und Mag. Christof Zeller vom Haus der Natur in Salzburg haben den Falter mit dem wissenschaftlichen Namen Micropterix gaudiella versehen. Die Freude über den Fund kommt in diesem Namen zum Ausdruck. „Gaudiella“ geht auf das lateinische „gaudium“ zurück, was so viel bedeutet wie Freude oder Spaß.

PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, freut sich mit den Forschern: „Die Neuentdeckung ist für den Artenschutz von größter Bedeutung. Wir sind stolz auf die herausragende Leistung unseres Forschungsteams und darauf, dass die Forschungsinitiative der Tiroler Landesmuseen einen solch großen Erfolg verbuchen kann“.

Der Micropterix gaudiella

Der neuentdeckte Urfalter zeichnet sich durch seine auffallend metallisch gold-purpurfarbene Färbung aus. Er unterscheidet sich von anderen Arten durch verschiedene Köpermerkmale. Der Falter verfügt über beißend-kauende Mundwerkzeuge und ernährt sich im Gegensatz zu nektarsaugenden Schmetterlingen von Pollen, die er mit seinen Kauladen zerkleinert. Entdeckt wurde der Urfalter pollenkauend in den Blüten von Rosen und Sonnenröschen, wo sich auch ähnliche Arten gerne aufhalten. Einzigartig ist auch, dass die wenigen bisher entdeckten Raupen von Urfaltern auf jedem Hinterleibssegment ein echtes Beinpaar haben. Dies ist bei Schmetterlingsraupen eine Seltenheit. Der Micropterix gaudiella fliegt ausschließlich bei Sonnenschein in einer Höhenlage von ca. 1.600 Metern.

Lebensraum Pizzo Arera

In der Hoffnung auf unbekannte Arten wurden die alpinen Lebensräume des Pizzo Arera besonders intensiv durchsucht. Die Bergamasker Alpen gelten als ein Gebiet, das für eine kleinräumig verbreitete Flora und Fauna bekannt ist. Durch die geringe Vereisung während der Kaltzeiten konnten hier viele Arten selbst die höchsten Eisstände überdauern, während sie in anderen Gebirgsregionen ausgestorben sind. Für die Bestimmung der Neuentdeckung griff das Forscherteam auf modernste Techniken wie genetische Strichcodes zurück. Mit dem Verfahren des DNA-Barcodings wird die Art anhand der DNA-Sequenz eines Markergens bestimmt. Ähnlich wie der Strichcode auf Lebensmittel-Verpackungen wird der Code als Kennzeichen für eine bestimmte Art verwendet. Damit kann sichergestellt werden, dass es sich wirklich um eine Neuentdeckung handelt.

Die Schmetterlingssammlung der Tiroler Landesmuseen umfasst derzeit mehr als eine Million Belege, die sich auf rund 8.000 Arten verteilen. Die Sammlung alpiner Schmetterlinge gilt in diesem Bereich als die bedeutendste weltweit.

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