Heimischer Buchhandel
Alleine in der Buchhandlung

Ein Buchladen, ein Rad, ein Mann: Die Haymon-Buchhandlung beliefert ihre Kunden. | Foto: Haymon-Buchhandlung
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  • Ein Buchladen, ein Rad, ein Mann: Die Haymon-Buchhandlung beliefert ihre Kunden.
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Benjamin von der Haymon-Buchhandlung schmeißt den Laden zurzeit alleine. Wegen des Corona-Virus darf er nun nur noch alleine im Laden sein, umgeben von Büchern. Bücher, die gerade in der Isolation Trost spenden können.

Er ist alleine in der Buchhandlung. Und er bleibt auch allein: Niemand kommt durch die Tür, keiner, der in den Regalen stöbert, keiner, der einen Kaffee in der Buchhandlung trinkt, keiner, der sich von den ausgestellten Büchern inspirieren lässt. Doch der Betrieb läuft noch.

Buch per Rad

Ben von der Haymonbuchhandlung schwingt sich jeden Vormittag auf sein geliehenes klappriges Rad und liefert Bücher aus. Er nimmt Bestellungen entgegen und versucht den Betrieb am Laufen zu halten. Auf Facebook beschreibt er dabei humorvoll seine Erlebnisse: „Die Liefertour selbst verlief unspektakulär. Bis auf: Losfahren, als der Fahrradständer noch ausgeklappt war. Losfahren, als das Schloss noch kunstvoll in und um das Rad gerankt war. Aufgrund des nunmehr wackeligen Korbes beinahe ein Paket verloren (nichts passiert, keine Sorge). Und zu guter Letzt wurde ich nebst meinem Vertrauen in die Rücktrittbremse schwer erschüttert, als ich im Begriffe war einen regelrechten Berg (mitten in Innsbruck!) herunterzufahren. Wer die Kunst der Interpretation beherrscht, kennt nun einen der Gründe warum ich kein schweres Gerät bedienen darf und Buchhändler bin. ABER: Ein paar Bücher unter die Menschen gebracht und den ein oder anderen verbleibenden Muskel im Körper entdeckt. Ich ziehe daher eine positive Tagesbilanz. Ich hoffe, ihr auch, ihr da drinnen. Haltet durch, wir tun dasselbe.“ Die Auslieferung funktioniert selbstverständlich mit der Wahrung des Abstandes, die heiße Ware wird nach Absprache an der gewünschten Stelle hinterelegt.

Eine Buchhandlung voller Bücher ohne Menschen

Wenn er nicht gerade mit dem Rad unterwegs ist, ist er in der leeren Buchhandlung. Nimmt Bestellungen entgegen, berät per Telefon (wenns gewünscht ist, auch per Video) und schnürt Pakete. Was mit dem Rad nicht geht, geht mit der Post. In der Buchhandlung selbst wird ihm nicht langweilig: Stapelweise warten die Bücher darauf verräumt zu werden. Und als Buchliebhaber hat es auch seine positiven Seiten ganz alleine in einer Buchhandlung zu sein: „Es ist wohl sowas wie der feuchte Traum aller BuchliebhaberInnen: Alleine in der Buchhandlung.“ Ben berichtet auch von ernsten Seiten. „Viel Mut machen die vielen Solidaritätsbekundungen, die nach der Schließung eingetroffen sind“, erzählt er, „Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass auch anderen genauso viel an der Buchhandlung liegt wie uns selbst. Ein Dank an alle, die uns nette und aufmunternde Worte geschrieben haben, an alle, die uns durch ihre Bestellungen unterstützen, allen die sich in besseren Zeiten gerne hier umsehen, alle, denen an Büchern und einer guten Buchhandlung in ihrer Nähe etwas liegt. Vielen herzlichen Dank für eure Unterstützung! Das ist nicht selbstverständlich.“

Hier geht es zur Seite der Haymon-Buchhandlung.

Ein Buchladen, ein Rad, ein Mann: Die Haymon-Buchhandlung beliefert ihre Kunden. | Foto: Haymon-Buchhandlung
Was einem in der Isolation bleibt: Bücher. | Foto: Isser
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